Sein Talk im Atlantis hat Geschichte gemacht – die Runde bleibt Legende: Theatermann Werner Düggelin, Couturier und Enfant terrible Fred Spillmann sowie die grosse Basler EDEL-Hure Elke.
Paul Burkhalter hat das Gefäss der Talkshow damals aus München in die Schweiz gebracht – als junger Fernsehmoderator. Und als Medienmann, der viele Jahre später noch eine neue Karriere als Theaterdirektor starten sollte.
Berlin ist noch immer seine Lieblingsstadt. Basel seine Heimat, Winterthur sein Wohnort, und wir treffen ihn auf einer Dachterrasse in Rom. Die Sonne geht hinter dem Vatikan unter. Und Pöili (den man so schreiben sollte, sonst wünscht er einem die Krätze an den Hals) – Pöili also nuckelt bei sanftem Swing an einem Saft.
Mit Alkohol ist nix. Das war einmal. Bis diese Scheisskrankheit kam. Seither lebt er asketisch: Er hat die Zigaretten weggeworfen, den Alk weggeschüttet – und: «Ich merke, dass man das Leben auch so geniessen kann. Dort. Der Tramonto über Rom … die heisse Musik hier… die fröhlichen Menschen… da brauchst du dich nicht wegzupaffen. Nicht hochprozentig zuzuschütten. Keine Shows abzulassen. NEIN. Das Leben kann nüchtern betrachtet grossartig sein – MAN MUSS DIE GUTEN STUNDEN NUR ERKENNEN.
Heute geniesse ich jede Minute, jeden Moment sehr klar. Bewusster als früher. So wie jetzt auf dieser Terrasse über der Piazza Navona…»
Er ist in Basel aufgewachsen – am Fusse des Bruderholz-Hügels: «Na ja – dort bauten sich jetzt die Neureichen ihre Nestchen mit den goldenen Eiern drin. Beim Jakobsberg besuchte ich die Primarschule. Wir aber wohnten unten im Loch. Genauer: am Rande des Gundeli – beim Dreispitz. Wir lebten auf einem Bauernhof – heute steht dort ein nüchterner Betonklotz mit Wohnungen…»
Du bist als Bauernkind aufgewachsen – in Basel?
Er winkt ab: «Nein. Mein Vater hat mit Pferden gearbeitet. Aber ich ging dann beim Jakobsberg in die Primarschule. Und dort waren natürlich viele Kinder von diesen erwähnten Neureichen. Für die war ich der Bauerntrampel…»
Mobbing? Schon damals?
«Quatsch. Natürlich nicht. Aber ich war eben ein unsicheres Kind. Das Geld der andern beeindruckte mich. Meine Schulkameraden durften dann alle mal auf den Bauernhof. Und dort sahen sie mich hoch zu Pferd. Ich ritt im Hof an der Longe. Das hat die natürlich natürlich mächtig beeindruckt. VERMUTLICH HABE ICH DAMALS ERSTMALS GESPÜRT, WIE WICHTIG ES IST IM LEBEN, DIE RICHTIGE SHOW ABZUZIEHEN. Jedenfalls: von da an war aus mit ‹Bauerntrampel› …die sahen in mir etwas Besseres – den kleinen Prinzen hoch auf dem Gaul, was weiss ich. Trotzdem beneidete ich sie – besonders denjenigen, der von seinem Vater mit einem Jaguar in die Schule gefahren wurde. ICH MEINE: D A S WAR DOCH M E I N STIL. SO ETWAS FAND ICH ELEGANT. ICH SELBER KONNTE JA NICHT GUT AUF DEM PFERD ANREITEN – NEIN. ICH HÄTTE DAS ROSS GERNE GEGEN DEN HEISSEN SCHLITTEN EINGETAUSCHT!»
Kannst du überhaupt Auto fahren?
«Neee! Ich nehme immer den ÖVau!»
Eben – da hätte dir der Jaguar eh nichts gebracht… man trauert immer dem Nutzlosen nach…
Pöili grinst: «Du und deine Taschenbuch-Philosophie. Ich wollte einfach weg aus dem kleinbürgerlichen Elternhaus. Wir hockten an den Wochenenden zusammen. Und jassten. Okay. Das war ganz in Ordnung. Ich jasse auch heute noch gerne – besonders mit Anita… die spielt so verbissen wie ich!»
