Vom Butlertraum und Diadem im Haar…

Illustration: Rebekka Heeb

Eigentlich hätte ich immer gerne einen Butler gehabt.

Vermutlich hat mich der stolpernde James in «Dinner for One» an den Silvesternächten am Fernsehen jeweils inspiriert.

Ich wäre gerne die Dame am Tisch gewesen. Aber als Trämlerstochter bist du immer nur das abgezogene Fell, über das die Welt dann stolpert. Dennoch – der Wunsch nach einem Nubier in weisser Uniform mit goldenen Knöpfen blieb. Innocent und ich hatten da mitunter Streitgespräche.

Er: «Weshalb ausgerechnet einen Nubier?»

Erschienen am: 
Dienstag, 4. Juli 2017

Die Schildkröte

Er hiess Reinhard.

Sein Hals war faltig.

Seine Augen hatten diesen leicht giftigen Blick von diskutierenden Arena-Teilnehmern.

Und seine Beine waren krumm.

Reinhard war keine Schönheit.

Aber Frau Schneider war verknallt in ihn.

NA JA – WO DIE LIEBE HINFÄLLT…

Immer Anfang Juni sah man sie zusammen im Garten.

Erschienen am: 
Montag, 3. Juli 2017

Von Max aus Rom und vom Tellerwaschen

Illustration: Rebekka Heeb

MAX MUSSTE HER!

Max ist eine Seele von Mensch. ABER ER HAT EINEN AN DER WAFFEL. UND ZWAR ZÜNFTIG.

Eigentlich heisst er Massimo. Aber aus Protest zu Italien und der überall herrschenden Korruption im Umfeld nennt er sich MAX. Und redet nur Englisch. Das ist besser so. Denn wenn er in seinem kalabresischen Dialekt dahersprudelt, kapiert ihn eh kein Mensch.

O.k. Das tut jetzt nichts zur Sache. Die Herzenssprache zählt. Und die war schon bei unserm Kennenlernen hunderttausend Ausrufezeichen.

Erschienen am: 
Dienstag, 27. Juni 2017

Zucker ganz unten

Alain bückte sich. Der etwas übergewichtige Bahnschaffner muffelte in Gedanken: weshalb müssen diese Weichhirne den Zucker auch immer unten im Regal einräumen. Jeder Mist war oben: Ingwer-Saucen… goldener Vanille-Staub… Minzen-Gelee.

WER BRAUCHTE SCHON VERGOLDETE VANILLE?!

Und Minzen-Gelee war für die Garde der Königin. ABER DIE SCHWEIZER MUSSTEN SICH VOR IHREM EIGENEN ZUCKER BÜCKEN!

Er wollte eben ein Kilopaket herauszupfen. Da passierte es.

«Fffft». Und «dlafggg».

Erschienen am: 
Montag, 26. Juni 2017

Karl-Ludwig Rehse, Hofschneider der Queen: «Darling, you look wonderful»

Karl-Ludwig Rehse, Hofschneider der Queen, war hin und weg von der Märchenwelt mit goldenen Kutschen und prächtigen Kleidern. Foto -minu

Die pompösen Jachten bitten am Hafen von Civitavecchia zur Parade.

Sie fahren vor wie die Stars am Filmfestival von Cannes: Jede will die nächste ausstechen.

Auf einer der Luxus-Schaukeln schaukelt auch Karl. Wir sind verabredet.

Karl ist der Schneider der Queen. Und beendet seine Mittelmeer-Tour hier. In vier Tagen muss er wieder bei Buckingham und Co. sein.

Erschienen am: 
Samstag, 24. Juni 2017

Von Verlegern und grünen Männchen

Illustration: Rebekka Heeb

Es gibt Verleger. Und Verleger.

Ich bin ein solcher. Aber keiner für Bücher. Nein. Ich verlege alles andere: die blaue Krawatte mit der Mickey Mouse von meinem Freund Andy Warhol, meine Nagelschere (obwohl ich die Nägel meistens abbeisse; nur an den Zehen nicht, aus Mangel an Beweglichkeit). Ich verlege auch Zahnseide, die Gebrauchsanweisung für den mechanischen Fleischwolf und Blumendünger.

Erschienen am: 
Dienstag, 20. Juni 2017

Johannistag

Sie trafen sich immer am Johannistag.

Und Hans lud ein.

Johannistag war Spargelschluss. Keiner der Militaristen wusste warum.

Schliesslich brachte Fritz «das grüne Lexikon» mit. Es sagte, dass der Spargel nur 6-mal gestochen werden darf. Der siebte Stängel soll auswachsen. Und den grünen Spargelbusch bilden dürfen – «ihr wisst schon, derjenige, den sie in die Blumensträusse binden!»

«Ja, ja», nickte die Militärrunde etwas gereizt. Sie hätte lieber über das neue Luftwaffen-Corps diskutiert.

Erschienen am: 
Montag, 19. Juni 2017

Von der Schnabeltasse mit Whisky

Illustration: Rebekka Heeb

Nun – es kann ja niemand etwas dafür, wenn er flach liegt. Schicksal. Bei Innocent war ein kaum zentimetergrosses Veloweg-Rändlein dieses Schicksal.

HOLPERTIOLTER! Schon kehrte es ihn. Und die Welt drehte sich rückwärts. ES LEBE DER VELOWEG!

Wir haben sofort auf die Insel telegrafiert: «Ankunft non possibile. Dottore caputto. Osso buco rotto. GIESST DIE BLUMEN!»

Erschienen am: 
Dienstag, 13. Juni 2017

Flohmarkt

Lilli schüttelte unwillig den Kopf: «SCHUTT. NUR SCHUTT!»

Sie hatte sich unter einem «Flohmarkt» etwas anderes vorgestellt. Nicht vergammelte Kleider, verrostete Büchsen und ein Berg von schmuddeligem Plastik.

Früher hatte sie auf solchen «marchés aux puces» ein Schnäppchen gemacht. Lilli liebte Grossmutter-Sachen. Sammelte Jugendstil. Und Porzellan. Vor allem altes Meissen.

Erschienen am: 
Montag, 12. Juni 2017

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