Von einem verwechselten Koffer und Faltencreme

Illustration: Rebekka Heeb

Der Kofferschlepper sah aus, als käme er aus der Operette: «Dorf y auspacken?»

Nun. Ich bin ja nicht so. Aber diese Direktanmache treibt unsereinem auch mit 68 Jahren noch die Röte eines Löschhydranten in die Birne. «Ich weiss nicht recht …», stammle ich.

Jetzt hat der Mann auch schon den Koffer geöffnet. Hängt die zwei Kittel in den Kasten. Zwingt meine Hose an Bügelklammern. Reiht Hemden in Schubladen ein. Und lächelt etwas verwegen: «Den Rest loss y drinni.»

Erschienen am: 
Dienstag, 1. September 2015

Pommes frites

Bärbel freute sich.

Neue Küche. Neuer Ofen. Und vor allem: neuer Herd.

Dem Glück war eine lodernde Fritten-Pfanne ­vorausgegangen.

Hans hatte sich wieder mal Pommes frites gewünscht: «Aber richtige. Nicht dieser ­tiefgekühlte Mist. Handgeschnitten. Keinenfalls zu dünn. Und im Ölbad zwei Mal eingetaucht. So wie sie Mutti früher gemacht hat...»

Erschienen am: 
Montag, 31. August 2015

Vom «Durchdiener» und von falschen Wimpern…

Illustration: Rebekka Heeb

Tim greift sich an die Kehle wie im Horrorfilm. Dann verdreht er die Augen: «Ich sterbe vor Durst» – und knallt mit dem Handrücken den Korken vom Bierfläschchen.

«Kannst du nicht mit einem Flaschenöffner…», höre ich meinen lahmen Einwand. Und fühle mich steinalt.

Dann: «…nimm wenigstens ein Glas!»

JETZT FÜHLST DU DICH NOCH ÄLTER!

Erschienen am: 
Dienstag, 25. August 2015

Sächsilütteplatz

Liz schaute über den grossen Platz.

Dann auf ihre Uhr: «Klar – Mia kommt wie immer zu spät.»

Dort wo bei andern ein Wecker in den Ganglien tickte, tickte bei Mia nur etwas: «KERLE! KERLE! KERLE!»

Liz schaute einem jungen Mann zu, der sich von den Wasserfontänen des Springbrunnens vollspritzen liess. Er hatte kurz gestutztes Kopfhaar. Eine schwarze Brille mit dickem Rand. Und er trug einen grauen Bankieranzug.

«Der hat klar einen an der Waffel» – dachte Liz.

Erschienen am: 
Montag, 24. August 2015

Vom kleinen Lädeli und der grossen Qualität…

Illustration: Rebekka Heeb

Tante Gertrude hatte Geld. Viel Geld. Sie war jedoch nicht deswegen meine Lieblingstante. SIE HATTE AUCH EIN GESCHÄFT. EINE GESCHÄFTIGE TANTE ALSO.

Das Schönste: In ihrem Lädeli gabs ganze Töpfe mit Schleckstängeln, Zuckererdbeeren und Bazooka-Kaugummistangen – die, mit denen man so herr­liche rosa Blasen blasen konnte. ES WAR DER ANFANG EINER ROSIGEN BLASEZEIT.

Erschienen am: 
Dienstag, 18. August 2015

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