OK. Eine gebrochene Scham ist nicht lustig. Es gibt in jenem Bereich bestimmt aufgestelltere Momente. Aber nun ist einmal der Riss im Becken drin. «UND SO EIN BRUCH!», jammert der Gefallene. JA. SCHLIMM. ABER NOCH SCHLIMMER IST ES FÜR DIE DURCHGESCHÜTTELTEN UM IHN HERUM.
Mimpfeli
Die Mimpfeli erscheinen immer am Dienstag im Kulturmagazin der BaZ.
Endlich in Basel! Der Verkehr von Wien über München war Horror: Baustellen, Baustellen, Baustellen. Du stehst im Stau. Und das Schlimmste: deutsche Schlagermusik mit fröhlichen Moderatoren-Sprüchen – die Lustig-Laune umspinnt dich wie Zuckerwatte den Holzstängel.
Das Wiener AKW umfasst ein ganzes Quartier. Es heisst: ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN. Und es liegt nur eine U-Bahn-Station von meiner Wohnung entfernt. Aber die U-Bahn-Station an der Volksoper wird umgebaut. Und somit ist sie temporär zugemauert.
Eigentlich bin ich zum Schreiben in Wien.
RIESENKISTE: ROSA SEEKUH.
Na ja – so ein Roman eben. Einem rankschlanken, wunderschönen Mann passieren alle diese Dinge, welche die Welt andern verboten hat.
WIE GESAGT: ES IST KEIN TATSACHENBERICHT.
ES IST M E I N ROMAN!
Das Wiener Tageserwachen sieht so aus. Um 05.30 Uhr rumpelt es. Es ist, als würde die U-Bahn durch unser Schlafzimmer fahren. Aber es ist nur der Hausmeister. Er schleppt die Abfall-Container für den organischen Müll an unserer Parterre-Wohnung vorbei.
«Weshalb ausgerechnet Wien?» Vera sitzt vor mir im Café Weimar. Das Café ist eines der 830 Kaffeehäuser, die Wien diesen einzigartigen Charme verleihen – wie der Schlagobers auf dem Einspänner quasi. Vera gabelt sich durch ein Stück Sachertorte. «Das ist Wien», schwärmt sie.
Es war nicht einfach.
Es gibt natürlich Tonnen von Wohnungen in Wien.
Aber wenn einer die Hofburg und Sissis Boudoir gesehen hat, kann man nicht einfach zu jedem Linoleumboden und einem schiefen «Waschkasterl» Ja sagen.
Es war mein Prager Freund Pavel, der mir Herrn Franz vermittelte.
Herr Franz hat Häuser und eine ungarische Gattin, die Frau Reka.
Frau Reka tönt so gesund. Und nach einer ruhigen Therapie. Aber Frau Reka hat Paprika im Hintern. Sie macht Gulasch, so feurig wie ein Steppenbrand. Und sie singt. Dies nicht sehr gekonnt – aber sehr laut.
«Herr Andreas» bringt mir Eier. Sie sind exakt drei Minuten gekocht. Geschält. Und in ein mit Dampf erhitztes Coupe-Glas gelegt worden.
«Es kommen alle!» – sagt Arthur.
Als ich Arthur das erste Mal begegnete, dachte ich, er sei sein Chauffeur. Ein schlaksiger Kerl im etwas abgetragenen Anzug zottelte auf mich zu. «Und wo ist Herr Cohn?», fragte ich ihn. «Herr Cohn bin ich», lächelte er schüchtern.
ARTHUR PASSIEREN IMMER SOLCHE DINGE.
Als er an der Award-Party in Los Angeles teilnahm, winkte ihn Liv Ullmann herbei: «Für mich bitte ein Glas Mineral, danke!» Fünf Stunden später, als er an der grossen Verleihung die Bühne betrat, rief die grosse Schauspielerin mit weit aufgerissenen Augen: «ICH GLAUBS JA NICHT – MEIN KELLNER HAT EINEN OSCAR GEWONNEN!»
«Die Prozession geht an eurem Balkon vorbei…» Umberto ist ganz aufgeregt. Zum ersten Mal kann er seine heilige Agata von oben herab betrachten. «Sie verkaufen hier alles auf den Strassen – nur kein Bier», beschwert sich Innocent.