Von der Tücke des Fernsehens und Fonduekuchen

Nein. Fernsehen ist nicht Schreiben. Ich meine: Hier sitze ich vor den Tasten. UND BIN GANZ ALLEINE FÜR DEN MIST IN DER SPALTE VERANTWORTLICH. Beim Fernsehen ist das anders. GANZ ANDERS. Wenn der Tonmann mies drauf ist und die Kamerafrau den Gong hat? JA HALLO! WAS KANN ICH DA TUN? Ich sage es euch: NICHTS KANN ICH DA TUN. Du bist dem Schicksal dieser geil-elektronischen Medienwelt hoffnungslos ausgeliefert. Sie bringen dich so ins Licht, dass deine Augensäcke an Kembserweg Omis übervollen Staubsaugerbeutel erinnern.

Erschienen am: 
Sonntag, 2. Dezember 2012

Von der toten Saison in Cannes und Pizza mit Sardellen

Cannes ist düster. Die Stimmung hängt durch. Die Kellner haben die Nase gestrichen voll vom triefendsüssen «bonjour... bonjour»-Gesäusel des Sommers. Und auch die Russen-Mafia, die da mit dicken Zigarren und noch dickeren 500-Euro-Bündeln nach rosa Champagner brüllt, lockt keine Sau mehr hinter dem Ofen hervor.
Wie gesagt: CANNES UND SEIN SERVICE SIND JETZT SO ERLOSCHEN WIE DIE HERDPLATTEN DIESES KÜCHENCHEFS, DER KOKAIN REINZOG.

Erschienen am: 
Samstag, 9. Oktober 2010

Von der syrischen Prinzessin und wie die Zeiten ändern

Donnerstag - als ich vor 30 Jahren diese Insel und den baufälligen Turm erstmals erblickte, war für mich klar: adieu. Und weg!
ICH BIN KEINE PFADFINDERNATUR.
Das fröhliche Singen ums Lagerfeuer IST MEIN LIEDLEIN NICHT!
Und ich hasse es, am Brunnen vor dem Tore mit kaltem Wasser unter arglistigem Geblinzel einer Horde Säue meine Morgentoilette zu verrichten.
ICH BIN DER FENJAL-DUSCHE-TYP.

Erschienen am: 
Donnerstag, 29. Juni 2006

Von der Suche nach Ragusa und dem Paten

Ragusa hat mich immer ­fasziniert. Ich meine: GIANDUJA-­STÄNGEL MIT GANZEN HASELNÜSSEN DRIN!
Und nun dies: Alberto macht mich auf Ragusa scharf: «In diesem sizilianischen Ort findest du die Szenerie, die sie für alle diese Montalbano-Filme ausleuchten. Fahre hin. Und geniesse. Ragusa ist eine Traumwelt. Alles war da: Normannen und Staufer, Araber und Griechen, Onassis und Frau Merkel ? jeder wollte ein Stück von Ragusa. Jetzt sind dort die Russen im Anmarsch ? sie sprechen schon von den Ragussen ?»

Erschienen am: 
Dienstag, 4. Juni 2013

Von der Suche nach dem Jesuskind

Ginetta wollte ein Jesuskind. Ginetta kam als junge Frau in unseren Männerhaushalt. Sie knetete die beste Pasta. Und sie bügelte die Hemden, als gälte es, in ihnen «Tosca» zu dirigieren. Kurz: Ginetta war die perfekte Haushälterin. Sie blieb, bis ihre Hände zu zittern begannen. Und die Zeit ihren Rücken wie einen schlecht ein­ geschlagenen Nagel krümmte. Aber im Advent bringt uns Ginetta ihre handgekneteten Nudeln, die feiner sind als Engelshaar.

Erschienen am: 
Sonntag, 18. November 2012

Von der Suche nach Commissario Montalbano

Als wir Herrn Camilleri in Rom endlich am Telefon hatten, um ihn nach Commissario Montalbano zu befragen, da antwortete der 88-Jährige ziemlich ungehalten: «VERGESSEN SIE DIESE PFEIFE. ICH HÄTTE MONTALBANO SCHON VOR JAHREN ERSCHIESSEN LASSEN SOLLEN!»
Dennoch verputzt der wetterfühlige Bulle weiterhin enorme Portionen von gebratenen Melanzane und Barben an der Bucht von Vigatà.

Erschienen am: 
Dienstag, 21. Mai 2013

Von der Stille in Adelboden und Tapetenwechsel

Donnerstag «Hier ist der Balkon so schön hoch? ich glaube ich stürze mich runter!»
Das war der Moment, als mir das Stück Erdbeertorte (ohne Rahm) vor Schreck von der Gabel kippte.
Es war in Adelboden. Und es war ein Traumsonnentag.
Mein Vater hat immer gesagt: «In Adelboden regnets auch, wenn die Sonne scheint.»
Na ja? er sahs eben, wie ers verstand. Dabei hatte er eh nur Augen für Höheres? das waren die Berge. Und das war das, was er Aellig Resis «Holz vor dem Haus» nannte.

Erschienen am: 
Donnerstag, 10. Juli 2008

Von der silbergrauen Perücke und Fasnachtsmoral

Die Perücke lag unter einem Berg von alten, ­verwitterten Larven.
«O GOTT!», sagte ich. Und zupfte sie sorgfältig hervor.
«O GOTT», haben damals auch meine ­Cliquen-Freunde gerufen. Und: «Also das kannst du gleich vergessen! Mit so etwas nehmen wir dich nicht mit!» Dann sagten sie das, was ich in meinem langen Fasnächtlerleben immer wieder hören musste. «DAS IST NICHT FASNACHT!»
Jerum!

Erschienen am: 
Sonntag, 10. Februar 2013

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