Von Milli und dem Nabel-Tick...
Klar. Es war ein Tick von ihr. Immer an Silvester knöpfte Tante Milli ihre Bluse auf. Und zeigte ihren Bauchnabel. «Knubbelt ihn ruhig mal …das bringt Glück», rief sie gut gelaunt in die Festrunde.
Einige schauten geniert weg. Andere gierig hin. Und meine liebe Mutter zischte zu ihrem Gatten: «Und dafür habe ich nun 250 belegte Brote gestrichen!»
«Aber Lotti!»
«ISSDOCHWAHR! JEDES JAHR ZIEHT SIE DIESELBE NUMMER DURCH. DIE GEHÖRT DOCH IN DIE KLAPSE!»
Der silberne Stern
Nagano hielt ihre Kinder fest in den Armen.
Vor vier Stunden hatte das alte Schiff an der nordafrikanischen Küste abgelegt. Drei Wochen lang war sie mit Amur und Sagal auf der Flucht gewesen. Ihren Mann hatte man im Bürgerkrieg von Somalia erbarmungslos vor ihren Augen erschossen.
Nagano verkaufte allen ihren Schmuck – ausser das Amulett mit dem silbernen Stern, den sie von ihrer Mutter zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte.
Patchwork-Weihnacht
Hanna mochte Weihnachten nicht.
Das Fest erinnerte daran, dass sie alleine war. Nie fühlte sich Alleinsein so bleischwer an wie während dieser Tage, wo die Nachbarn Weihnachtsbäume heimschleppten. Und an den Haustüren Adventskränze hingen.
Hannas Freundinnen feierten bei ihren Familien. Grosskinder. Blockflötenzauber unter der Tanne. Fondue Chinoise. Das ganze Gefühlsprogramm eben.
Hanna redete sich ein, dass sie dies alles nicht haben müsse. Sie versicherte den beiden Frauen: «Ich will nur meinen Frieden…»
Das Fest der Zuckerbäcker
In Österreich gehören Vanillekipferl, in Tschechien Lebkuchen aufs weihnachtliche Backblech
Adventszeit – das ist der Moment der süssen Düfte. Und die nächste Ladung mit Brunsli (in Basel das beliebteste Weihnachtsgutzi) und Dootebainli, welche aus dem Ofen und in die diversen Blechkisten abgefüllt werden. Die Renner in deutschschweizerischen Gefilden sind klar: Mailänderli, Zimtsterne, Änisbrötli (in dieser Reihenfolge).
Vom Fluch, Weihnachtsprosa schreiben zu müssen
Ich liebe Weihnachtsgeschichten.
ABER ICH HASSE DIE SCHREIBEREI, DIE DAMIT VERBUNDEN IST!
Das kommt so: Wenn ich im Hitzesommer auf der Insel hocke, wenn meine Tomaten an den Stauden wie schrumplige Bäckchen von ungelifteten Omis vertrocknen, wenn das einzig Kühle noch eine coole Cola ist, also dann holt mich bestimmt ein Telefon in die verschneite Wirklichkeit zurück: «Hallihallo… es ist wieder so weit… in 5 Monaten rieselt der Schnee…»
3660 Gramm Asche
Irmtraud schwankte im Tram hin und her.
Energisch klemmte Sabine sie zwischen den Beinen fest.
Die Mamma war 3660 Gramm Asche. Und steckte in einem Coop-Sack.
Dabei war Irmtraud ein Leben lang Migros-Gängerin gewesen.
Als ihr ein Studentendoktor die Schmerzen dieses widerlichen Geschwürs mit einer Ladung Morphium intravenös dimmen wollte, hatte sie ihn angefaucht: «Was sollen diese Plastikschnüre hier? Könnt ihr keine anständigen Leitungen legen? Da hättet ihr mal meinen Walter sehen sollen…»
Vom Wiener Ganserl und Liesels Weihnachtskugeln
«NEIN – ICH WILL INS HOTEL!» – Seit Tagen versucht mir Innocent Liesels Wohnung in Wien als Alternative schmackhaft zu machen.
«Sie haben ein prächtiges Palais … und da ist es doch unsinnig, für ein Mietbett Geld auszugeben…»
MIETBETT?! – ICH WILL DAS «SACHER».
«Ich will, ich will, ich will! Hast du denn als Trämlerssohn nicht so etwas wie Bescheidenheit gelernt? Ihr lebtet schliesslich nur in einer Dreizimmerwohnung mit Gasherd und…»
Nikolaus am Telefon
«Ich bin der Nikolaus» – keuchte die dunkle Stimme am andern Hörerende.
«...und ich die Königin Mutter!» – Lenchen knallte den Hörer auf die Gabel.
Einfach unglaublich, was heute alles am Telefon abging.
Vor einer Woche hatte sich eine feine Frauenstimme als ihre thailändische Nichte «Kairi» ausgegeben. Sie wolle endlich «liebes Tanti in Switzländ» kennenlernen.
Alle drei Stunden versuchte jemand ihr Telefon-Abonnement zu erneuern.