Res von Graffenried: «Manchmal fehlt einem die Heimat eben»

Ich warte im Hotelgarten auf ihn. Um mich: Wagner in Gold. Wagner in Gips. Wagner in Öl. Wagner in Marzipan.

Bayreuth ist das Mekka der Wagnerianer. Einmal pro Jahr wirft sich auch Frau Merkel in ihr Rüschellanges. Sie packt das Handtäschchen. Winkt sich über den roten Teppich. Und singt die Polit-Walküre.

Als ich in den deutschen Blättern las: «Res von Graffenried – als neuer Bühnentechniker auf den Hügel berufen!», da wusste ich: JETZT HAT ER ES GESCHAFFT.

Erschienen am: 
Montag, 8. Dezember 2014

Wiehnachts-Flaischkääs

(für 4–6 Personen)

Zutaten:

1,5 kg Fleischkäsebrät (beim Metzger)
2 Esslöffel Curry
1 Tasse grob gehackte Haselnüsse
1 Tasse klein gewürfeltes Orangeade
1 Alu- oder entsprechende, backfeste Karton-Form (beim Metzger)
Orangenscheiben

Zubereitung:

Das Brät in eine Schüssel geben.

Haselnussstücke und Orangeade darunter mengen.

In die Form geben und mit Orangenscheiben ausgarnieren.

Danach im vorgeheizten Ofen bei 160 Grad 50 bis 60 Minuten ausbacken.

Am besten eignet sich Kartoffelsalat als Beilage.

Härdepfel-Suppe

Zutaten:

600g Kartoffeln (mehlig)
400g Broccoli
2 Fleischbrühwürfel
2 dl Vollmilch
200g Speckwürfeli
100g Paniermehl
5 EL Sauerrahm
2 Peperoncini
Butter und Schnittlauch

Zubereitung:

Kartoffeln schälen und in grobe Würfel schneiden. Zusammen mit dem geputzten Broccoli in einem Liter heissem Wasser aufsetzen. 2 Fleischbrühwürfel dazu geben. Ebenso eine Messerspitze gemörserten Peperoncino.

Alles 20 Minuten zugedeckt fein köcheln lassen, evtl. etwas Wasser nachgiessen.

Von der tschechischen Melancholie und Blähungen

Illustration: Rebekka Heeb

Prag ist schmelzendes Moll – eigentlich stimmungsmässig eine Moll-tau-Variante.

Da kann lange die Sonne scheinen. Und der Himmel sich in diesem Blau der Zwetschgen zeigen, die sie hier in Backwaren reinkomponieren. Man ist immer einen Zacken traurig drauf. Die Moldau ist bräunlich-grün. Und die slawische Seele zeigt diese dunkle Melancholie, die uns Westler nur überfällt, wenn der Novartis-Kurs gesunken ist oder der FCB in der Verlängerung das Gegentor kassiert.

Erschienen am: 
Dienstag, 2. Dezember 2014

Fleck auf Schlitz

PLATSCH!

«Leck mich!», stöhnte Cédric.

Er sah, wie das Gemisch von Mangomark und Joghurt langsam über seinen Hosenschlitz schwabbte – eine weissgelbliche Flutwelle in Zeitlupe.

«VERDAMMICH!» – Cédric erhob sich vorsichtig. Und streckte die Genitalzone nach vorne, damit die Flutwelle nicht weiter rutschten konnte. Dann tauchte er die Frühstücksserviette in das Glas Wasser, das neben dem Espresso stand.

Langsam begann er an der prekären Stelle zu rubbeln.

Erschienen am: 
Montag, 1. Dezember 2014

Die bessere Zeit

Lorchen schaute durch den Operngucker.

Dann schüttelte sie energisch ihre frisch gelegten Löckchen, sodass sich zwei davon sofort in lausige Strähnen auflösten: «Erwin – es ist nicht mehr wie früher!»

Erwin tätschelte die magere Hand mit den braunen Altersflecken: «Ja Tantchen. Anders. Aber spannend. Und wunderbar…»

Er drückte sie kurz an sich: «Ich finde es jedenfalls grossartig, mit dir in der Staatsoper sitzen zu dürfen und…»

«Schweig!», sagte die Tante gerührt.

Erschienen am: 
Montag, 24. November 2014

Von der Mühe des Fliegens und einer Ente in Prag

Illustration: Rebekka Heeb

Natürlich bin ich zu früh. Ich bin an Flughäfen stets zu früh. Klare Angst: Du verpasst den Flieger. DIE JAHRE HÄTTEN MICH EINES BESSERN BELEHREN SOLLEN: MAN VERPASST HEUTE KEINE FLUGZEUGE MEHR. MAN WARTET AUF SIE, WIE DIE VERLASSENE BRAUT AUF DAS JAWORT VOR DEM ALTAR. Am Schluss geht gar nichts mehr. Flugzeug und Bräutigam haben Motorschaden – ES MUSS NACH ERSATZTEILEN UND NOTLÖSUNGEN GESUCHT WERDEN!

Ich durfte nach Prag. Frohe Laune also. ­Erstens ist Prag eine wunderbare Kulisse, in der aus jeder Ecke Formans «Amadeus» winkt.

Erschienen am: 
Dienstag, 18. November 2014

Die Knollenblätter-Tragödie

«Ich erwürge sie», dachte Hans.

«Ich bringe ihn um!», dachte Lore.

Es war die gute Basis für eine frohe Ehe.

Sie waren nun 27 Jahre verheiratet. Das war lange. «Allzu lange», dachte er.

«Viel zu lange», dachte sie.

Gut. Es gab die Scheidung. Aber so etwas hätten sie beide als Versagen empfunden. Unsportlich. So, als ob man einen Marathon-Lauf auf halber Strecke abbricht (er). Oder den Italienisch-Kurs für Fortgeschrittene nicht bis zum Ende durchsteht (sie).

Erschienen am: 
Montag, 17. November 2014

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