Von den sterbenden Palmen und veganen Herzen

Illustration: Rebekka Heeb

In naiven Tantenträumen habe ich mir das immer so vorgestellt:

Grosse Auffahrt zum Schloss.

Vorfahren mit der hochradigen Familienkutsche.

Auf deren polierten Toren sind dezent die Krönchen von Innocents nobelalter Familie gemalt. UND EIN LACHENDES EINHORN. Letzteres passend zur Familientradition: gerne mal lachend einen auf dem Horn.

Dann links und rechts Tonnen von Zypressen, die sich ehrfurchtsvoll vor uns verneigen.

Erschienen am: 
Dienstag, 12. Juni 2018

Spitze Nase

«Ich bringe diese Giftschleuder um…!»

NA GUT – ES WAREN KEINE SALONFEINEN GEDANKEN, DIE DA DURCH WERNERS KOPF JAGTEN…

Aber irgendwie können wir ihn auch verstehen: Margret war eine Plage.

Von morgens bis abends nörgelte sie an ihm herum.

MARGRET WAR EINE ÄUSSERST UNSYMPATHISCHE PERSON. RECHTHABERISCH. EIGENWILLIG. UND MIT EINEM KINN, DAS BÜHNENHEXENREIF WAR.

Nun fragen wir uns, weshalb hat Werner so ein Brechübel geheiratet?

Erschienen am: 
Freitag, 8. Juni 2018

Von den rosa Buben und bunten Kleidern

Illustration: Rebekka Heeb

Als kleiner Bub trieb ich es bunt.

DAS HAT BEREITS IN DER WIEGE ANGEFANGEN!

So jedenfalls wurde die Story immer an Familientagen und Beerdigungen durchgegeben: Rosig gedresst lag der kleine Junge auf dem weissen Kissen. Rosig – weil Basler Buben zu jener Zeit noch rosa auf die Welt kamen. Die Mädchen himmelblau.

WEISS DER TEUFEL, WESHALB BASEL DA IN SEINER VERHÜLLUNGSPOLITIK ANDERS TICKTE.

Aber es war Tradition: künftige Grossräte rosa. Die ersten Emanzen: himmelblau!

Erschienen am: 
Dienstag, 5. Juni 2018

Bibbälä

ES WAR EIN SCHOCK.

Die Mutter sperrte entsetzt die Augen auf: «DAS NICHT AUCH NOCH!»

Die Hebamme erstarrte. Und versuchte es auf die gütige Art: «Es ist jetzt vielleicht ein bisschen schlimm – aber Menschen mit einem Down-Syndrom können ein grosses Geschenk sein. Sie sind sensibler als ihre Umwelt. Und sie können uns das Glück des Lebens aus ihrer Sicht näherbringen!» «BRINGEN SIE ES WEG!» – schrie die Frau hysterisch.

Die Hebamme drückte den Kleinen fest an sich: «Das wird schon werden, mein Kind…»

Erschienen am: 
Freitag, 1. Juni 2018

Von einem Maikäfer und keinen Abfallkübeln

Illustration: Rebekka Heeb

Die wunderbarsten Dinge im Leben passieren, wenn man sie nicht erwartet.

BEI MIR WAR ES DAS DING MIT DEM MAIKÄFER.

Also.

Ich suche nach einem Abfallkorb.

MAN FINDET 1000 ÜBERWACHUNGSKAMERAS UND EINE MILLION POLITISCHE MEINUNGEN IN DIESER STADT – ABER KEINEN ABFALLKORB!

Ich jage mit meiner Serviette, in die sie mir eine gebutterte Brezel eingewickelt haben, durch die Gassen. Die Brezel ist weg. Kein Kunststück. In 30 Sekunden war sie unten.

Erschienen am: 
Dienstag, 29. Mai 2018

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