«Ich bringe diese Giftschleuder um…!»
NA GUT – ES WAREN KEINE SALONFEINEN GEDANKEN, DIE DA DURCH WERNERS KOPF JAGTEN…
Aber irgendwie können wir ihn auch verstehen: Margret war eine Plage.
Von morgens bis abends nörgelte sie an ihm herum.
MARGRET WAR EINE ÄUSSERST UNSYMPATHISCHE PERSON. RECHTHABERISCH. EIGENWILLIG. UND MIT EINEM KINN, DAS BÜHNENHEXENREIF WAR.
Nun fragen wir uns, weshalb hat Werner so ein Brechübel geheiratet?
Spätestens am Altar hätte er noch den Schwanz einziehen können. Ihr Kinn war schon damals spitz – und rechthaberisch wird man nicht von einem Tag auf den andern.
SCHÖN BLÖD, DIESER WERNER!
Oder eben doch nicht: Denn Margret hat Geld. Viel Geld. Häuser, Aktien, Goldbarren und so…
DAS KANN JEDEN BLIND MACHEN. UND EIN SPITZES KINN VERGESSEN LASSEN.
Zwar war Werner durch seine von ihm heiss verehrte Mutter gewarnt worden. Die Gute hatte zu einem alten Volksmund gegriffen:
«SPITZE NASE, SPITZES KINN – HOCKT GEWISS DER SATAN DRIN!»
Jawohl – eine spitze Nase hatte Margret auch.
Also, Werner muss in seiner Sehkraft geschwächt oder ein Riesenvolltrottel gewesen sein.
Jedenfalls: ICH WILL!
Und Kirchenglocken.
DOCH GELD BRINGT NICHT ALLES.
Das hat der arme Gatte bald lernen müssen.
Margret hockte drauf, wie die Gans auf Eiern.
Und Werner musste dazu noch seinen Lohn als Buchhalter-Assistent bis auf 45 Franken Sackgeld an den grantigen Muffel abgeben.
WEN WUNDERTS, DASS ER SICH IN EINE ANDERE VERLIEBTE!
Lucie war nicht schön. Hatte aber ein lustiges Doppelkinn, das leicht degeneriert nach hinten wabbelte. Dazu ein breites Boxernäschen.
SO ETWAS ERFREUTE WERNER NACH ALL DEM SPITZEN.
Sie trafen einander heimlich.
«ICH BRINGE SIE UM…», jammerte er dann zur Geliebten.
«Überlass das mir…», lächelte sie gütig.
Und «flieht das Kinn – macht alles Sinn!», kalauerte Mutti daheim, als er ihr Lucie vorstellte.
An jenem Morgen war Margret besonders unausstehlich gewesen.
Sie warf die Espressotasse, die zu heiss war, dem neuen Hausmädchen vor die Füsse.
Sie liess Werner viermal die Krawatte wechseln: «Ja gehen wir denn in den Zirkus!»
Sie stauchte ihren Bankmann am Telefon zusammen: «Sie sind ein Volldepp – weshalb haben sie nicht vorher verkauft?!»
Und dann hatte sie Werner zu sich gebellt: «Wir gehen – nimm den Schirm!»
Er nahm das Handy. Und rief Lucie an.
Dann nahm er den Schirm.
BEIM ROTLICHT WUSSTE ER, WAS KOMMEN WÜRDE.
Margret ignorierte Verbote und Vorschriften.
«Es kommt keiner!», bellte sie. «Komm schon du Warmduscher!»
Seit Jahren war es dasselbe: Verbote existierten nicht für sie. Schon gar nicht, wenn sie rot waren.
UND JETZT WAR MARGRET TOT!
Die Autofahrerin erlitt einen Schock. Und wurde von einer Polizistin psychologisch betreut.
Margret wurde von «Müller und Söhne» in Holz abtransportiert.
«HEUTE ROT – MORGEN TOT!», tat Werners Mutti in gereimter Art ihr Beileid kund...
P.S. Nach zwei Stunden psychologischer Betreuung wurde Lucie dann von der Polizei heimgeschickt: «Sie können nichts dafür…machen Sie sich keine Vorwürfe!»
Nach sechs Monaten war Hochzeit.
Mutti hielt eine kleine Rede:
«Ende gut – wers selber tut!»