Waaiedift und Suppeschwaade – schön wärs!

Einst stärkten sich die Cliquen mit Gaggo und Murbs, heute wabern Grillwurstwolken durchs fasnächtliche Basel.

Man hört es rund um die Basler Fasnacht immer wieder – die Suppenoper in Versform. Und die Ode an «Waaiedift»:

«Waaiedift und Suppeschwaade dien zem Gniesse jetzt ylaade!» SCHÖN WÄRS!

Die zarten Düfte einer Ziibelewaaie sind längst von Grillwurstwolken überdeckt worden.

Erschienen am: 
Freitag, 20. Februar 2015

Hackbraten

Robi quengelte.

Sophie kannte das. Die Schweizer Super-G-Fahrerinnen hatten soeben sein Nachtessen vermiest: keine erhoffte Goldmedaille. Dabei hatte sich das Boulevardblatt des Landes in Grossbuchstaben überschlagen: «MORGEN GIBT’S GOLD!»

Gab es auch. Aber für die andern.

Robi schaute gebannt auf den Bildschirm. Den Hackbraten hooverte er rein wie ein Staubsauger im Speed-Gang. Dabei hatte sie sich so viel Mühe gegeben: Rotwein, Karöttchen, gespickte Zwiebeln (Betty Bossi).

Erschienen am: 
Montag, 16. Februar 2015

Vom Fasnachtsvirus und dem Aufhören

Illustration Rebekka Heeb

«Das wars. Ich höre auf!»

In der Beiz war es plötzlich still. Alle stierten ungläubig auf Marie. Eigentlich nannte sie keiner so. «Myggy» – so riefen die Cliquenfreunde die Pfeiferin, die schon seit über 60 Jahren in der Clique mitmarschierte. Myggi spielte erste Stimme – ihr Ansatz war kräftig. Breit. Ein Ton, der trug.

Erschienen am: 
Dienstag, 10. Februar 2015

36,7

Seine Lunge gab ein Flötenkonzert.

Es war das quengelnde Stöhnen ausgepfiffener Luft – ähnlich wie er es am Kindergeburtstag der kleinen Lucie kürzlich erlebt hatte: Da gab es eine Reihe aufgeblasener Ballonschweinchen.

Wenn man ihnen die Luft rausliess, schnurpfelten sie zusammen. Wurden faltig wie Frauen mit Rente. aber ohne Botox (o.k. – passiert auch Männern!).

Dabei liessen die rosigen Säue diesen hohen ­klageweinerlichen Ton aus, der an eine ­verstimmte Oboe in höchsten Tonlagen erinnerte.

Erschienen am: 
Montag, 9. Februar 2015

Waggis-Eier

für 4 Personen

Zutaten:

4 frische Hühnereier
2,5 dl Rahm
1 gehäufter EL Maizena Saucenbinder
fein geschnittenes Gemüse (von einem Rüebli, einem Viertel Sellerieknollen, einem halben Stängel Lauch)
1/2 Zwiebel (gehackt)
1 Dose Sardellen (Alternative: Crevetten oder geröstete Brotwürfeli)
1 halbe gewürfelte Tomate
etwas Butter
2 Esslöffel Kapern
Essig
1 Fleischbrühwürfel
3 Peperoncini (rote Chilly-Pfefferschoten) gemörsert.

Von Erinnerungen, die man nicht entsorgen kann…

Illustration Rebekka Heeb

Innocent sprach ein Machtwort. Seit er sich aus dem Anwaltsleben ein paar Schritte zurückgezogen hat, spricht er öfters Machtworte.

Meistens zu mir. Es ist ihm dann mächtig langweilig. Also lässt er den Mach(t)o bei mir raus: «Du musst endlich LOSLASSEN!»

«Du musst» ist sein meistbenutzter Imperativ.

Ich schaue mich in meinem Zimmerchen um. Es hat architektonisch die Form eines Dreiersargs. Anders hätte man die Sache mit dem kleinen ­Dachfenster bautechnisch nicht lösen können.

Erschienen am: 
Dienstag, 3. Februar 2015

Ausgebreitete Arme

Sie war einfach da.

Ihre hellen Augen lächelten ihn an. Und sie ­breitete ihre Arme aus.

Ernst wusste nicht, was das soll.

Erstens kannte er die Frau nicht.

Zweitens, was bedeuteten die ausgestreckten Arme. Wollte sie ihm den Weg absperren? Oder sollte er sie umarmen?

Die andern Leute, die ebenfalls auf das Tram ­warteten, schauten bereits neugierig. Einige ­grinsten. Andere guckten geniert weg.

«Hallo», sagte Ernst.

Erschienen am: 
Montag, 2. Februar 2015

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