Hans bekam Post vom Betrieb.
Es war die zweite Aufforderung, einen Wisch gegen sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz zu unterschreiben.
Den ersten Brief hatte Hans kurzerhand umweltfreundlich entsorgt.
Beim zweiten gab er nun sein Autogramm. ZU SEINEM SCHUTZ? wie es da hiess. UND ZUM SCHUTZ ALLER? wie sie ihm schrieben.
Hans konnte sich unter «Belästigung am Arbeitsplatz» nichts Konkretes vorstellen. Seine Sekretärin knurrte ihn an: «Wenn du mich begrapschst, IST ES DAS!»
Hans dachte nicht daran, seine Sekretärin zu begrapschen. Er war schwul wie das Abendrot. Und seine Sekretärin 63.
Der Vater von Hans war total andersrum gewesen. Im «Hopfenkranz», seiner Stammbeiz, hatte er jeweils Rosa, der Serviertochter, in den Hintern gepikst: «Noch ein Bier, mein Schatz!» Rosa hat ihm daraufhin energisch auf die Finger geklopft: «Das ist nun eines zu viel, Hugo. Ab nach Hause! Deine Frau macht sich sicherlich schon Sorgen...»
So kam Hugo mit eingezogenem Schwanz heim. Umarmte seine Gattin, die vor der Kiste Peter Frankenfeld zusah. Und es blieb beim eingezogenen Schwanz? denn die Angetraute fauchte: «Lass mich in Frieden? ich hatte grosse Wäsche...!»
Daraufhin zog sich der Abgeblitzte ins Schlafzimmer zurück. Fingerte zwischen einer Lage Unterhosen das versteckte «Heftchen für alle Fälle» hervor. Und knurrte: «WEIBER!»
Hans schickte die Erinnerungen an seinen verblichenen Vater ins Nirwana (wo er Hugo irgendwo nahe der Venus vermutete). Dann googelte er sich schlau.
Wikipedia hatte einiges über «sexuelle Belästigungen» zu bieten. Etwa: «Eine Studie der Europäischen Kommission (Mai 2004) sagt:?40?50 Prozent weiblicher und zehn Prozent männlicher, deutscher Arbeitskräfte sind in ihrem Betrieb schon sexuell belästigt worden?.»
Hans misstraut allerdings Studien jeglicher Art. Für alles und gegen jedes werden heute Studien studiert. 1000 Personen müssen zum Thema Zahnpflege, Trauerverarbeitung oder Verhütung bei einigen Fragen ganz schnell ihre Kreuze abgeben. ES IST DER KREUZSTICH DES 21. JAHRHUNDERTS? UND EIN KREUZ IM GESAMTEN.
Wikipedia sagt, dass schweizweit betrachtet nur 28 Prozent der Frauen das Kreuz bei einer sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz geschlagen haben...
WAS SAGT UNS DAS? Was will die Studie damit aufs Blatt hirnen? SIND SCHWEIZER FRAUEN ETWA WENIGER ATTRAKTIV ALS DEUTSCHE WEIBER? Oder halten sich die Eidgenossen ganz einfach härter zurück?
Die Studie von Hans geht nun so weit, nachzuforschen, ob sein Vater deutsche Gene intus hatte.
Wikipedia gibt dann auch internationale Richtlinien über sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz durch? und deren strafliche Verfolgungsoffensive:
Eine ERMAHNUNG ist bei Belästigung durch das Erzählen eines sexuellen Witzes angedroht. WIRTINNENVERSE SIND NUR NOCH IM MÄNNERZIMMER ERLAUBT. DIESES LIEGT GLEICH NEBEN DER RAUCHERKAJÜTE.
ABMAHNUNGEN drohen bei Hinterherpfeifen, Streicheln, Piksen.
UND ALS KÜNDIGUNGSGRUND GILT GANZ KLAR EIN EINSTELLUNGSGESPRÄCH IN DER SAUNA!
Hans war glücklich, dass er anders war.
Er schälte sich in seine hautengen Hotpants. Und hoffte, irgendjemand würde ihm hinterherpfeifen.
Sexuell belästigt
Montag, 18. Juli 2011