Er meint Anita Fetz. Mit ihr hatte er einen Jass-Club. Preisjassen und so. Muss man mehr sagen?
Was war nach dem Jakobsberg? «Realschule. Dann die Frage: ‹Was wird der Junge mal?› Meinen Alten steckte noch immer der Schock der Arbeitslosen-Zeit in den Knochen. Die hatten schwere Jahre hinter sich. Und als dann noch unser Nachbar, ebenfalls ein Jass-Freund der Familie, von seinem Sohn schwärmte, der eine wunderbare Stelle bei der Roche als Laborant gefunden hatte, war sofort klar: Der Bub wird Laborant!»
Und bist du es geworden?
«Ja. Ich habe bei Roche gelernt. Dann die Prüfung gemacht – und der Prüfungsleiter meinte schliesslich: ‹SIE BEKOMMEN DAS DIPLOM, JUNGER MANN – ABER WIR WISSEN BEIDE, DASS SIE IN DIESEM BERUF NICHT ALT WERDEN.› Ein weiser Mann.»
Schon nach wenigen Monaten zog es ihn in diese Sphären, wo sich seine Welt drehte: in die geheimnisvollen Kulissen des Theaters… auf die Bühne… zu den Künstlern, die irgendwie auf einem andern Planeten atmeten.
«Kannst du dich noch ans Klingental-Theater erinnern? Später hat es d Häbse übernommen. Im Klingentaltheater habe ich als Mädchen für alles angefangen: Kasse… Telefon… putzen… na ja, das volle Programm. Eines Tages musste ich auch als Schauspieler einspringen – kleine Rolle bei HD Läppli. Der alte Alfred Rasser produzierte das Stück. Eines Tages rief ein Zeitungsschreiber an: ‹Stimmt es, dass euer Theater Pleite ist?›
Auf diese Art habe ich vom ‹AUS› des erfahren. Und tingelte dann noch weiter mit Alfreds HD Läppli durch die Kleintheater der Schweiz. In Zürich blieb ich dann im Bernhardtheater hängen…»
Zürich? Weshalb dort – du als Basler, ich bitte dich!
«Es war eine Liebesaffäre… na ja. Jedenfalls war ich nun an der Limmat. Arbeitete neben dem Theater mal hier, mal dort. Und bekam dann einen Anruf der Baseldytsche Bihni – ob ich nicht mitmachen wolle. Sie könnten kein Honorar bezahlen – aber das Zugbillett Zürich–Basel–Zürich liege als Spesen drin. Natürlich nur zweite Klasse…»
HIMMEL! Erst Jaguar-Träume – dann den Zug zweiter Klasse!
Pöili lacht jetzt wieder sein lautes Pferdewiehern:
«Immer nach der Vorstellung in der ‹Baseldytsche› habe ich in der ‹Kunsthalle› den letzten Zürich-Zug abgewartet. Am Stammtisch. Dort hockte auch Pitsch Mischler. Er war beim Radio DRS im Studio Basel. Und er schlug mir vor: ‹Du hast eine gute Stimme – komm doch zu uns als Sprecher…»
Päuli ging zu Albert Werner ins Bruderholz-Studio Basel zum Test.
«…ich hatte ganz zünftig den Kack in den Hosen, kannichdirschonsagen! SCHEISS-LAMPENFIEBER. Pitsch beruhigte mich. Drückte mir ein Blatt Papier in die Hand. Und führte mich ins Ton-Studio, wo die andern hinter der Glaswand hereinstierten. ‹Lies das zuerst ein paarmal laut durch…›, ermunterte er mich. Also las ich es. Und wusste nicht, dass die schon voll auf Ton waren und alles mitbekommen hatten. Na ja – jedenfalls fanden sie meine Stimme okay. Und ich hatte den Job…»
Du hast dann in allen Redaktionen gearbeitet…
«…ja. Sogar in der Religion! Aber ich blieb bei der Unterhaltung hängen.»
…und wann kamst du zum ersten Mal live ans Mikrofon?
