Von Ladurées schrillen Macarons und Pariser Chic

Donnerstag An der Decke fliegen Engel. Sie sind so zartblass wie stehen gebliebene Rahmtörtchen. Die Himmlischen umschwirren eine Jugendstil-Madame mit Hochsteckfrisur und enggeschnürtem Mieder. Madame trägt lächelnd eine Kuchenplatte in den Händen. Darauf: allerlei Backwaren. Und knackfrische Trauben.
UND DIES ALLES AM PLAFOND!
Dazu noch üppig vergipste Stuckatur, als hätten die Zuckerbäcker mit dem Rahmbläser gewütet.

Erschienen am: 
Donnerstag, 30. April 2009

Einmal Queen sein...

Manchmal träume ich davon, die Queen zu sein.
Jeder hat seine Macke.
Die Queen hat's gut.
Sie liegt in ihrem Himmelbett. Und keiner löchert sie mit dummen Fragen "wo ist die Zahnpasta?"(Innocent). Oder "gibt's keine Eier zum Frühstück " (mein Vater).
Die Queen hat einen Butler, der die Vorhänge aufzieht, ihre lässig dahingeworfene Unterhose aufsammelt und eine frische bereit legt. Dann sagt er leise "Hello - what a wonderful day".

Erschienen am: 
Montag, 11. Juli 2005

Von Kuppelversuchen und einem Kropf

Tante Finni war die mit dem Kropf.
An ihrem Hals hing eine fleischliche Kugel. Gross wie ein Kinderkopf.
«Das ist mein Bubu», sagte das Finneli, wenn Kinder erschrocken darauf zeigten. Sie liess Bubu dann auf und abtanzen ? eine Technik, die sie mittels Hyperventilation und Luftanhalten beherrschte. Den Bubu-Tanz führte sie auch an Familientreffen, Hochzeiten und runden Geburtstagen vor.

Erschienen am: 
Dienstag, 23. Juli 2013

Gespräch beim Frühstück

Gestern waren sie erstmals da. Eine Grossfamilie grüsste aus der Zuckerbüchse.

Ein Geschwisterpaar hing betäubt vor Glück an der Grenadinesirupflasche. «Wir haben Ameisen im Haus», alarmiere ich Innocent, der mit den Toten beim Espresso sitzt. «Mmm», murmelt er, «den alten Müller hats nun doch erwischt. Am Freitag ist die Abdankung?»

«Wir müssen diese roten Döschen aufstellen. Und einen weissen Kreidestrich ums Haus ziehen. Das mit dem Kreidestrich funktioniert tatsächlich?»

Erschienen am: 
Montag, 11. April 2005

Von Kopfsalat mit Seele und der Vergesslichkeit

Walter sitzt im Esssaal.
«Hallo, Herr Humbel», ruft der Pfleger fröhlich. Und streichelt den Arm des Mannes, der da im Rollstuhl sitzt.
Walter lächelt.
Er schaut den Pfleger nicht an. Er fixiert eines der grossen Fenster. Und lächelt ins Leere.
Draussen regnet es. Nun hebt Walter den Kopf zum Pfleger: «Zeit für mein Mittagessen.»
«Das Mittagessen war vor einer Stunde. Sie haben die Pouletbrust sehr genossen, Herr Humbel.»

Erschienen am: 
Samstag, 6. August 2011

Reizender Besuch von ihr?

Sie machte mich verrückt. WAHNSINNIG. Ich sass an meinem Computer. Die Glosse soll in einer Stunde auf der Redaktion sein. Und dann kam SIE. War da. Einfach so. Weiss der Teufel, wer sie reingelassen hatte. «Hau ab!», brüllte ich. Eben hatte ich noch ein wundervolles Wortspiel: «Fitter Vetter und fetter Fitter»? UND SCHON MACHT DIESES BIEST ALLES ZUR SAU. Aus. Fertig. Die genialen Gedanken verflogen.

Erschienen am: 
Montag, 10. Oktober 2005

Carroll

Es ist am besten, ich sage es Ihnen gleich: also Carroll kann's mir nicht.
Jede andere. Aber nicht Carroll. (Gut. Erika ist das allerallerletzte. Aber Erika legen wir hier gleich mal ad acta. Erika ist kein Wort der Erwähnung wert. Vergessen. Und ab auf den Kompost).

Erschienen am: 
Montag, 9. Mai 2005

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