Glossen

Die Luft im Bus war stickig.

Lucia hielt den Atem an.

Sie sah die dunkle Hand, welche dem Touristen die Geldbörse aus dem prallen Bauchsack ziehen wollte.

SO EIN TROTTEL!

Hatte sich einen dieser unmöglichen Stoffbeutel umgeschnallt.

15.06.2015

Sie wurde jetzt 50.

UND DAS WAR NICHT NICHTS.

Seit 20 Jahren waren sie verheiratet.

Die Zeit hatte die Ehe zur Routine gemacht:

Jassen mit Kollers am Freitag.

Sonntag war dann Besuch bei der ­Schwiegermutter im Altersheim.

08.06.2015

Paddy war heiss auf Netti. ER M U S S T E SIE HABEN. Auch wenn er ihr Grossvater hätte sein können.

01.06.2015

Wulf gähnte.

«HUNDELEBEN!» – knurrte er dann.

Arne gab ihm einen leichten Kick. Ein knurrendes Tier war schlecht fürs Geschäft.

«Sei still, Hund!», knurrte er. UND WUSSTE NICHT, DASS DIE TROTTOIRMISCHUNG ZU ­SEINEN FÜSSEN WULF HIESS.

18.05.2015

Er hatte nicht angerufen.

Den ganzen Sonntagmorgen hatte Herta auf sein Telefon gewartet.

Sie hatte den kleinen Apparat angestiert. Ihn ­hypnotisiert: «Lass Ralf daran denken … lass Ralf daran denken!»

Aber sie wusste: Es war umsonst.

11.05.2015

Esther stand in der Post.

Sie wartete jetzt bereits eine halbe Stunde.

Ihre Halsader schwoll an wie eine Dampfnudel.

Es war ein Tohuwabohu wie im türkischen Bazar. Und natürlich: nirgends ein Sitzbänkchen. Aber Verkaufsständer noch und noch.

04.05.2015

Die Hotelhalle war lärmig. Und voll. ÜBERVOLL. Ernestine hatte mir den klosterähnlichen Kasten empfohlen: «Du bist nur ein Taschentuch breit von da Vincis ‹Abendmahl› entfernt. Und das Frühstücksbuffet bietet auch handwarme Früchtekuchen…»

28.04.2015

Die Frau blieb vor dem Auto stehen.

Sie trug etwas in den Händen, das wie ein klobiges iPhone aussah.

Anne hasste Computertechnik. Sie war noch das einfach gestrickte Dummi von gestern.

27.04.2015

Die Zeit warf dunkle Schatten auf ihn.

Fritz betrachtete sich im Badezimmerspiegel. Und was er sah, liess ihn erschaudern: eine Frybourger Weidenkuh in Männergestalt.

«BIIIIEEENE!» – das war Alarmstufe eins. Sonst rief er sie «Bienchen». Aber jetzt «BIIIEEENE!».

20.04.2015

Sie sassen in der Stube. Wortlos. Aber auf leise Art glücklich.

Lucie strickte an einem Shawl für ihren Grossneffen. Farbe: Rot-Blau.

Patricks Herz schlug für den FCB. Und neuerdings auch für eine gewisse Sandra.

13.04.2015

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