«Das war bei Mäni Weber und seinem ‹Guete Samschtig mittenand›. Später holten sie mich dann zu DRS 3. Heute heisst es SRF 3. Aber bref: Ich durfte das neue Gefäss mitgestalten – war beim Gründungsteam. Das war der Anfang dieses Senders – quasi als Replik auf Schawinskis neuen Piratenkanal. Parallel dazu eröffnete ich mit einem Freund einen Nachtclub – den STRATOS an der Freien Strasse.»
UND WIE BIST DU AUF SO ETWAS GEKOMMEN?
«Na ja – das Malibu (es gehörte zu einem Teil Fredy Burger) war zu haben. Werner, ein Freund, lieh uns Geld. Und so sprangen wir ins kalte Wasser. Wir machten aus dem Stratos mehr als nur eine Bar – es war ein Treffpunkt. Wir organisierten schon damals Happenings, zeigten Filme, hatten Shows. Es wurde ein Basler Meeting-Point der verschiedensten Szenen.
Aber mit der Zeit ging mir dieses verrückte Nachtleben neben dem Radio-Job unter die Haut. Ich hockte an der Bar. Flemmte drei Päckchen nonstop. Und wurde als ‹Tresenschlampen› natürlich auch noch mit Cüpli und Whisky gefeiert. Wir haben dann statt Whisky dunklen und statt Cüpli hellen Tee mit Mineralwasser angefüllt – sonst hätte ich das nicht durchgestanden.
Eines Tages spürte ich: Das wars. So wird man sonst zum Alkoholiker. Ich hörte auf – und Ueli, mein Geschäftspartner führte den Stratos alleine weiter.
Für mich war die Zeit eine gute Erfahrung. SPÄTER HABE ICH JA IMMER WIEDER MIT GASTRONOMIE ZU TUN GEHABT…»
Dann klopfte plötzlich 3-Sat an:
«Ja. Louis Bolliger wollte, dass ich die Basler Fasnacht für 3-Sat moderiere. Ein Jahr später kam bereits die Anfrage vom Schweizer Fernsehen für die ganz grosse Kiste mit Cortège und Querschnitt – ich machte es dann 15 Jahre lang. Das ist ein Rekord. Halt – Heinz Margot hat es vermutlich auch so lange gemacht. Ich weiss nicht – jedenfalls: ES WAR DAMALS STRESS PUR! Wir nahmen am Fasnachtsdonnerstag um vier Uhr morgens die letzte Moderation auf und mussten den Querschnitt am Sonntagabend fertig haben. RIESENPLACKEREI. Aber Spass!»
Du selber warst nie Fasnächtler?
«Spinnst du? Natürlich war ich Fasnächtler. Bei der Basler Mittwoch-Gesellschaft habe ich Piccolo spielen gelernt. Später bin ich zusammen mit Jean Tinguely, Ebi Kornfeld und Ces Keiser im Kuttlebutzer-Vortrab mitmarschiert …wir waren eine wilde Bande, kann man heute schon so sagen. Es sind nur noch wenige von uns da…»
Ja, ich erinnere mich, wie du jeweils am Spalenberg in deine enge Wohnung zur «Ziibelewaaie» gebeten hast. Elsie, deine Mutter, war ja ganz gross darin… in der Wohnung lagen Tonnen von Zwiebelkuchen herum. Und es duftete durchs ganze Haus… ja selbst den Spalenbuggel rauf und runter!»
Pöili schaut mich nun scheel an:
«Du hast meiner Mutter immer den Schmu gebracht, sie sei die beste Wähenbäckerin, die du kennen würdest …schmalzschmalzschmalz! Sie betete dich dafür an. Aber bei mir hat sie das Anderssein nie akzeptiert. Als ich ihr einmal sagte: ‹Aber der -minu ist doch auch schwul!› Da antwortete sie nur lakonisch: ‹DAS IST ETWAS GANZ ANDERES.›»
Na ja Mütter! Und dann gings ja rasant. Bolliger holte dich nicht nur für die Fasnacht zu 3-Sat, sondern auch für die Moderation. Das bedeutete: Wochen in Deutschland… die grosse DEUTSCHE Fernsehwelt…
«Ja. Da kam ich dann wirklich auf die Welt… jetzt lernte ich die ganz grossen Namen aus dem deutschen Kultur- und Theaterleben kennen… durfte sie interviewen… von Biolek über Inge Meysel bis zu Curd Jürgens… es war eine tolle Zeit. Aus jenen Jahren stammt auch die grosse Liebe zu Berlin… schon damals bin ich immer im ‹Esplanade› abgestiegen… und wohne auch heute noch dort…»
Und schon rief eine neue Simme, Hans-Peter Platz – der damalige Chefredaktor der BaZ.
