Glossen

Sie entglitt ihm. Langsam.

Sie schwamm immer weiter von ihm weg. Wie eine tote Blume, die das Meer an den Horizont trug.

Alex stand in der Küche. Er vermischte Quark und Körner – mit viel Honig. So wie sie es gerne mochte.

Er spürte, wie sein Magen rebellierte.

19.01.2015

«Ach Ulli!» – Rena lag ihrem Mann in den Armen. «Du hast sie mir wirklich gekauft…!»

Das war am Heiligen Abend gewesen.

Und Ulli hatte tatsächlich.

12.01.2015

Elsie schäumte.

Walter hatte ihr auf Weihnachten den ­gewünschten Schaumapparat unter die Tanne gelegt. Das heisst: Sie hatte ihn selber gekauft, als Geschenk verpacken lassen und ein Kärtchen: «Von Walti für Elsie» draufgetätschelt.

05.01.2015

Sie mochte Silvester nicht.

Anna öffnete das Fenster.

Sie schaute auf den Platz mit der Kathedrale aus rostfarbenem Sandstein.

Leute standen in Gruppen herum. Lachten. ­Sangen Lieder. Und machten Lärm.

29.12.2014

Hanna mochte Weihnachten nicht.

Das Fest erinnerte daran, dass sie alleine war. Nie fühlte sich Alleinsein so bleischwer an wie ­während dieser Tage, wo die Nachbarn ­Weihnachtsbäume heimschleppten. Und an den Haustüren Adventskränze hingen.

22.12.2014

Irmtraud schwankte im Tram hin und her.

Energisch klemmte Sabine sie zwischen den Beinen fest.

Die Mamma war 3660 Gramm Asche. Und steckte in einem Coop-Sack.

Dabei war Irmtraud ein Leben lang Migros-­Gängerin gewesen.

15.12.2014

«Ich bin der Nikolaus» – keuchte die dunkle Stimme am andern Hörerende.

«...und ich die Königin Mutter!» – Lenchen knallte den Hörer auf die Gabel.

Einfach unglaublich, was heute alles am Telefon abging.

08.12.2014

PLATSCH!

«Leck mich!», stöhnte Cédric.

Er sah, wie das Gemisch von Mangomark und Joghurt langsam über seinen Hosenschlitz schwabbte – eine weissgelbliche Flutwelle in Zeitlupe.

01.12.2014

Lorchen schaute durch den Operngucker.

Dann schüttelte sie energisch ihre frisch gelegten Löckchen, sodass sich zwei davon sofort in lausige Strähnen auflösten: «Erwin – es ist nicht mehr wie früher!»

24.11.2014

«Ich erwürge sie», dachte Hans.

«Ich bringe ihn um!», dachte Lore.

Es war die gute Basis für eine frohe Ehe.

Sie waren nun 27 Jahre verheiratet. Das war lange. «Allzu lange», dachte er.

«Viel zu lange», dachte sie.

17.11.2014

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