Innocent mag den Dreikönigstag nicht. Und schon gar nicht das Kuchenspiel. Er zieht immer die Arschkarte. Es liegt in den Genen, dass die kleinen Dicken stets wissen, wo das Glück steckt. Das heisst: Natürlich muss jeder seinem Glück schon selber etwas nachhelfen.
Mimpfeli
Die Mimpfeli erscheinen immer am Dienstag im Kulturmagazin der BaZ.
Josefine war eine Hexe.
Zumindest flüsterte man das in der Familie (Mutterseite) herum. Josefine war Vaterseite. Und was von dort kam, war dem andern Ufer des Familientümpels eh immer suspekt (hätte ich Familiendünkel sagen sollen?).
Josefine war die älteste Schwester der Kembserweg-Omi. Wir nannten sie «Tante Finni». Und uns grauste ein bisschen vor ihr – ungefähr so wie vor einem Engerling im Erdbeerbeet. Oder einer Schnecke am Salat.
Dora schaute aus dem Fenster. Auf dem Bassin spritzten Regentropfen auf. Dora seufzte: «Also das hätten wir in Binningen auch haben können...»
«Heute Nacht haben uns wieder die Nilpferde besucht…» Afrika-Heidi schaut über ihren Paradiesgarten im Camp an der Grenze zu Sambia und Namibia. Die Frangipani-Bäume stehen in voller Blüte. Der Rasen ist grün – ein wunderbarer Kontrast zu all der Dörre, den sandigen Steppengegenden und den scheintoten Bäumen (diese blühen dann alle wieder, sobald die ersten Überflutungen das Land bewässern) im Okavango-Delta. Heidi ist Baslerin. Aber sie lebt hier seit Jahrzehnten – zusammen mit Flusspferden. Und Krokodilen.
«Wollt ihr auf einem Elefanten reiten?» – Pipi strahlte uns an. Ich strahlte weniger.
Natürlich gehören Elefanten zu meinen Alltagslieblingen – wie Glühwürmchen, Nilpferde und Vanilleeis mit Krokant drin. Aber ich habe Respekt vor den Tieren. Und schaue sie mir gerne von Weitem an. Es gab eine Zeit, als man auch im Basler Zolli auf Elefanten steigen durfte. Meine Eltern drängten mich, weil mein lieber Vater von einer seiner Drittfrauen eine Schmalfilmkamera auf Weihnachten geschenkt bekommen hatte.
«AAAAFRIKA!», seufzte Innocent. Er seufzte den Kontinent mit drei A. Damit wollte er seine Sehnsucht verbal ausdrücken: «AAA-frika! Irgendwann will ich da mal hin!»
«Aha», sagte ich. Mit nur einem kurzen A. Denn meine Sehnsucht hielt sich punkto Afrika bis anhin in Grenzen.
«In eigener Sache schreibt man nicht.» – Innocent rümpft die Nase. «Schon gar nicht in die Zeitung!» Der alte Meckerheini hat wieder mal seine vornehme Stunde. Okay. Eigentlich wolle ich nur berichten, wie es zu den Mimpfeli gekommen ist. Sie sind jetzt auf die Stunde genau 40 Jahre alt.
«Das ist zu primitiv!» Innocent klopft verächtlich auf das Leintuch mit den zwei watschelnden Enten.
O.k. Es ist ein Kinderbettanzug. Und es ist eine auf Tuch gedruckte Szene aus Disneys «Aristocats».
«Na, du dickdummes Sisi-Datscherl... gehst wieder auf Rüschenschau!»
Es ist natürlich Lieserl. Die blöde Kuh will mir jedes Jahr «Sisi» vermiesen. UND NUR WEIL DIE KAISERIN WAR UND DIE LIESEL LEDIGLICH EIN EINGEHEIRATETES FRÄULEIN LUTZ.
ABER ICH LIEBE MEINE SISI. DA KANN DIE LEDIGE LUTZ EIN GANZES SCHEISSHAUS MIT DRECK SCHLEUDERN.
Dieses Sisi-Lächeln, das wir alle kennen... das Glimmer-Krönchen, von denen kleine Buben träumen ... der bleiche, wunderbar gepuderte Busen, welcher den Kaiser kirre macht ... DAS REGT NATÜRLICH DEN NEID DER SALZBURGER DRECKSCHLEUDER. DIE KANN DOCH MIT IHREN ZWEI HOCH GEHIEVTEN RUNZELMELONEN SCHON MORGEN ABDANKEN!
«I MOCH MAINEN BUABERLN SISSI-SCHNITTERLN!»
Mein Gott. Es bleibt uns nichts erspart. Zuerst die Bartoli als Maria in «West Side Story». Und jetzt dieser Zuckerschlamm mit den Heidelbeeren drin. BEIDES UNERTRÄGLICH SÜSS. UND BEIDES IRGENDWIE FALSCH GEBACKEN.