«Sie hatten grosse Pläne im Fernsehbereich… eigenes Studio auf der Redaktion… und ein Magazin-Gefäss auf SF 2… das wurde dann ‹Café Bâle›… ein bisschen an ‹Spalebärg 77a› angelehnt: Aktuelles ironisch angerichtet. Wir hatten eine super Crew mit der einmaligen Claudia Federspiel als Dame aus dem Basler Daig. Als wir Verleger Hansruedi Hagemann unsere ersten Probedrehs vorspielten, meinte der etwas erschrocken. ‹Sind die Frauen im Basler Daig wirklich so giftig?›
Nun – wir arbeiteten mit mehreren Autoren… bekamen aber keinen Schweizer Regisseur. Für die ersten Sendungen mussten wir auf einen deutschen ausweichen. Kein Schweizer hätte sich in der Regie an diese neue Sache gewagt…»
Vor und neben dem ‹Café Bâle› lief dann auch die grosse Monats-Show im Atlantis – «Cabaret Local» mit der unvergesslichen Vreni Berlinger, die als «Zyttygsanni» Furore machte und später auch im Schweizer Fernsehen eine Satire Sendung erhielt:
«Bei ‹Cabaret Local› traten wir Mitwirkende als Gastgeber im Atlantis auf. Wir führten die Gäste an die Tische. Servierten ein Nachtessen – und später dann eine kleine Show mit berühmten Gästen. Es war jeden Monat ausverkauft. Die Sache boomte. Auch diese Art von Theater war neu für die Schweiz – so wie die grossen Talkshows davor…»
Den Talk hast du aus Berlin nach Basel gebracht?
«Nein. Aus München. Katrin Miville machte Regie bei der Lach- und Schiessgesellschaft. Eines Tages nahm sie mich zu Dieter Hildebrandt mit. Der hatte eine Talkshow. Ich war fasziniert. Zurück in Basel, kickte ich Onorio Mansutti, der damals noch das Atlantis führte, an: So etwas können wir auch. Blauäugig gingen wirs an – mit Trudi Gerster als erstem Talk-Gast. Resultat: FULL HOUSE.
Als wir dann Dügg zusammen mit der Sado-Lady Elke und Drag-Queen Fred Spillmann auf der Bühne hatten, war der Teufel los. Meine Mutter rief mich etwa eine Stunde vor der Show an. Jammerte: ‹Da warten Hunderte von Leuten vor dem -tis… ich komme gar nicht rein!› Heute sind Talkshows natürlich ausgesessen – aber damals war es prickelnd neu.»
Irgendwann in dieser turbulenten Zeit rief Viktor Giacobbo an?
«Das war im affenheissen Sommer 2003. Ich hing mit einem Freund an der Art rum. Es war an einem Montag – vor der Art-Unlimited-Vernissage. Mein Handy schellte. Und es war Viktor Giacobbo. Er hätte nach Basel zu einer Bachmann-Inszenierung kommen sollen. Und sagte ab: ‹Wir haben da in unserm Casino-Theater GV – und im Übrigen kommst du zu uns als Direktor…› Mir verschlug es den Atem. Das Einzige, das ich dazu sagen konnte: ‹Habt ihr in Winterthur auch so heiss?› – Dann drückte ich ihn weg. Und schaute meinen Freund an: ‹Ich glaube, man hat mir soeben den Job meines Lebens angeboten?!›»
Das wurde es auch. Er musste seine Traumwohnung beim Dalbedych aufgeben. Basel. Die Fasnacht und ihre Kuttlebutzer sowie das Schnitzelbangg-Comité. Und die Leute schüttelten den Kopf: «Was willst du in Winterthur?»
