Theater hat wieder Saison. WUNDERBAR. Aber wenn mans genau nimmt: DAS LEBEN IST DAS BESTE THEATER. ES SPIELT DIE WILDESTEN DRAMEN. UND WER NICHT EINEN MOMENT OPERETTE DRAUS ZIEHT, IST SELBER SCHULD.
Mimpfeli
Die Mimpfeli erscheinen immer am Dienstag im Kulturmagazin der BaZ.
«DIE IST ZU DICK! DAMIT KANNST DU DIE FENSTER KITTEN!» Innocent macht den Menschen das Leben nicht einfach. BESONDERS NICHT DIESEN LIEBEVOLL AUFOPFERNDEN GESCHÖPFEN, DIE SICH ALLE BEINE FÜR IHN AUSREISSEN. UND SEIN SCHLECKMAUL MIT KÖSTLICHEM STOPFEN!
«Sie bringt Knödel mit.»
MEIN GOTT – DAS TUT SIE DOCH JEDES JAHR. UND NUR, UM MICH ZU NERVEN.
Innocent sieht, dass ich auf hundert bin. Ich beisse den Kronenverschluss des Bierfläschchens mit meinen Schaufeln vom Glashals. Und so etwas tue ich nur in höchster Erregung.
«Da saans ja die feschen Burschen!» – Die Baronin drückt Innocent mit einem dramatischen Ruck an sich, sodass dessen Ohren aufgeregt sphärisch piepsen – als wären sie vom Mars neben Innocents Grauhaar-Toupet gelandet.
«Fesche Burschen» ist natürlich der totale Zucker.
«MOGST E FESCHS WAIBSBILDERL KENNENLERN?»
Liesel knallt mir den Ellbogen in den Bauch. Und kichert anzüglich. «Das Babserl is a haisse Nummer.»
WESHALB KAPIERT DIESER AUSGEGEILTE SCHLUTZKRAPFEN NICHT, DASS MICH WEIBER NUR SELTEN HEISS MACHEN?!
«Oh mei orms Haaserl.» Liesel, diese versaute Schleimkeule, schreit beim Anblick von Innocent in der Schlossauffahrt auf, als hätte sie noch nie einen Alten am Stock gesehen.
«Hott-er dy gschloogen, dieser brutoole Drecksock… mai orms Vanille-Schneggerl!»
«Sie haben diese Woche bereits zum dritten Mal Zopf und Butter – wenn du mich fragst: Die haben geerbt. Oder verbraten ihr Schwarzgeld und...»
Ich brüte über einem Artikel «SPANNUNG IM ALTER?» Aber beim Thema Zopf wird mir warm um die Magenwände.
Ich liebe Zopf. Natürlich hats ab 50 plus zu viel Butter drin. WIR KENNEN JA ALLE DIESE VERDAMMTEN CHOLESTERINWERTE. Obschon – jetzt behaupten sie wieder, das sei alles überholt. Eine neue Studie sage, Cholesterin sei so natürlich wie Haarausfall. Es gehöre einfach dazu – besonders ab 50 plus.
«Ceeeenoviiis!» – es ist Innocents Schlachtruf zum Tag. Ich habe ihm Schnittchen gebuttert. Konfitüren in silberne Schälchen abgefüllt (Holunder mag er am liebsten). Und Honig auf einem grossen Löffel vorgesetzt.
Bei meinem Marsch von unserm kleinen Holzhüsli ins Dorf von Adelboden schalte ich auf dem grossen Platz meistens eine Verschnaufpause ein.
100 Kilo. Plattfüsse. Ein wie immer viel zu enges T-Shirt – das bremst jeden aus.
Elvira steckt in der Krise.
Zwölf Jahre Ehe. Zwei mal Kinder – davon eines streng vegetarisch («Ich esse nichts, was getötet wurde!»)
Und ein Ehemann, der den Feierabend beim Trommeln verbringt. DA IST DER STRESS PROGRAMMIERT.