Von der Sechser-Tram-Erziehung und Flecken auf Jil Sander

Donnerstag Es war wieder mal so eine Einladung: Weisser Damast. Blütenrein wie eine frisch entfaltete Knospe. Als ich mich vom Tisch erhob, warf mir der Gastgeber einen Blick zu, der einen Waffenschein benötigt hätte: Auf dem weissen Tischtuch an meinem Platz sah es aus, als hätte eine Kuh draufgeschissen. ICH WEISS NICHT, WIE ES PASSIERT. ABER ES PASSIERT IMMER.
UND IMMER MIR.

Erschienen am: 
Samstag, 9. Januar 2010

Von der schweren Geburt trauriger Weihnachtsgeschichten

Donnerstag «... und schreiben Sie uns eine nette Weihnachtsgeschichte!»
BLÖDE KUH!
Die Leute denken, ich sei vollgestopft mit Halleluja-Storys wie das Huhn mit Eiern. Computer an? Augen zu. Und ab!
ABER SO IST DAS NICHT!
Weihnachtsgeschichten kommen nicht einfach problemlos zur Welt. Das hat ja schon Maria bewiesen. ES SIND ZANGENGEBURTEN. Und man geht lange, lange schwanger damit.

Erschienen am: 
Donnerstag, 13. Dezember 2007

Von der Schweiz am Toten Meer und dem Gebet in der Wüste

Donnerstag Der Zollübergang Syrien?Jordanien war kein Honigschlecken.
Erstens fehlte der Mann, der uns die Visa aushändigen sollte. Er war im Gebet. Und dies mitten in der Wüste.
Zweitens durften wir nicht ohne Geld zu wechseln einreisen. Aber die Bank war geschlossen. Der Schaltermann war der Bruder des Visum-Manns.
Und beide beteten synchron zu Allah, dass er ihnen einen guten Tag schenken möge.

Erschienen am: 
Samstag, 5. Dezember 2009

Von der schnellen Fahrt nach Neapel und falschen Katzen

Donnerstag Die Schnellbahnfahrt von Rom nach Neapel dauert kaum anderthalb Stunden. Das ist schön. Noch schöner: In der ersten Klasse bekommst du einen Espresso serviert. Dazu zwei Biscotti im Schokoladenmantel.
UND DAS ALLERSCHÖNSTE: AM SCHLUSS GEHT DER STEWARD MIT EINEM SACK VOLLER PRALINENEIERN HERUM.
Sie sind zwar noch von Ostern. Und das Datafrisch des Hoppelhasen ist auch abgelaufen. Aber einem geschenkten Osterhasen schaust du nicht auf den Schwanz!? Eben.

Erschienen am: 
Donnerstag, 7. Mai 2009

Von der saumässigen Susi und BRITISH GREEN

Winter? das ist tote Hose auf der Insel.
Das Prickelndste ist das junge Olivenöl.
Und das Einzige, was läuft: die Nase der Witwe Cartucci.
Tag für Tag steht der alte Giftzahn an seinem Fischstand. Putzt diese seltsamen länglichen ­Süsswasserfische, die sie in Orbetello aus den sumpfigen Lagunen ziehen. Und die man hier NASEN nennt.
Die eigene Nase putzt Rosanna Cartucci nicht. ­Die tropft wie ein lecker Wasserhahn in das Becken mit den schlangenschlingelnden Aalen.

Erschienen am: 
Sonntag, 13. Januar 2013

Von der Rache an den wilden Schweinen und Fehlschüssen

«Diese verdammten Drecksäue!» Dieser verbal ungestüme Ausdruck von den DRECKSÄUEN kam nicht von irgendeiner politischen Seite. Sondern ausgerechnet von Innocent. Er, der die Sanftmut in Person ist? ER SINKT DA TATSÄCHLICH IN DIE NIEDERUNGEN HERUMBRÜLLENDER DEMONSTRANTEN AB. Dabei kommt seine Birne ins Auberginefarbige und das Stimmlein fiept wie bei einem Ballon, dem das Kind die Luft durch den engen, zugekniffenen Gummihals jagt.
NA DANKE.

Erschienen am: 
Samstag, 14. Januar 2012

Von der Power-Lounge in New York und Muuusli Number One

Donnerstag - Die Receptionistin trägt ein schwarzes Tailleur mit weisser Bluse. Überdies trägt sie dieses strahlende Zahnweiss, das frau nur in einem Land der Nichtraucher losblinken lassen kann.
Mit ihren manikürten Krallen zupft sie meine Mail-Bestätigung aus dem Pass: «WELCOME IN NEW YORK, LOVE!»
Schliesslich schiebt sie mir ein Anmeldeformular hin: «Bitte drei Mal unterschreiben.»

Erschienen am: 
Donnerstag, 7. Juni 2007

Seiten