Vom Besuch bei Harrods – einst und jetzt

Illustration: Rebekka Heeb

Nein. Es ist nicht mehr mein England von einst. UND DAS HAT NUN GAR NICHTS MIT DER BREXIT-OPER ZU TUN.Oder damit, dass der typisch englische Sunday Roast heute durch einen veganen Tofu-Burger ersetzt wird. MIR FEHLEN EINFACH DIESE WUNDERBAREN MOMENTE, ALS JEDER IM HYDE PARK NOCH PFLUDDERWEICHE GURKEN-SANDWICHES REINZOG. UND DIE MIT HERRLICHEM TEE AUS DEM PAPPBECHER RUNTERSPÜLTE.

Alles hin. Alles weg.

ALLES AUS DIE MAUS! EXITUS. MIT UND OHNE BREXITUS.

Erschienen am: 
Dienstag, 5. Juli 2016

Lady-Runde

Als Louise ihre Tochter bekam, war sie bereits 62.

Zwei Monate später wurde sie auch Grossmutter.

Ihre Freundinnen hyperventilierten vorwurfsvoll: «Aber Louise – d a s sind Neuigkeiten. Du hast uns nie etwas gesagt…»

«Ach», winkte Louise ab. «Ich hielt es nicht für wichtig…»

NICHT WICHTIG!?

Die Frauen schauten einander befremdet an: «NICHT WICHTIG?! LOUISE – DIE EIGENE BRUT UND ENKELKINDER SIND DOCH DAS SCHÖNSTE, DAS WIR IN UNSERM ALTER NOCH HABEN!»

Erschienen am: 
Montag, 4. Juli 2016

Les Trois Rois: Wo schon die Queen und die Stones residierten

Das "Les Trois Rois" ist Schweizer «Hotel des Jahres 2016».
Die «SonntagsZeitung» hat das beste Hotel gekürt. Kolumnist -minu über das edle Haus, das fast alle Träume erfüllt.

«Bonzen-Kasten!» – Vater spuckte seine Brissago-Krümel in hohem Bogen in Richtung Grossbasler Seite. Das Spitzmündchen der Schwiegermutter hinter dem feinen Tüllschleierchen zischte böse: «…mein Gott. Der Mülleimer meldet sich zu Wort!»

Erschienen am: 
Sonntag, 29. Mai 2016

Thomas Bucheli: «Ist das nicht eine Idylle?»

Der Navigator spinnt.

Ich habe «RICHENSEE 5» einge­geben.

Jetzt bellt mich das Kistchen im Luzernischen herum.

Vermutlich hätte ich ganz einfach «THOMAS BUCHELI» eintippen sollen.

Den kennen alle. Auch die Navigatoren. Denn die Wetterfrösche von heute sind die himmlischen 007-Agenten von morgen: Dauerbrenner auf dem Bildschirm.

Thomas Bucheli ist einer von ihnen. Mehr: Er ist der Boss. Und das berühmteste «Meteo»-Hoch auf dem Schweizer Fernsehkanal.

Erschienen am: 
Samstag, 23. April 2016

Animation

Hilde räkelte sich auf ihrer Sandstrandliege.

Das Kunststoff-Bett hatte eine auf- und abklappbare Sonnenblende. Sowie blau-weisse Streifen.

Es gab 564 Sonnenbetten am Strand. Alle blau-weiss gestreift.

Hildes Liege hatte die Nummer 189.

Die von Walter: 190.

Darum herum 191, 192, 193, 188, 187 186 – so weit das Auge reichte.

«IST ES NICHT WUNDERBAR, WALTILEIN?»

Hilde gurrte zufrieden.

Walter gab nur ein undefinierbares Grunzen von sich. «IST ETWAS, WALTER?»

Erschienen am: 
Montag, 25. April 2016

Vom Horrortrip nach London und dem 90. der Queen

Illustration: Rebekka Heeb

Die Reise ist HORROR. Der grosse Absteller. Okay. Es war schon früher nicht einfach, nach London zu kommen. ABER IMMERHIN.

In den 60er-Jahren war die Stadt an der Themse hip: Portobello Road mit knöchellangen Secondhand-Polizistenmänteln. Dazu haarige Russenmützen und hautenge blumige Hosen, die sich über dem Schuh weit öffneten wie drei Teekannenwärmer.

MUSS ICH NOCH MEHR SAGEN?

Erschienen am: 
Dienstag, 19. April 2016

Nachtmusik

Trude fläzte auf dem Sofa.

Sie hielt die Augen geschlossen. Auf ihrem CD-Player nahm Birgit Nilsson eben die extremen Höhen zur Arie der Turandot.

Die Likörgläschen hinter der Buffetscheibe ­schepperten empört. Trude liebte Turandot. Trude liebte auch Likör. Plötzlich wurden die schneidenden Höhen der Sängerin durch grelle elektronische Töne unterbrochen. Die dumpfen Schläge einer Bassgitarre brachten die Likörgläser zum Tanzen. So auch Trude.

Erschienen am: 
Montag, 18. April 2016

Vom Abschied in Sansibar und einem Massai-Löwen

Illustration; Rebekka Heeb

«Die Massai wollen uns am letzten Abend zum Essen einladen!» – Innocent glühte wie die untergehende Sonne. Die Vorfreude hebelte seinen Sparsamkeitsfimmel ins Out: «WAS BRINGEN WIR DIESEN NETTEN MASSAI-BURSCHEN NUR MIT...?»

Natürlich hatten wir keine Schokolade dabei. Es ist nicht das Wahre, die Schweizer Toblerone nach Sansibar zu schleppen. Schon am Zoll ist sie verflüssigtes Glück. Die Schokolade breitet sich über deine himbeer­farbenen Shorts aus. BRAUNE FLECKEN ­ÜBERALL! EIN BILD ZUM QUERSCHEISSEN, SAGE ICH EUCH!

Erschienen am: 
Dienstag, 12. April 2016

Das Fernsehinterview

Elise schloss die Augen. In den Händen hielt sie noch immer den Telefonhörer.

IHR INNERES BEBTE: SIE HATTE ES GESCHAFFT!

Sie, Tochter eines pensionierten Brotbäckers (bei Coop), würde im Fernsehen kommen. IM ­FERNSEHEN! Dort, wo auch Sven Epiney und ­dieser lustige Wetterfrosch herumstrahlten. Sie: Elise Zirngibel, gemeinsam auf der Scheibe dieser Weltstars. Sie musste sich setzen.

Erschienen am: 
Montag, 11. April 2016

Von Freddie Mercurys Geburtshaus

Illustration: Rebekka Heeb

«Jambo ... Jambo»‚ diesen Gruss, der nach englischem Haarwaschmittel und französischem Schinken tönt, bekommen wir auf Sansibar landauf, landab immer wieder zu hören. Natürlich jambonieren wir zurück. Es ist immer schön, ein bisschen die Sprache der Einheimischen mitzuplaudern. Unser Sansibar-Hausmeister erklärt uns am dritten Tag dann allerdings, dass dieses «Jambo» ausschliesslich bei Touristen zum Zug komme. Oder bei Menschen, von denen man animmt, dass sie nur ganz schlecht oder gar kein Kiswahili sprechen.

NA WUNDERBAR.

Erschienen am: 
Dienstag, 5. April 2016

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