Spass-Städte

Rom ist nicht mehr Rom.
Gut. Gut. Das tönt jetzt nach Alten-Nörgelei und «Weisst du noch»-Geplänkel.
Tatsache aber ist, dass sich Rom verändert hat. Nicht nur Rom. Alle Städte. Auch Paris, London, Basel.
Städteplaner und die Zeit haben aus Wohnstädten Party-Zonen gemacht. Paris und London sind ein riesiges Tourismus-Disneyworld. Rom ist eine Ratzinger-Pilgerstätte und Tummelfeld von täglich Tausenden von Touri-Herden.

Erschienen am: 
Montag, 3. Mai 2010

Song-Contest

Wir schauen uns Synchronschwimmen und Sissi an. Dann schauen wir die Lindenstrasse rauf und runter. Und natürlich auch den Grand Prix Eurovision. Das ist für Menschen, die Gartenzwerge zu den Geranien stellen und einen rosa Weichspüler benutzen, ein «must».

Erschienen am: 
Montag, 23. Mai 2005

Song Contest

Also? Onkel Alphonse schaut immer. Onkel Alphonse gilt alles andere als schwul. GANZ IM GEGENTEIL! Er ist ein Hurenbock der ersten Güteklasse.
Jetzt aber, wo ein Zürcher Intelligenzblatt «Sind die Lovebugs schwul genug?» titelte, muss ich mich fragen: Spielt uns Alphonse etwa mit seinem «die hat aber toll Holz vorm Haus»-Theater die grosse Schau? Dann allerdings spielt er sie besser als die Lovebugs.

Erschienen am: 
Montag, 18. Mai 2009

Sommerdüfte

Sommer ist Sonnenschein.
NICHT NUR.
Sommer bringt auch Hängebäuche, die übers Bikinihöschen wabbeln.
Er bringt peitschende Hagelgewitter.
Vor allem aber bringt er eine Duftskala, die so irrwirr ist, als hätte einer die Nase in LSD getaucht. Genmanipulierte Rosen duften süss in den Gärten, Basilikum würzig von den Balkons?, und der Gartengrill der Hugentoblers beisst jetzt nonstop rauchig in unsere Nase.
Die Gartentomaten schmecken nach Strauch.

Erschienen am: 
Montag, 27. Juni 2011

So imposant wie der Kronleuchter

In meiner Kinderzeit gabs noch Theaterröcke.
Tönt theatralisch. War aber folgendermassen: Immer wenn im Herbst die Theatersaison startete, holten Mutter, Tante, Oma ihre Theaterkleider bei Frau Marti ab.
Frau Marti war das, was man wohl den «Dior der kleinen Leute» nannte. Die kleine Frau, die den Mund stets voller Stecknadeln hatte und statt eines Colliers ein Metermass um den Hals trug, wohnte vis-à-vis meiner Kembserweg-Omi.

Erschienen am: 
Montag, 15. Oktober 2007

Sneakers

Elsie trägt sie, unverdrossen.
Auch Hugo will nicht mehr ohne sein. Seit er sie trägt, hat er diesen federndenden Schritt, der vielen Rentnern so eigen geworden ist.
Lucie ist erst 10. Aber auch Lucie hat sie sich auf die Wunschliste gesetzt. Von Nike. Die ganze Klasse hat die von Nike.
ICH HABE SIE NICHT.
Das mag ein modischer Fehler sein. Aber für mein ästhetisches Empfinden ist es korrekt so.

Erschienen am: 
Montag, 16. Oktober 2006

Silberhochzeit

«? Walti hat eine Freundin!»? Elsies Augen tropften wie die Apriltage bei Tiefdruck.
Dem andern Ende der Natelleitung blieb für eine Zehntelsekunde die Luft weg. Dann aber schrie Hildi begeistert in den Hörer: «NEEEEEIN! ERZÄÄÄHL!»
Es kam nur ein tosendes Schnauben und Schneuzen.
Elsie hielt das Handy in der linken Hand? in der rechten: ein dreilagiges Kleenex, in welches sie das ganze Elend durch die Nase liess. Da das Papiertüchlein schon tränendurchtränkt war, gabs dem Elend nach.

Erschienen am: 
Montag, 14. April 2008

Sexuell belästigt

Hans bekam Post vom Betrieb.
Es war die zweite Aufforderung, einen Wisch gegen sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz zu unterschreiben.
Den ersten Brief hatte Hans kurzerhand umweltfreundlich entsorgt.
Beim zweiten gab er nun sein Autogramm. ZU SEINEM SCHUTZ? wie es da hiess. UND ZUM SCHUTZ ALLER? wie sie ihm schrieben.
Hans konnte sich unter «Belästigung am Arbeitsplatz» nichts Konkretes vorstellen. Seine Sekretärin knurrte ihn an: «Wenn du mich begrapschst, IST ES DAS!»

Erschienen am: 
Montag, 18. Juli 2011

Sex im Alter

Es häufen sich in letzter Zeit Aufträge, wie «Schreiben Sie doch etwas Lustiges über Sex im Alter».
Oder: «Wie liebt es sich mit den Dritten?» Ok.
Das Lustigste am Sex im Alter ist, dass man alles sofort vergisst. Und sich noch Wochen danach fragt, was ein rosa Slip eigentlich im Gefrierfach zu suchen hat.

Erschienen am: 
Montag, 10. März 2008

Seltener Fetisch

«Herr Doktor lässt bitten...!», die Praxishilfe hielt die Türe zum Arztzimmer weit offen.
Trudes Herz klopfte heftig. Irgendwie war das alles falsch. Sie hätte zuerst mit Heinz-Hugo reden sollen. Aber wer kannte ihren Sohn besser als Doktor Bitterli. Er war seit Jahrzehnten der Familienarzt. Und Bitterli kam so zuverlässig wie die Steuerrechnung.
Nun wackelte er auf sie zu. Streckte ihr die Arme entgegen: «Ja hallo, Frau Schmid. Wo brennts? Hoffentlich nichts Schlimmes?»

Erschienen am: 
Montag, 7. November 2011

Seiten