Wenn wir vor 35 Jahren Stoffmangel hatten, hielt mich die Redaktion an: "Schreib noch ein Geschichtlein". Ich schrieb. Und dieses "Geschichtlein schreiben" hat mir immer Spass gemacht.
Meine Primarschulfreunde erzählen, dass ich sie bereits in jüngsten Jahren mit meinen Geschichten genervt hätte. Tatsächlich soll ich bereits in der 2. Klasse einen 14seitigen Aufsatz zum Thema "Ich bin eine Biene" verfasst haben. Der Aufsatz bestach weniger durch zoologische Fachkenntnise als durch die Episoden, die der armen Biene während ihres Lebens passiert sind.
Heute nennt man diese Geschichtlein vornehm "Kolumnen". Oder "Glossen". Jede grössere Zeitung hält sich jetzt drei, vier Kolumnisten. Und bereits gibt es ja auch die Auswahl der Schweizer Kolumnisten, die auf Vorlesungs-Tournee durch Helvetien tingeln - etwas, das vor 35 Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre.
Glossen, Kolumnen oder Geschichten schreiben macht mir wirklich Spass. Man kann hier in eine eigene Welt eintauchen, kann mit Begriffen und Wörtern spielen, kann die Sprache schnitzen, NEUE TENDEZEN IM SCHREIBEN VORANTREIBEN, und vor allem, kann man die Fantasie des Menschen anregen. Im Gegensatz zum Film, Theater oder Fernsehen kann sich der Leser bei einer Kolumne immer seine eigenen Bilder machen. DAS IST DER VORTEIL DER GLOSSE. Und des Schreibens.
Ich schreibe einmal wöchentlich in der Basler Zeitung ein Mimpfeli, ein Tagebuch in Glossenform. Meistens werde ich gefragt, ob diese Personen wie Innocent, Linda, mein Vater etc. auch wirklich existieren würden und so sind, wie ich sie beschreibe. SIE EXISTIEREN. Und sie sind meistens noch schlimmer.
Dennoch - das Schöne am Schreiben und an einer Kolumne ist, dass man der Sache die eigenen Farben und Schattierungen geben kann - manchmal spinnt man etwas zur Wahrheit hinzu, manchmal lässt man allzu Wahres weg. Und was kann der Schreiber dafür, wenn eine Geschichte falsch passiert ist ... eben! Es ist seine Aufgabe sie richtig passieren zu lassen ...