Katzen-Käthy

Sie war klein. Grosser Busen. Winzige Füsse.
UND KATZENAUGEN.
Vielleicht nannte man sie ihrer Augen wegen die Katzen-Käthy. Sicher ist, dass sie ansonsten nichts Katzenhaftes an sich hatte. Weder den eleganten Schritt noch das zarte Miauen. Sie war da eher der trampelnde Elefanten-Typ. Mit der Stimme einer heiseren Hyäne.
Schon als Kind hatte Käthy die Hosen an. Sie dirigierte vier Brüder. Alle kuschten.

Erschienen am: 
Montag, 14. Oktober 2013

Katastrophen

Georgette war eine echte Nervensäge. Schlimmer. Sie war wie ein Dauernieselregen: penetrant. Und rundum schlechte Laune verbreitend.
Georgette hatte nicht viel Interessantes: Pfannkuchengesicht. Krampfadern, die wie anthrazithfarbige Kabelstränge von den dünnen Beinen abstanden. Und dann noch Mundgeruch.

Erschienen am: 
Montag, 3. August 2009

Kaffeepause

Edgar stinkt.
Er hat diese Ausdünstung, die ein bisschen an Elefantenhaus und ein bisschen an verschwitzte Tennissocken erinnert.
Alle sagen, dass Edgar stinkt. Doch keiner sagts ihm. Das stinkt allen.

Erschienen am: 
Montag, 20. Juni 2005

Jorge (nach einer honduranischen Geschichte)

Er sass am Fluss. Und angelte. Schon als Kind hatte er am Fusse des Pico Bonito gesessen. Und im Cuero geangelt. Damals mit seinem Vater. Nie hatte einer ein Wort gesprochen. Aber sie waren zufrieden. Brachten abends die Fische heim. Oder tauschten sie gegen Mais. Und Ananas.
ES WAR IHR LEBEN.
Ein Mann störte Jorge in seinen Träumen. Der Traum war ein Skooter? der Mann ein Entwicklungshelfer.
Pausenlos redete dieser auf ihn ein.

Erschienen am: 
Montag, 13. Februar 2012

Jekami

Der letzte Ton der Arie war verklungen.
Die Primadonna schloss die Augen. Dann spürte sie, wie der frenetische Applaus wie eine warme Welle über sie hereinbrach. Langsam verneigte sie sich? eine Verbeugung, so tief es nur ging.
Eigentlich hiess sie Frederike Gröflin. Aber im Programm stand «Donatella Donati». Sie hatte immer eine Schwäche für italienische Namen gehabt.

Erschienen am: 
Montag, 12. November 2012

Italienischer Alltag

Italien ist das Land, wo die Zitronen blühn (Goethe?). Doch nicht nur. Da blüht auch Korruption. Bürokratie. Beamtenapparate.
Zwei Zeitungsmeldungen zeigen, dass sich die Welt ante Berlusconim et post Berlusconim hier nicht verändert hat.

Erschienen am: 
Montag, 16. Januar 2012

Irma und die «4»

Irma sass in der Küche.
Sie sass immer in der Küche. Das Haus zählte 23 Zimmer, fünf Bäder und einen Estrich voller Erinnerungen.
In der Küche hatte sie über ein halbes Jahrhundert verbracht. Auch jetzt ging ihr Blick mindestens einmal die Minute zum Kasten über der Spüle.
Die weisse Kiste hatte 9 Ziffern.

Erschienen am: 
Montag, 3. Oktober 2011

Irische Fasnacht

Fasnacht schreibt 1000 Geschichten. Von der Liebe. Vom Tod. Lustige Histörchen. Tränenpoesien. Na ja - was das Leben halt so bringt.
Die folgende Episode ist den «Aigedlige» passiert: eine Marching Group aus Dingle, dem Südwesten von Irland, hatte sich letzte Fasnacht nach Basel verirrt. Sie hatte viel von diesem verrückten «Festival» mit Trommlern und Pfeifern gehört. Nun wollten sie das alles miterleben. Natürlich auch trommelnd und pfeifend - im Irish- Sound, versteht sich.

Erschienen am: 
Montag, 27. Februar 2006

iPhone

Als das iPhone in unseren Haushalt eierte, änderte sich alles. ICH SAGE EUCH: ALLES. Innocent iphonert sich seither kleinformatig durch das Grosse dieses Lebens.
Jedem präsentiert er seinen Apparat. Es gibt keine gewöhnlichen Einladungen mehr. Die Gäste werden schon unter der Türe abgestoppt:
«HAAAALT! EINER NACH DEM ANDERN. ZUERST LÄCHELN... DAAA KOMMTS VÖGELCHEN...»

Erschienen am: 
Montag, 14. September 2009

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