Lesen

Es gab nichts Schöneres. Draussen: Tannenrauschen und Nieselregen. Drinnen: das kleine Kajütenbett im Chalet. Und ein Buch.
Ich war eines dieser Kinder, die schon lesen konnten, als sie in den Kindergarten kamen.
Kam so: Märchen waren meine Welt. In Märchen geschahen alle diese Wunder, die ich mir in meinem noch sehr jungen Leben so stark erhoffte: Dass aus einem geküssten Frosch ein Prinz explodiert, dass im Hexenwald ein Haus voller Lebkuchenläden steht, dass ich drei Wünsche frei habe.

Erschienen am: 
Montag, 25. Oktober 2010

Leo zieht Leine

Als Innocent meinen gierigen Blick sah, düste er sofort auf 100! «DAS WIRST DU NICHT TUN! ES GIBT SO ETWAS WIE ETHIK DEM UNTERNEHMER GEGENÜBER. ABGESEHEN DAVON IST ES STRAFBAR?» Seine feuerballige Birne war ein wunderbarer Kontrast zum teerschwarzen Mann, dessen Kopf wie poliertes Ebenholz glänzte.

Erschienen am: 
Montag, 13. November 2006

Lebensbaum

Als mein Vater starb, haben mir viele Menschen spontan gemailt, telefoniert, ge-SMS-elt oder geschrieben, dass sie an mich denken würden.

Das war schön. Und nie ist mir so bewusst gewesen, dass Menschen wirklich das Leid «mittragen» helfen können.

Erschienen am: 
Montag, 16. Januar 2006

Lebens(auf)läufe...

Liz hatte das Gemäkel satt. ABER SO WAS VON SATT!
Ihr Alter löffelte an einem Joghurt herum.
NATÜRLICH MAGER. An jenem Tag, als Svetla, diese drahtige Fitness-Zicke und persönliche Trimmdich-Beraterin von Ernst, dessen Bauch in ihre Hände genommen hatte, war mit Pasta-Auflauf Schluss gewesen. BASTA MIT PASTA!
Die Fitness-Frau sah bei solchen Aufläufen rot.
Auch Liz? Linzertorte kam in den roten Bereich.
DOPPELROT! FERTIG SÜSS. FERTIG KRUSTIG.

Erschienen am: 
Montag, 13. August 2012

Last minute

Max rieb sich die Stirn. Dieser Trottel neben ihm hatte sich ohne Voralarm abrupt gekehrt. VOLLTREFFER! Rucksack frontal an die Birne.
Und «sorry!»? ein hilfloses Lächeln.
MAX HASSTE RUCKSACKTRÄGER.
Sein Kopf surrte. «Es war eine Schnapsidee», knurrte er zu Ilse.
Diese zwickte ihn fröhlich in die Weichteile: «DIE WERDEN AUGEN MACHEN...!»
Ja klar? ihre Frohnatur hätte eine ganze zuschlagende Rucksackarmee nicht trüben können.

Erschienen am: 
Montag, 20. Juni 2011

Kunst

Ich bin mit Kunst aufgewachsen. Da ist nix gegen zu sagen.
Jedenfalls: Es hat mir nicht geschadet. Und obwohl ich das Mädchen, das da eine Eidechse auf dem sonnenbeschienenen Fels betrachtete, nett fand, hat mich das Werk in Öl nicht sonderlich geprägt.

Erschienen am: 
Montag, 18. Juni 2007

Kümmel-Kummer

Hammerzwerge. Es war wieder mal die Kümmel-Diskussion.
Ich mag sie mit. Mit VIEL.
Innocent kümmelt geschmacklich wie immer ausgewogen. Er ist der Typ, der den Kümmel spaltet.
Vetter Thommy wiederum ist ein Kümmel-Kümmerer. Er kratzt ihn weg. Eine Fastenwähe ist nach seiner Kratz-weg-Prozedur fast keine Wähe mehr. Ich meine: Auf eine richtige Fastenwähe gehört nun mal viel Kümmel. Oder «Kümmi», wie wir hier sagen.

Erschienen am: 
Montag, 1. Februar 2010

Kulturagenda

Kein Schwein fragt mich. Keine Sau will es wissen. Immer werden diejenigen gefragt, die in höheren Sphären atmen. Etwa staatlich beamtete Menschen, die genügend Zeit haben. Oder sogenannte Kultur-Tussis, wie meine Freundin Hanne-Käthi, mit der ich vor einem halben Jahrhundert im Oekolampad-Pärklein das Doktorspiel und «HÄSLEIN IN DER GRUBE» praktiziert habe.

Erschienen am: 
Montag, 7. Januar 2008

Königskuchen

Jedes Jahr dieselbe Frage: WIE KOMME ICH AN DIE KRONE?
Natürlich ist dies eine Frage, die sich jeder Politiker und jeder Klatsch-Kolumnist täglich stellt. Denn die Krone ist noch immer das Highlight im grauen Würstchenleben. Und highlighten wollen wir schliesslich alle.
Ich bin immer wieder erstaunt, welche Faszination so ein Krönchen ausstrahlt.

Erschienen am: 
Montag, 4. Januar 2010

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