Von Geschichtenerzählern und dem «Myggeli»

Illustration: Rebekka Heeb

«In eigener Sache schreibt man nicht.» – Innocent rümpft die Nase. «Schon gar nicht in die Zeitung!» Der alte Meckerheini hat wieder mal seine vornehme Stunde. Okay. Eigentlich wolle ich nur berichten, wie es zu den Mimpfeli gekommen ist. Sie sind jetzt auf die Stunde genau 40 Jahre alt. UND ICH MEINE, DA DARF MAN DOCH SCHON MAL WEIHRAUCH SPRÜHEN…

Erschienen am: 
Dienstag, 15. November 2016

Escort-Boy

Er empfing die Kundinnen immer im dunkel­blauen Anzug. Dazu Krawatte. Meistens Hermès.

Vor jedem neuen Treffen war er aufgeheizt, wie ein pubertierender Schüler. Auch jetzt. Er spülte sich den Mund mit Listerine. Sprayte sich mit der schwarzen Duftnote von Parma ein. Und fackelte die Kerzen an.

In zehn Minuten sollte Kätzchen 69 hier sein.

Wie alle seine Kundinnen kam auch Kätzchen 69 durch ein Sex-Portal zu ihm. Das Anonyme im Internet machte die Sache noch heisser. Und ­Anonymität war wichtig.

Erschienen am: 
Montag, 14. November 2016

Von umstrittenen Bettlaken

Illustration: Rebekka Heeb

«Das ist zu primitiv!» Inno­cent klopft verächtlich auf das Leintuch mit den zwei watschelnden Enten.

O.k. Es ist ein Kinderbett­anzug. Und es ist eine auf Tuch gedruckte Szene aus ­Disneys «Aristocats».

KINDER LIEBEN DAS! Nicht nur Kinder. Auch ich kann mich mit bald 70 an den zwei kichernden Gänsedamen auf dem Videofilm nicht sattsehen.

Eine der Gänse heisst Abigail. Sooo geil!

Wenn ich morgen mit einem Mädchen niederkäme, ich würde die Kleine Abigail nennen und…

Erschienen am: 
Dienstag, 8. November 2016

Die Dogge

Sie wollte immer einen Hund.

ER NICHT.

«Hunde bringen Flöhe…», argumentierte ­Wolfgang. «Und mit einem Hund findet man kein anständiges Hotel, Karla.»

Karla lächelte versonnen.

Und sagte: «Ja, ja, Wolfi.»

SIE SAGTE IMMER «JA, JA». UND MACHTE DANN DOCH, WAS SIE WOLLTE.

Eine kluge Frau, eben.

Wolfgang hatte ein Cochemare aus seiner ­Kinderzeit nie richtig verarbeitet. Er war damals psychisch auf den Hund gekommen – oder eben: GEGEN DEN HUND!

Erschienen am: 
Montag, 7. November 2016

NEU: Schüüfeli uf Bohne. Hörbuch (CD)

Wiehnachtsgschichte glääse vom -minu

Mit «Schüüfeli uf Bohne» spinnt der Basler Autor -minu die Tradition seiner legendären Weihnachtsgeschichten weiter. Seine Erzählungen sind komisch, schrill, manchmal herzzerbrechend oder ganz einfach nur stille Beschreibungen des Alltags. Nicht umsonst ist der Autor zur Adventszeit mit seinen Geschichten immer wieder auf Tournee‚ und nicht umsonst sind die Theaterabende immer ausverkauft: -minus Geschichten zum Heiligen Abend lassen niemanden kalt und sind eine Bereicherung an jeder Weihnachtsfeier.

Von den falschen Zähnen der Sisi und Fräulein Lutz

Illustration: Rebekka Heeb

«Na, du dickdummes Sisi-­Datscherl... gehst wieder auf Rüschenschau!»

Es ist natürlich Lieserl. Die blöde Kuh will mir jedes Jahr «Sisi» vermiesen. UND NUR WEIL DIE KAISERIN WAR UND DIE LIESEL LEDIGLICH EIN EINGEHEIRATETES FRÄULEIN LUTZ.

ABER ICH LIEBE MEINE SISI. DA KANN DIE LEDIGE LUTZ EIN GANZES SCHEISSHAUS MIT DRECK SCHLEUDERN.

Dieses Sisi-Lächeln, das wir alle kennen... das Glimmer-Krönchen, von denen kleine Buben träumen ... der bleiche, wunderbar gepuderte Busen, welcher den Kaiser kirre macht ... DAS REGT NATÜRLICH DEN NEID DER SALZBURGER DRECKSCHLEUDER. DIE KANN DOCH MIT IHREN ZWEI HOCH GEHIEVTEN RUNZELMELONEN SCHON MORGEN ABDANKEN!

Erschienen am: 
Dienstag, 1. November 2016

Stiefmütter

Sie mochte ihre Stiefmutter nicht.

ABER WER MOCHTE SCHON STIEFMÜTTER!

Lena wurde bereits als kleines Mädchen ­eingetrichtert, dass Zweitfrauen Kinder im Wald ­aussetzen.

Oder diese mit fies präparierten Äpfeln aus dem Weg räumen.

(Oder die Asche aus dem Kamin fegen lassen.)

KENNT MAN JA.

Lenchens Grossmutter, die fette Martha, war gespickt mit solchen Gräueln der Grimm-Brüder. Durch die dunkle Brille der Poeten sah die Zukunft für Kinder einer Zweitmama ziemlich beschissen aus.

Erschienen am: 
Montag, 31. Oktober 2016

Von Liesels Schnitten und zu viel Zucker in Salzburg

Illustration: Rebekka Heeb

«I MOCH MAINEN BUABERLN SISSI-SCHNITTERLN!»

Mein Gott. Es bleibt uns nichts erspart. Zuerst die Bartoli als Maria in «West Side ­Story». Und jetzt dieser Zuckerschlamm mit den Heidelbeeren drin. BEIDES UNERTRÄGLICH SÜSS. UND BEIDES IRGENDWIE FALSCH GEBACKEN.

Das mit den Sissi-Schnitterln kam so: Liesel hat zwar immer ihr Holz auf dem Feuer. Damit will das Luder die «MANNSBILDERN» so weit erhitzen, dass denen die Milch überläuft.

Erschienen am: 
Dienstag, 25. Oktober 2016

Der andere Tatort

Er schaute «Tatort».

Ernst mochte diesen schmuddeligen Kommissar und seinen geschniegelten Leichen-Professor. Letzterer war stets so erfrischend unkorrekt frech zur Zwergenfrau. Und die blieb ihm dann auch nichts schuldig.

Ernst liebte also diese Krimireihe (auch wenn er die Auflösung der Morde mitunter verpennte).

VOR ALLEM ABER LIEBTE ER DIE ­VERWUSCHELTE STAATSANWÄLTIN MIT DER DUNKLEN BASS-STIMME. Und er liebte ihren tödlichen Raucherhusten.

ERNST RAUCHTE AUCH.

Erschienen am: 
Montag, 24. Oktober 2016

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