Olympia-Frust

Da hockten sie!
AUSNAHMESITUATION.
Vater und Sohn schaufelten das Abendessen vor der Kiste rein.
Vally hätte ihnen auch eine Zahnpastatube servieren können. KEIN BLICK AUFS ESSEN. KEIN BLICK AUF DAS WIRKLICH GELUNGENE RISOTTO (sie hatte das Rezept im letzten Betty-Bossi-Heft rausgelegt und nun diese etwas gewagte Kombination mit Erdbeeren und Parmesan versucht).
Das Schlimmste: KEIN BLICK AUF SIE! Nur: «Mammi, könntest Du uns noch rasch ein Bier...»

Erschienen am: 
Montag, 6. August 2012

Offene Partnerschaft

«Ich kann nicht mehr!»? Rolf stand vom Tisch auf. Vor ihm funkelte die Papierkrone auf dem Königskuchen. «ICH HABE DAS ALLES SO SATT.»
Er schaute Hilde an: «Entschuldige bitte. Aber ich glaub, das wars!» Dann verliess er das Haus. «Nimm wenigstens den Hund mit...», rief Hilde ihm nach.
Stunden später fand sie heraus, dass der Wegzug geplant gewesen war. Unterhosen, Hemden, Zahnseide? alles weg. Nur das Aftershave stand noch moosgrün vor dem Badezimmerspiegel. Hilde knallte die Flasche auf den Boden: «RIESENARSCH!»

Erschienen am: 
Montag, 7. Januar 2013

Nonne am Morgestraich

Als Franz die Nonne sah, war er hin und weg.
Der Morgestraich war heiss gewesen: KALT ABER HEISS.
Für Franz wars, als hätte er das Beste vom Fasnachtsmenü bereits weggegessen? eine leichte Melancholie hatte ihn um halb sechs Uhr beschlichen: 90 Minuten waren vorbei. Verpufft. Verpfiffen. Blieben noch 4230. Aber da gabs dann keine Sahnehäubchen-Momente mehr.
Morgestraich war das Sahnehäubchen der Fasnacht? irgendwie Käse, dass dieses gleich am Anfang des Menü serviert wird. Da lief die Dramaturgie im Aufbau schräg.

Erschienen am: 
Montag, 18. Februar 2013

Mützen mit Schild

Er trägt ein Mützchen.
Er - das ist «mein» Fotograf, auf den ich seit drei Minuten warte.
DREI MINUTEN!
Endlich tauchte er auf. Mit federndem Schritt. Jeans? grobmaschiger Wollpullover (obwohl die Frühjahrssonne in diesem Moment die Arktis zum Schmelzen bringt). Und eben: MÜTZCHEN.
Er trägt das Mützchen verkehrt herum. Deckel nach hinten. HIPP!

Erschienen am: 
Montag, 5. März 2007

Mord mit Mortadellamesser und Inselmoral

Donnerstag. Heute Morgen haben sie Maria-Luisas Salumeria geschlossen.

Mit Blaulicht ist die Polizei vorgefahren. Arnaldo, der Pizzabäcker, spuckte treffsicher nach dem Alfa: «Maledetti? Fascisti!»

Vor vier Jahren haben sie seinen stets auf «fucking Turkey» zitternden Sohn abgeführt. Um Geld für seinen Stoff zu haben, hat der Junge die Villen der Umgebung ausgenommen, wie die alte Burlatti ihre Suppenhühner. Ein Kollege hat ihn dann verpfiffen. UND AB IN DEN KNAST.

Erschienen am: 
Dienstag, 21. Juni 2005

Mord im Schlafzimmer

Er spürte sie neben sich.
Und er wusste, dass er sie umbringen würde.
Er hasste sie. Hasste ihre penetrante Art. Ihre Aufdringlichkeit.
DA WAR KEIN FUNKE LIEBE? ES WAR NIE LIEBE GEWESEN!
Sie war in sein Leben geplatzt. Unerwartet. Wie ein grausamer Schicksalsschlag. Nun ja? «grausam» ist vielleicht übertrieben. Aber «nervig» eben? wie das Bohren von Presslufthämmern. Oder das Röhren des Staubsaugers seiner Reinmachefrau Alara (die, wie sie sagte, nach einem Fluss ihres Landes benannt worden sei).

Erschienen am: 
Montag, 24. Juni 2013

Molekular-Küche

Der Speisesaal des «Crillon» ist gigantisch. Noblesse pur.
Schon Napoleon hat hier sein Ei gelöffelt. Und sich danach mit Josy zurückgezogen. Der Kleine gab sich damals ganz gross. «Die Zigarrenstunde» nannte man so etwas im Jargon.
Meine offizielle Mission in der Pracht war die Lösung des Rätsels: «WAS IST EIGENTLICH MOLEKULARE GASTRONOMIE?»
Der Auftrag kam sinnigerweise aus Zürich. Denn grosse Mäuler tun sich mit kleinen Bissen immer wieder schwer.

Erschienen am: 
Montag, 12. November 2007

Mit Max und Würsten zum Geburtstag in der Oper

Max war schon in Salzburg d i e Katastrophe. Man sollte mit einem Kalabresen nie die Sterne vom Himmel holen. Wollten wir aber. Innocent hatte bereits geplant: «Max feiert nur einmal seinen 40.! Wir zeigen ihm ein bisschen den Norden? Salzburg und das Sacher? München und die Oper? das ist unser Geschenk!»
DA HATTEN WIR DANN DAS GESCHENK, ABER DAS KANN ICH EUCH LAUT SAGEN!

Erschienen am: 
Dienstag, 3. Dezember 2013

Mit den Füssen voran

Ilses Atem ging schwer. Die alte Frau stützte sich auf ihren Rollator. Und schüttelte den Kopf: «Wieder alles umorganisiert... man findet nichts mehr... die denken auch keine Sekunde, dass dieses ständige Umspulen für alte Menschen Tortur bedeutet... TORTUR gross geschrieben!»
Sie schleppte sich zu einer beschürzten, jungen Frau, die Suppenbeutel ins Regal einfüllte: «... ich suche Salz. Früher war es doch...»
«... weiss nicht... bin Neues hier...»

Erschienen am: 
Montag, 28. November 2011

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