Heute muss er lachen: «Ich selber habe das Casino-Theater auch total unterschätzt. Als Lorenz Keiser – er war ein Kuttlebutzer-Cliquenkollege – Vorpremiere in Winterthur hatte, fuhr ich mit dem Taxi an diesem riesigen Palais vorbei. Und eine eisige Hand wühlte in meiner Magengegend: ‹DIESES HAUS SOLLST DU FÜHREN? JA KANNST DU DAS?›»
Er konnte. Und er hatte gleich zu Beginn grossen Erfolg. Er koppelte den grossen Gastrobetrieb mit dem Theater. Er organisierte Silvesterabende mit Theaterunterhaltung und Diners… Salzburger-Noggerl mit österreichischem Nachtessen… eine Basler Fasnachts- Gala, die er auch heute noch moderiert und die zu den Winterthurer Highlights gehört…
Dazu holte er dank seinem Networking die besten Bühnenkünstler der deutschen Showpalette ins Haus – Winterthur lief Zürich bald einmal den Rang ab.
«Ich bin herumgejagt, um mir neue Künstler anzuschauen. Und daneben die alten grossen Namen zu engagieren. Es braucht im Theater stets den persönlichen Kontakt zu den Artisten, Künstlern, Schauspielern. Sie sollen sich bei dir zu Hause fühlen. Es muss für sie ein ‹Heimkommen› sein. Das ist wichtig…»
Und dann kam der Breakdown?
«Ja. Ich habe mich ganz einfach übernommen – ich war die berühmte ‹candle burning at both ends›. Eines Tages, als ich Didi Hallervorden nach der Vorstellung treffen wollte, kam ich fast nicht mehr vom Sessel hoch. Ich spürte höllische Schmerzen. Natürlich ging ich trotzdem noch mit ihm an die Bar. Im Hotel aber sah ich, dass meine Beine, selbst die Füsse – einfach alles war rot. GÜRTELROSE. UND DANN BEGANN EINE BÖSE ZEIT…»
Er musste nun das Tempo runterfahren: «Eigentlich war die Gürtelrose der Anfang – das Warnsignal. Als es mir besser ging, machte ich jedoch wieder mit Full Power weiter – ich kam nie vor drei Uhr morgens ins Bett. Schlotete wie ein Kamin, sodass mir Marc, unser Gastro-Direktor des Casinotheaters, die Aschenbecher versteckte. Und dann kam der Schuss vor den Bug.»
Seine Stimme wird leiser: «Ich hatte mir in Deutschland eine Aufführung angeschaut. Fühlte mich nicht wohl. Jagte aber nachts doch noch nach Winterthur zurück. Und brach morgens, als ich zur Arbeit wollte, zusammen.
SIE BRACHTEN MICH IN DIE NOTFALLSTATION. Der Professor, ein Basler, der später zu einem fürsorglichen Freund wurde, zeigte mir das Röntgenbild meiner Lunge. Es war ein Schock. Da wusste ich: sofort zurückschalten.»
Du bist ein Einzelgänger, hast zwar immer wieder mal…
«…ja, sag es ruhig: Ich bin nicht bindungsfähig – NICHT FÜR DIE ZWEIERKISTE GESCHAFFEN. Mein Leben war zu hektisch, als dass da jemand daneben Platz gehabt hätte. Ich bereue das nicht. Denn ich habe viele Freunde, die ich pflege – so wie man die Blumen in einem Garten pflegt. Gute Freunde sind wichtig. Wunderbar. Als ich im Spital lag, waren sie alle für mich da… das bleibt tief in einem drin…
Wenn wir im Theater ein Schauspiel mit solchen Worten beenden würden, hätten die Kritiker Schaum vor dem Mund: SO EIN KITSCH!»
Pöili lächelt nun leise. «Theater ist Theater. Aber das Leben inszeniert manchmal schonungslos die härteren Stücke…»
Pöili Burkhalter
Er mag: Verdi’s Traviata, Kartoffelstock mit Seeli und Jassen
Er mag überhaupt nicht: Protz, Fenchel und wenn die Gegenpartei vier Bauern weisen kann...