Dani von Wattenwyl: «Sie waren sich einig: Es hätte ruhig ein bisschen mehr Sex sein dürfen.»

Foto: Lucia Hunziker

Er ist der Wunschschwiegersohn aller Mütter (VERGESST ES: Er ist glücklich verheiratet). Er gilt als schönster Moderator Helvetiens. Und die Schönheit liegt in den Genen - sein Bruder wurde zum zweitschönsten Bankier der Schweiz gekürt. Und sein Zwillingsbruder ist einer der bestaussehenden Herzchirurgen dieses Landes.

JA HALLO - DA ZITTERN AUCH GESUNDE HERZEN, WENN DIE VON WATTENWYL-MÄNNER ANRAUSCHEN...

Aussehen ist nicht alles. Aber die halbe Miete. Bei Dani von Wattenwyl kommen noch drei Tonnen Charme und der adlige Name eines der ältesten Schweizer Geschlechter dazu.

WIE BEKOCHT MAN SO ETWAS STANDESGEMÄSS? DIE BEIZEN SIND HEUTE JA WIEDER OFFEN. ABER DAMALS? ICH STAND WIEDER MAL TROPFEND AM HERD.

Und bin eben dabei, die geschmorten Kalbsbäckchen zu tranchieren. Überdies muss ich drei gebratene Wachteleilein auf ein Salatbett drapieren - EIGELB ZERLÄUFT WIE GELBE TRÄNEN. LECKMICHDOCH! Da steht er schon da. Und grinst: «Keinen Fenchel bitte - oder wenn: nur gratiniert. Sonst esse ich alles - ausser vielleicht Lamm. Und mit frischem Koriander kannst du mich jagen...»

ICH DECKE DAS VERMATSCHTE EIGELB HASTIG MIT PETERSILIE AB.

Zum Entree gibt es Kabeljau-Rücken auf Zitronenblättern mit Kokosmilch. «Ist gekauft», grinst er. Kommt in die Küche. Schnuppert herum. Und ist ganz der unkomplizierte Dani, den alle lieben: «Wenn ich etwas helfen kann...!»

Kannst du kochen?

«Ich starte morgen. Da kommt meine Mutter. Ich mache ihr einen Hackbraten.»

WESHALB ZUM TEUFEL HACKBRATEN? DAS IST FÜR NEUKÖCHE, ALS MÜSSTE DIE KUH EINE BIELLMANN-PIROUETTE AUFS EIS LEGEN.

«Ich war mit meinem Zwillingsbruder in den Ferien. Er ist leidenschaftlicher Koch. Als Chirurg kann er in der Küche abschalten. Und hat mir einen Hackbraten hingezaubert... GÖTTLICH! Diesen kopiere ich nun, wenn die Mamma zu Besuch ist. Das haut die glatt um! Und zum Dessert backt Sarah einen Orangenkuchen.»

Sarah ist ebenfalls eine Schönheit. Hat italienische Wurzeln. Und gilt nicht nur als super Köchin - sondern auch als mega Mamma für den kleinen Henry. ÜBERDIES MANAGT SIE IHREN GATTEN. HAT DIE HOSEN AN. UND HÄLT DANI DEN RÜCKEN FREI.

Ideale Frau. Und grosse Liebe?

Er grinst: «Gibt das hier eine Story für die Kronen-Zeitung? Sarah und ich kennen uns eine Ewigkeit. Sie war auf derselben Schule wie ich - allerdings im ersten Schuljahr. Und ich im letzten. Sie war der grosse Star. Alle machten ihr schöne Augen. Ich war ebenfalls total verliebt in sie - Schmetterlinge im Bauch. Du weisst...»

Ich weiss.

«Eines Tages nahm ich allen Mut zusammen. Wir hockten auf der Treppe beim Schulhaus. Und ich fragte sie, ob sie sich eine feste Beziehung vorstellen könne...»

Ja?

«Sie lachte laut. Und meinte, ich sei wirklich ein Bünzli. Sie könne sich nicht vorstellen, immer nur mit einer einzigen Person zusammen zu sein... stets dasselbe Gesicht gegenüber der Frühstückstasse. Nein. Das sei nicht ihr Ding.»

Du armes Schwein...

«Ja - ich litt wie ein Hund. Immerhin haben wir den Kontakt aufrechterhalten. Und eines Tages hat es auch bei ihr richtig gefunkt. Wir arbeiten beide bei Radio Basilisk. Plötzlich war es klar: Wir gehören zusammen. Für immer. Und so ist es bis heute geblieben. Happy family. Und Happiness mit unserem Sohn Henry.»

MEINGOTT - DER SCHÖNE MANN KANN NOCH SCHÖNER ERZÄHLEN! Eine Mischung aus Hemingway und Courths-Mahler. Jedenfalls: mein Risotto hockt an. Und den strohtrockenen Kabeljau kann ich jetzt als Kabelkau servieren.

Du bist in Biel-Benken aufgewachsen?

«Das schon - aber meine Mutter ist aus Guatemala. Einmal pro Jahr besuchten wir ihre Familie. Das war ein riesiger Stress: jeden Tag bei einem andern Vetter. Doch immer kamen dieselben Leute...»

Der Vater?

«...aus Bern. Er kam als Chemiker nach Basel. Und ist der konservative Teil der Familie. Allerdings konnte auch die Mutter klassisch streng sein: Noch als 18-jährige Burschen mussten wir bei Freundinnen-Besuch die Zimmertür offen halten. War geschlossen, wurde laut geklopft!»

Du bist nach deinem DMS-4-Diplom direkt auf die Schauspielschule nach Zürich - wie haben die Eltern reagiert?

