Schöner Max

Sie blätterten im Album.

Es waren eingeklebte Erinnerungen.

Madeleine streichelte mit ihren feinen Fingern über ein gepresstes Edelweiss.

Auf dem Foto daneben posierte Max vor einem Fels. Wanderhose. Rote Socken. Und sein Sonnenlachen.

«Schöner Max» – lächelte Madeleine. Und strich über das Foto.

Das mit der Wanderung und dem Edelweiss, das er ihr aus einem Büschel Gras im Fels gezupft hatte,war lange her. Madeleine war damals eben vierzig geworden. Er knapp über 20.

Erschienen am: 
Montag, 17. August 2015

Vom Ruf der Berge

Illustration: Rebekka Heeb

«Ruf der Berge» – das ist nicht etwa das Neuste aus der Feder von Reinhold Messner. «Ruf der Berge» – so hat mein gütiger Vater 1956 seinen 8-Millimeter-Schmalspur-Film benannt, der ihn beim Klettern zeigt. Der Streifen wurde im Säli des Restaurants Hopfenkranz auf die Menschen losgelassen. Der Trämlerchor sang vor und nach der Spule.

Erschienen am: 
Dienstag, 11. August 2015

Krumm gelaufen

Walter kam nach Hause.

Pfeifend.

Als er den Koffer sah, war ausgepfiffen!

Es war SEIN Koffer.

Darauf ein Zettel von Martha:

«MACH DASS DU ZUM TEUFEL KOMMST. ICH WEISS ALLES!»

ALLES – das war Svetlana. Er hatte sie bei seiner Pedicure kennengelernt.

Svetlana war dort Assistentin. Was so viel bedeutete wie: Sie faltete Handtücher. Und füllte die Zehenbecken mit Warmwasser.

Erschienen am: 
Montag, 10. August 2015

Peter Knogl, "Koch des Jahres 2015": «Ich trage meine Seele in den Augen»

Köche sind speziell. ES SIND SENSIBLE MIMOSEN.

Sie sind für die Umwelt nicht immer einfach zu verstehen.

Ihre Welt ist die Küche. Viel mehr hat daneben nicht mehr Platz. Denn Kochen ist ein Beruf für Freaks.

UND EINE RUNDUMBERUFUNG.

Spitzenköche sind noch spezieller. Es sind Primadonnen. Ihre Namen werden von Hand auf das weisse Jacket eingestickt. Später tauchen die Schriftzüge dann als mondäne Labels auf Essig­flaschen, Gewürzmischungen und Hausmacherpasteten auf.

Erschienen am: 
Samstag, 8. August 2015

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