Von Ilses Scheidung und Wispern

Natürlich merkten wir, dass etwas nicht stimmte.
Wir wussten bereits, dass nicht nur die Bienchen Liebe machen. Und hatten erkannt, dass der Storch mit dem Windelpaket im Schnabel eine Mär ist. KURZ? WIR WAREN SCHON RICHTIG VORAN FÜR UNSERE ZEIT.
Dann begannen sie zu tuscheln.
Wenn ich die Stube betrat, stoppten die Ge­­spräche. Grossmutter liess das zarte Schleiergitter vom Hut fallen. Und flüsterte. «Pas devant les enfants!»

Erschienen am: 
Dienstag, 5. März 2013

Von Ilses erstem und letztem Morgestraich

Donnerstag Ilse wäre zu gerne einmal gegangen.
Aber in ihrem Alter... Nein, die Heimleiterin, Adelheide Schulze, eine energische Deutsche aus Bad Krozingen, hatte sie zur Seite genommen:
«Liebe Frau Kunz. Ich finde es ja rührend, aber wir wollen doch vernünftig sein!»
IMMER VERLANGTE DIE GANZE WELT VON IHR, VERNÜNFTIG ZU SEIN. ALLES WAR NUR NOCH VERBOT: KALORIENREICHES... GRÜNE MECHES IM HAAR... DIE SCHWÄRMEREI FÜR DEN JUNGKOCH LUCA.

Erschienen am: 
Samstag, 13. Februar 2010

Von Hundescheisstagen und Fäkalsprache

Ach, Kinder, WAS FÜR EIN TAG!
Kennt ihr natürlich alle. Und ich brauche euch hier NICHTS vorzujaulen.
Es sind diese Tage, die man in ein Robidog-­Säcklein abfüllt. Zuknoten. Und entsorgen möchte. HUNDESCHEISSTAGE also.
«Lass gefälligst diese verfickten Ausdrücke!», unkt Innocent übellaunig. Es gibt glückliche Seelen, ­ die bleiben ein Leben lang von solchen Robidog-Scheisstagen verschont.
JA, IST DENN DAS GERECHTIGKEIT?

Erschienen am: 
Samstag, 1. September 2012

Von Höhenmetern am Bosporus und türkischen Käselocken

Also: Bergig ist das schon. Da sind die Hügel von Rom Flundern dagegen.
Wenn ich mir morgens diesen Ring aus Starkteig, den sie Simit nennen und der in seinem Sesammantel aussieht wie ein pubertierender Junge ohne Akne-Salbe? also wenn ich mir bei Mehmed, dem Bäcker, diesen essbaren Wurfring zum Frühstück hole, lege ich schon mal so meine tausend istanbulischen Höhenmeter zurück.
BERG RAUF. GERÖLL RUNTER. TREPPEN HOCH. GASSEN AB.

Erschienen am: 
Samstag, 21. Juli 2012

Von Hakan als Krippenfigur und der heiligen Familie aus Zucker...

Donnerstag Innocent ist nicht das, was man einen Weihnächtler nennt.
DA TRENNEN UNS WEIHNACHTSBAUMHOHE WELTEN!
Während ich bereits nach den Sommerferien mit «Oh du fröhliche» rumpfeife und schon mal die Kugeln aus dem Keller hole, macht mein lieber Freund auf Nörgelstufe 10: «Was soll der Scheiss? Weihnachten ist Weihnachten. Und nicht eine Glamour-Revue-Show, die du monatelang vor der Premiere inszenieren musst. Also pack den Jesus wieder ein!»

Erschienen am: 
Donnerstag, 29. November 2007

Von haarigem Abschied und weissem Damast

Donnerstag Liesels Abschied ist haarig. Wir entsorgen Lawinen von Hundehaaren. Man könnte vier Matratzen füllen.
UNGLAUBLICH, WAS SO EIN KLEINER STRUPFER AN HAARIGEM PRODUZIERT. Und das Haarige ist ja noch das wenigste!
GOTT, GING MIR DIESER KLÄFFER AUF DEN GEIST!
Wenn wir Gäste zu Tisch baten, musste natürlich auch dem Hundilein ein Stuhl zum Teller gerückt werden. Ich schoss Blicke, die einen Waffenschein gebraucht hätten.

Erschienen am: 
Donnerstag, 16. Juli 2009

Von Gwendolyn, der drei Mal starb

Als ich die Ente hinten im Kostümkasten entdeckte, begann ich zu hypern. Warf mir drei von den rosa Pillen ein. Und wollte den Gräuel in einem Kleidersack entsorgen.
Die Larve mit dem überdimensionierten Entenei als Kopflaterne schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte schon damals diesen ­entsetzten Blick einer Tierschützerin, der man Foie Gras auf Brioche serviert.
Die Entenfigur war Gwendolyn mit Enten­geschichten im Plural.

Erschienen am: 
Sonntag, 27. Januar 2013

Von grellbunten Kreolinnen und Havannas keimendem Kapitalismus

Havanna erwacht. Bereits um sieben Uhr in der Früh herrscht auf der Calle Obispo ein reges Gewusel. Junge Leute bauen in Hauseingängen wacklige Holztischchen auf. Sie schleppen Körbe mit Thermosflaschen an. In einer Kiste dampfen safranfarbige Brötchen. Und jemand schraubt ein Riesenglas mit eingelegten Paprikaschoten auf? fertig ist die Imbissbude.

Erschienen am: 
Samstag, 26. Februar 2011

Von Glühwürmern und Panik im Schlafzimmer

Donnerstag - Es ist, als ob eine Fee im Mai den Zauberstab über die Insel ausschütten würde: Immer wenn die Nacht ihren schwarzen Schleier über die Hügel wirft, flimmern Millionen von Lichtern aus den Büschen: le Luciole. Nicht umsonst bejubelt das Touristen-Büro unsere kleine Insel als Glühwürmchen-Paradies. Und das kann man in Italien doppelbödig auffassen: Luciole ist nämlich auch das Wort für Freudendamen.

Erschienen am: 
Donnerstag, 24. Mai 2007

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