Von Gedanken bei Sonnenuntergang und Medusen…

Winter ist die helle Zeit auf der Insel: die Sonne steht tief. Und schüttet Gold auf Felsen und Olivenhaine..

Die Nächte tauchen sehr bald ins Teerschwarze ab. Wenn man Glück hat, hängt der Milchstrassen-Verantwortliche die Sterne raus. Vor dem Eindunkeln aber verfärbt sich der Himmel violett und rosig. ER zieht mal wieder alle Register – auch wenn sein Bühnenbild aussieht, als wären 100 000 Tucken mit der Schminkpalette ausgerückt!

Erschienen am: 
Dienstag, 14. Januar 2014

Von Tante Julchen und der Zeit…

Immer an Silvester warf sich Julchen einen schwarzen Fummel an.

Sie schminkte sich die Augen rabendunkel, so dass sie aussahen, als wären sie ins Tintenfass gefallen. Und an ihren Läufen zischten dunkle Nylonstrümpfe mit Nähten (was mein Vater an seiner Schwägerin sexy fand und sie entsprechend auch immer mit dem anerkennenden Pfiff des Sexer-Trämlers zur Jahresend-Party willkommen hiess - ein Pfiff, der ihm bei seiner (zumeist) weiblichen Fahrkundschaft den Beinamen „pfeifender Hansi“ einbrachte.

Julchen trauerte.

Erschienen am: 
Dienstag, 31. Dezember 2013

Vom Bambi und den Tücken der Technik

Es begann damit, dass Nicoletta so begann: «Ohhh Signori … ich habe eine «machinetta …una meraviglia …»

Sie sprach von ihrer Wundermaschine.

Innocent schaute anzüglich auf ihren (neidlos zugegeben) beachtlichen Busen. Selbst mit einem Fuss bereits in der Grube sowie ­demnächst im neunten Dezenium kennt er keine Pausen: «Oh jaaa, Signorina Nicoletta … das sehen wir doch alle … und alles mit Vergnügen …con molto piacere …»

DER GRÄSSLICHE ALTE SCHLEIMER, DER!

Erschienen am: 
Dienstag, 4. Februar 2014

Die Sekretärin

Kurt war mies drauf.

Erstens wars der letzte Tag seiner Sekretärin. Fräulein Vaterlaus (sie bestand auf dem Fräulein)hatte ihm 40 Jahre gedient. Er hatte sie als 18-Jähriger von seinem Vater übernommen, als dieser von einem Lastwagen platt gefahren wurde.

FRÄULEIN VATERLAUS WURDE SO ETWAS WIE EINE FIRMENMUTTER FÜR IHN.

Sie führte ihn behutsam in seine Pflichten als neuer Chef ein – wusste aber immer, wo ihr Platz war.

Erschienen am: 
Sonntag, 9. Februar 2014

Von einem Mail aus Israel und der ersten Rohkostfee

Kürzlich meldete sich in meinem E-Mail-Briefkasten jemand mit dem Namen Osnat Laster.

O.k. Nicht aussergewöhnlich.

Es melden sich schliesslich auch «Huldi Weibel» oder «Jörg Abächerli».

Die meisten wollen irgendein Kochrezept. UND DA BIN ICH NUN WIRKLICH NICHT DIE RICHTIGE ANLAUFSTELLE.

JEDER WEISS, DASS MEINE REZEPTE NIE AUFGEHEN. UND STETS IRGENDWO EIN EI ÜBRIG BLEIBT!

Osnat Laster jedoch wollte ihre Grossmutter. Es kommt eher selten vor, dass jemand bei mir eine Grossmutter bestellt.

Erschienen am: 
Dienstag, 28. Januar 2014

Sudoku

Hildi schaltete den Fernseher aus.

Sie hatte eine Illustrierte durchgeblättert, um sich über das blaue Blut dieser Welt auf dem Laufenden zu halten.

Walter brütete über einem Sudoku.

Am Fernseher war sich eine politische Talk-Runde verschiedenster Parteien darüber einig gewesen, dass Frauen nicht geschlagen werden dürfen.

Hildi schüttelte den Kopf: Weshalb konnten sie nicht wieder mal so einen schönen Film mit Theo Lingen und Paula Wessely zeigen? DA HATTEN ES FRAUEN IMMER GUT.

Erschienen am: 
Montag, 27. Januar 2014

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