«Mein Vater hätte mich gerne zum Hotelier gemacht. Ich wollte auf die Bühne. Das war ein harter Brocken für ihn. Also engagierte er den damals besten Berufsberater der Schweiz. Der beobachtete mich zwei Tage, stellte Fragen, ging mit mir Essen und kam dann mit einem riesigen Packen voller Analysen nach Hause. Die Familie sass gespannt am Tisch - und der Berufsberater legte langfädig los: über meine Fähigkeiten... meine Nichtfähigkeiten... Schliesslich wurde es meinem Vater zu mühsam: «Jetzt hören Sie schon auf. Ich will nur eines wissen: Was soll mein Junge werden?» Alle stierten auf den Mann. Und der lächelte freundlich: SCHAUSPIELER!

Das Häbse-Theater und das Bernhard-Theater haben dich vom Fleck weg engagiert - direkt ab Schauspielschule.

«Bei Häbse stand ich das erste Mal auf der Bühne. Mit Inigo Gallo und Silvia Reize. Die beiden waren alte Hasen vom Fach. Sie haben mich wunderbar begleitet, mir Tipps gegeben: Sie waren grossartige Kollegen. Ich versuche das, was ich damals erfahren durfte den Jungen weiterzugeben. Keinen Neid. Sondern Unterstützung.»

Du stehst auch heute noch auf der Häbse-Bühne. Komponierst die Lustspiele selber. Daneben schreibst du Thriller. Und da gab es auch einen Roman.

«Das war ein Zugeständnis an meine weibliche Leserschaft. Bei Lesungen hat sie mich stets gelöchert: Es darf doch auch einmal etwas Romantik und Sex sein. Also habe ich einen entsprechende Roman geschrieben: Pfauenstolz...»

Da hast du dann alles gegeben - an Liebe, Sex, Erotik und...

«Schon. Zumindest dachte ich das. Mein Vater, der meine Manuskripte liest, bevor ich sie dem Verlag schicke, reagierte pikiert: Dani, ich bin immerhin noch dein Vater! - Also hatte ich wohl etwas zu arg Pfeffer gestreut. Doch dann kamen die Lesungen. Und wieder die Frauen. Diese waren sich einig: Es hätte ruhig ein bisschen mehr Sex sein dürfen.»

Wie ist das mit dem Schreiben: Lustspiel... Thriller. Ist das ein ganz unterschiedliches Genre?

«Beim Roman oder Thriller spannst du einen langen Bogen. Kannst immer wieder abschweifen. Und musst versuchen, den Faden zu halten. Bei der Komödie spurtest du wie beim Hürdenlauf von einem Sprung zum andern... von Pointe zu Pointe!»

Wunderbar - dann kannst du alle Lacher auf deine Rolle zuschneiden!

«Eben nicht. Das ist die grosse Schwachstelle der meisten Possen. Es gibt einen Star. Und die Leute um ihn herum sind die Pointenzuträger. So etwas ist verschwendetes Potenzial. In meinen Stücken haben alle Lacher. Ich schreibe jedem die Rolle und seine Pointen auf den Bauch. Das Resultat ist homogen. Und man spürt eine Einheit. Wenn die Leute lachen, bin ich glücklich - egal ob bei meinem Brüller oder bei den Pointen der anderen.»

Er zupft sich jetzt ein Radieschen aus dem Salat: «Ein Zuschauer hat mich einmal abgefangen: Ich konnte zwei Stunden den Alltag vergessen. Ich danke Ihnen dafür - und ich danke Ihnen, dass Sie mich nicht mit Weltproblemen und unverständlichen Aussagen vollgemüllt haben. Ich wollte einfach wieder einmal durchatmen. Das war wunderbar - und ein grosses Geschenk!»

Du machst Telebasel. Bist ein Aushängeschild des Lokalsenders. Und mit diesem auch zum Stadtliebling geworden - Telebasel, FCB, Fasnacht. Das ist nicht mehr vom Rheinknie wegzudenken. Dann Radio Basilisk: Da gehst du auch auf die Strasse und machst Umfragen - etwas, das einer sonst an die Azubis abgibt.

«Ich liebe es, unter den Menschen zu sein... ihre Probleme zu spüren... die Stimmungen in dieser Stadt zu schmecken...»

UND ABENDS DANN DIE RAMPENSAU AUF DER BÜHNE. EIN RUNDUMPROGRAMM!

Jetzt lacht er: «Ich helfe auch im Haushalt und bringe den Kleinen in den Kindergarten. Henry will übrigens auch Schauspieler werden. IST DOCH TOLL!»

Dani schickt ein Whatsapp vom angebrannten Risotto. Dann vom Teller mit den Schwertchen. Selbst das Mandarinensorbet mit den Zuckerrosen wird geknipst.

«Die Fotos sende ich Sarah», strahlt er. «Sie macht ein Teigwarengericht für den Kleinen. Italienerinnen sind grossartige Pasta-Künstlerinnen. Und sich nie zu schade, am Herd zu stehen.»

Ich mag es nicht, wenn mein angehocktes Risotto in der Welt herumgeschickt wird. Aber - dingding - postwendend kommt die Antwort: drei Herzchen. Und drei Knuddel.

Es ist NICHT Courths-Mahler. Es ist tatsächlich die grosse Liebe.

Vorlieben und Abneigungen

Er mag: Menschen, eine Rampensau zu sein und die Lacher im Publikum

Er mag nicht: Berufsneid, Koriander und Fenchel

Foto: Lucia Hunziker

Samstag, 19. Juni 2021