Von Rompipalle und «das sagt man einfach nicht»

Illustration: Rebekka Heeb

Die Italiener haben für «Nervensäge» ein Wort, das sie stets verschämt durch die Nase flüstern: «ROMPIPALLE!»

Ausgedeutscht heisst es so viel wie: einer, der jemandem zünftig auf die Eier geht.

Da die Italiener punkto Sex zwar gerne Bunga Bunga machen, aber oral doch mehr dem Rosenkranz verbunden sind, werden Ausdrücke unter der Gürtellinie (und dann gar in der Unterhose) kaum laut angewendet.

Erschienen am: 
Dienstag, 11. November 2014

Salto mortale

Der Dom war menschenleer.

Nur einer der ehrenamtlichen Wächter sass in einer der hölzernen Kirchenbänke. Sein Kopf lag auf dem Gebetsbuch.

Der Mann schlief. Und zog manchmal geräuschvoll den Speichel durch den zahnlosen Mund.

Monica fröstelte.

Erschienen am: 
Montag, 10. November 2014

Luzius Sprüngli: Licht und Schatten der Schokoladenseite

Sprüngli? Dazu noch Zürich? Klar, dass man unwillkürlich an die Schokoladenseite der Limmatstadt denkt: Süssschaumige Luxemburgerli. Pralinés mit Paradiesfüllung. Quittenpästchen für den Weihnachtsteller.

Ich warte im «Baur au Lac» auf einen dieser Schokoladen-Nachkommen.

«Wir treffen uns im Garten. Der ist prächtig…» – hat Luzius Sprüngli gemailt. Und dann gleich mal einen Tisch gebongt.

Erschienen am: 
Samstag, 8. November 2014

Zickenkrieg

Als Anna den Saal des «roten Löwen» betrat, blieb für eine Sekunde die Zeit stehen.

Vorher hatten sich alle mit etwas zu mayonnaisigen Apéro-Häppchen vollgestopft. Jeder fütterte den andern mit überzuckerten Floskeln wie «also du bist kein Jährchen älter geworden» oder «wie voll dein Haar noch ist, Louise!» (obwohl das kahle Ende von Louise bereits zu ahnen war).

Nach 40 Jahren sah man einander zum ersten Mal seit der Matur wieder.

Erschienen am: 
Montag, 3. November 2014

Von dem Master in Sizilien und null Bock auf Fisch

Illustration: Rebekka Heeb

Tom löcherte mich seit Jahren: «ICH WILL AUCH MAL DIE SIZILIANISCHE SONNE ERLEBEN … DIE HEISSEN STRÄNDE MIT DEN NOCH HEISSEREN WEIBERN.»

Na ja – Heti halt.

Macho.

Und immer mit den ­Händen am Ball.

«Wenn du schön brav ­deinen Master machst, schenke ich dir eine Reise in das Land, wo die ­kleinen Süssigkeiten nach den abgehackten ­Brüsten einer Heiligen genannt werden.»

Das war ich.

Erschienen am: 
Dienstag, 28. Oktober 2014

Der Bestatter

Er war vor dem Grab.

Sie hatten es wieder mal zu eng ausgegraben.

Albert hasste das. Die Arbeiter waren heute ­einfach nur noch faul. Und zu schmal ­ausgebuddelte Gräber machten immer Probleme.

Einmal – es war ausgerechnet die Beerdigung des Bürgermeisters gewesen – passierte das Drama.

Der Sarg sollte mit Seilen heruntergelassen ­werden. Es schüttete eiergrosse Tropfen. Die Leute hofften nur auf eines: ab in die Grube.

Erschienen am: 
Montag, 27. Oktober 2014

Von Tanzabenden und Party... Party... Party

Illustration: Rebekka Heeb

Ich hätte gerne Olliver zu einem Nachtessen eingeladen. Aber: «Geht nicht, Alter – wir machen Party!»

Alleine schon dieser Ausdruck – PARTY MACHEN!!!

Ich meine: Da kotzt einer doch schon, bevor er sich ins Koma gesoffen hat.

Unsere Zeit will keine Nachtessen mehr. Nur noch «Dates» bei Whatsup. UND PARTY. GROSS GESCHRIEBEN.

Ich möchte euch jetzt nicht mit dem Beschrieb früherer «Tanzabende» langweilen.

ABER DOCH! GENAU DAS WILL ICH!

Erschienen am: 
Dienstag, 21. Oktober 2014

Der Pizza-Bettler

Svetlana stand am Fenster. Unter ihr war einer der schönsten Plätze der Welt.

Die Putzfrau des Luxus-Hotels beim Pantheon schüttelte den Staubwedel aus.

UND DAS WAR EIGENTLICH VERBOTEN.

Die Hotel-Gouvernante hatte sie bereits zweimal verwarnt. Es ging nicht an, dass man die alte Stadt mit neuem Dreck bewarf. Das konnten Politiker mit- und untereinander tun.

ABER NICHT DIE ZIMMERPUTZERIN EINES HOTELS AN DER PIAZZA DELLA ROTONDA.

Erschienen am: 
Montag, 20. Oktober 2014

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