Der Stock

«Papa – das sieht echt heiss aus!»

Nancy versuchte, ein entzücktes Gesicht zu machen.

Aber Karl bellte sie gleich an: «BLÖDSINN. EIN MANN AM STOCK IST NICHT HEISS… ER KLOPFT DAMIT AN DIE TÜRE ZUM JENSEITS!»

«Chaplin hatte auch einen Stock…», versuchte es die Tochter jetzt gütig, «dann Maurice Chevalier… oder Heesters. Er wurde 108 Jahre alt. DIES MIT STOCK!»

«Ja», nickte Karl grantig. «…aber ich bin nicht Heesters. Und ich will auch nicht ein 108-jähriger Dandy werden!»

Erschienen am: 
Freitag, 11. Mai 2018

Von Buchteln bei den Hawelkas und Peter Alexander

Illustration: Rebekka Heeb

«I geh mit dem Herrn Doktor noch Würstel aikaufen…»

Fräulein Henriette zieht meinen Innocent – MEINEN INNOCENT! – wie einen lahmen Dackel neben sich her.

Es musste ja so kommen: Fräulein Henriette hat sich total in Innocent verschossen. Er ist ihr Traum-Bachelor. Und sie ihm scheissegal.

ABER SIE HAT SCHNAPS IM HAUS. DA LODERN INNOCENTS BESTECHLICHE HIRNZELLEN WIE FEGFEUERFLAMMEN.

Erschienen am: 
Dienstag, 8. Mai 2018

Kinder

Milli packte ihre Einkäufe in die Papiertasche: 3 Äpfel, 1 Kopfsalat, 6 Eier. Die Tasche nahm sie stets von zu Hause mit. Milli war alt. Aber noch lernfähig. Und sie wusste, was sie der Umwelt schuldig war.

Sie machte sich auf den Weg – rechts der Gehstock. Links die Einkäufe. In der Mitte: das traurige Elend. Ach was! Milli wollte nicht hadern. Der Staat sorgte mit einer guten Pension für sie.

Erschienen am: 
Freitag, 4. Mai 2018

«Andere Söhne...»

Elvira sah sich um.

SIE SAH ROT.

SIE SAH PLÜSCH.

SIE SAH KRISTALL.

«Wunderbar», seufzte sie. «Einfach grossartig!»

Es war Michi gewesen, der sie mit einer «Reise nach Wien» und einem Opernticket für «Bohème» überrascht hatte.

MICHI WAR ANDERS ALS SEINE GESCHWISTER.

Als er mit zwölf für Freddy Quinn und Zuckerwatte schwärmte, wusste Elvira: Mit 15 wird er sich ein Lidschatten-Set zum Muttertag wünschen.

Wie gesagt: Er war anders. Und Elvira haderte nicht damit.

Erschienen am: 
Freitag, 27. April 2018

Fräulein Henriettes Guckloch und die Wiener Oper

Illustration: Rebekka Heeb

Fräulein Henriettes Auge klebt am Guckloch.
Ich kann das Gelbliche des Augapfels genau erkennen.
Es gibt kein Entweichen! WENN ICH DIE TÜRE ÖFFNE, ÖFFNET FRÄULEIN HENRIETTE AUCH: «So a Zuafall - kommts zemene Häferlkaffee?»
Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Kaffee-Arten es in Wien gibt. Beim Häferlkaffee aber handelt es sich um eine Brühe der schlimmsten Art.
Ausgeschenkt aus einem grossen Häferl. DES HALB: HÄFERLKAFFEE.
Und deshalb auch: «NEIN – ICH MUSS HERRN INNOCENT ABHOLEN!»

Erschienen am: 
Dienstag, 24. April 2018

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