Sie wollte immer einen Hund.
ER NICHT.
«Hunde bringen Flöhe…», argumentierte Wolfgang. «Und mit einem Hund findet man kein anständiges Hotel, Karla.»
Karla lächelte versonnen.
Und sagte: «Ja, ja, Wolfi.»
SIE SAGTE IMMER «JA, JA». UND MACHTE DANN DOCH, WAS SIE WOLLTE.
Eine kluge Frau, eben.
Wolfgang hatte ein Cochemare aus seiner Kinderzeit nie richtig verarbeitet. Er war damals psychisch auf den Hund gekommen – oder eben: GEGEN DEN HUND!
Seine Mutter hatte den Kleinen zu einer Nachbarin geschickt. Wolfgang sollte ihr Beeren aus dem Garten bringen.
Vor der Haustüre knurrte ein Hund. Er war doppelt so gross wie Wolfi.
Der Hund wollte weder Wolfgang. Noch die Beeren.
Aber er wachte über seine Herrin. Deshalb: Knurrknurr. Und Zähne zeigen.
(Heute zeigen in der Werbung ja alle die Zähne. Aber bei Doggen sollte man eben doch aufpassen).
Der Hund erhob sich. Wolfi zitterte. Er liess in Panik die Schüssel mit den Beeren fallen. Sauste davon. Und es ist immer dumm, einem Hund davonzurennen. Der jagt dann hinterher. Da kann die Nachbarin lange rufen: «PLUTO MACHT NICHTS – ER WILL NUR SPIELEN!»
Zu Hause bekam der Kleine den Arsch voll, weil er ohne Schüssel auftauchte.
Und da waren dann nächtelang diese Horrorträume, die mit dem Zuschnappen von Pluto endeten.
NATÜRLICH HÄTTE WOLFGANG SPÄTER NIE SO ETWAS EINER PSYCHOTANTE ODER EINEM SEELENKLEMPNER OFFENBART.
Dafür war er zu stolz.
Er schob für seine Phobie Hundeflöhe vor.
«Wusstest du, dass Ulmer Doggen von den deutschen Fürsten als Kammerhunde gehalten wurden?» – flötete Karla.
Das war Wolfi so was von wurst.
Als dann aber die kleine Ulmer Dogge ins Haus kam, war bald einmal Krieg um die Wurst.
Karla nannte sie «Bubi». Das war natürlich ein Witz. Weil «Bubi» schon mit sechs Monaten so viel wog wie sechs Harassen Apfelmost.
Bubi liebte seine Karla.
Wenn jemand ihr zu nahe kam, fletschte er die Zähne. Und knurrte wie ein kaputter Staubsauger. Auf Wolfgang hatte ers besonders abgesehen.
«Brav! Bubi, brav!» – zirpte Karla.
Und zu ihrem Alten: «Jetzt stell dich nicht so saudumm an. Er spürt, dass du ihm keine Liebe entgegenbringst…»
KEINE LIEBE? WOLFGANG HÄTTE DIE DOGGE AM LIEBSTEN IN DER
WURSTMASCHINE GESEHEN.
Sie hatten bald einmal getrennte Schlafzimmer. Dann getrennte Wohnungen. Und schliesslich den Scheidungsanwalt.
Als Trennungsgrund wurde «eine Ulmer Dogge» angegeben.
«EIN HUND IST KEIN GRUND!»,
URTEILTE DIE RICHTERIN.
Wolfi hatte Unterhalt zu bezahlen.
Für Karla.
Und für «Bubi».
HUNDSGEMEINE WELT!