Die verpassten Gelegenheiten

Nun haben wir also wieder Vorsätze gefasst.
Okay. Gehört dazu.
Es ist wie ein weisses Blatt Papier, wenn man den 48. Entwurf weggeworfen hat? ein Neuanfang. UND ES GIBT NICHTS SCHÖNERES ALS DEN NEUSTART? ER IST AUFREGEND. PRICKLIG. BIS MAN MERKT, DASS WIR WIEDER BEI DER ALTEN SCHEISSE SIND.

Erschienen am: 
Montag, 3. Januar 2011

Die stille Runde

Sie trafen einander im Supermärt. An der Imbissecke. Tag für Tag.
Es gab dort eine kleine Bar. Und Rotwein im Offenausschank.
Und es gab dieses Leben, das ihnen irgendwo abhandengekommen war.

Erschienen am: 
Montag, 5. Dezember 2011

Die Sparsau

«Haben wirs nicht gut, Mutti?»
Sie hasste es, wenn er sie Mutti nannte.
«Ja, Hugo!»
Lore drehte sich auf ihrem Badetuch. Der grobe Kies knirschte. Und Lore knirschte auch.
400 Meter weiter wäre eine feudale Strandanlage gewesen. Sand, so weit das Auge reichte. Sonnenschirme.
Und hübsche Kellner, die farbenfrohe Cocktails mit Papierschirmchen zu den Liegestühlen balancierten.
HIER JEDOCH: KIES! LINDENBLÜTENTEE. UND KÜHLBOX MIT WURSTBROT.

Erschienen am: 
Montag, 9. Juli 2012

Die Sache mit Tildy

Cousine Tildy hatte in Miami gelebt. Tildy war schon immer ein verrücktes Huhn gewesen. Als kleines Mädchen schrieb sie auf den Weihnachtswunschzettel: 1 PAAR HÖCKERS. 1 LENDENSCHUTZ.
Das Christkind brachte eine scheussliche Puppe, auf der stand: «ICH HEISSE DORA!» Tildy killte Dora noch vor dem Stephanstag.
Mit zehn Lenzen fuhr Tildy Gokart. Tanten und Onkels seufzten: «Die armen Eltern!»

Erschienen am: 
Montag, 8. November 2010

Die Rose

Natürlich humpelte Innocent an der Rose vorbei. Er kennt nur eine Art von Rosen. Die Arthrose. Mit der hält er seine kleine Welt auf Stock und Trab.
DANEBEN IST KEIN PLATZ FÜR DAS SCHÖNE DER NATUR!
Da muss sich dann keiner wundern, wenn in der Umgebung die Neurosen blühn.

«Schau dir diese Rose an!» - rufe ich Innocent zu. Der steht bereits beim Eingang zum Hopfenkranz. Der Hopfen blüht ihm lieber als die Rose. «Rose ist Rose», trompetet er. TYPISCH. Dieser Mistkerl hat das Feingefühl einer Distel.

Erschienen am: 
Montag, 15. August 2005

Die Rache...

Max betrog sie.
Mit ihrer besten Freundin Annick. So fühlte sich Alice gleich zweimal total verarscht.
UND SCHRIE NACH RACHE.
Als Max im alten Luftschutzkeller der Villa seine Modelleisenbahn aufbaute, tat Alice dies als «Bubentraum eines alten Esels» ab. Bald richtete er sich neben den vorbeizischenden Lokomotiven eine Couch ein: «Da kann ich ungestört mein Nickerchen machen.» ? NICKERCHEN! HA!

Erschienen am: 
Montag, 23. September 2013

Die Panne

Zuerst knallte es. Dann leichtes Schwanken. Und gottlob war da gerade der «PARKPLATZ FÜR FRAUEN» frei.

Ich nichts wie drauf. Und erteile Selbstschelte: «DU RIESENVIEH - weshalb nimmst du die Kurven auch immer so eng!»

Okay. Die Kurven in Parkhäusern sind immer ein Problem. Überdies schwamm ich mit meinen Gedanken in der Sosse jenes Bratens, den ich für das Fernsehen kochen sollte. Mit Feigen? Oder mit Zwetschgen? Oder gar mit beiden und etwas Ingwerwurz.

Bei Ingwerwurz geschah es: PENG! Holterdipolter.

Erschienen am: 
Montag, 21. November 2005

Die lustige Susi

Sie war ein fröhliches Ding gewesen. Ein Heitergemüt.
«Mein Frohfloh», hatte sie ihre Mutter zärtlich gerufen.
Weniger romantisch sah das ihre Gymnasial- klasse: «Lachsack-Susi!» Mit ihrem perlenden Gegagger konnte sie den andern schon auch mal zünftig auf den Sack gehen.

Erschienen am: 
Montag, 22. August 2011

Die Luft ist draussen und schmeckt überall gleich

Paris hat sein Parfum verloren. Londons U-Bahn-Schächte miefeln nicht mehr. Und in Rom schüttets wie in Basel oder Aeschi bei Spiez. Auf den Ramblas von Barcelona: Kleiderständer mit Billig-Shirts. Und: «Hier sprick deutsch!»
In den Grachten von Amsterdam Kleiderständer mit Billig-Shirts. Und: «Hier spööggele deutsch». Und auf den schönsten Plätzen dieser Welt: big Laune... big Mac.
Wir sind Weltbürger geworden - mit oder ohne Ketchup.

Erschienen am: 
Montag, 16. Juli 2007

Die Lichterkette

«Das wird noch ein Nachspiel haben!», tobte Silva Näf. Und liess die Haustüre ins Schloss krachen.
Energisch stieg sie aufs Rad und rief Zaha Kürsid zu: «Ganz abgesehen von den Mehrstromkosten sind diese Lichterketten ökologische Dreckschleudern!»
Zaha Kürsid wusste nicht, was «ökologisch» bedeutete. Auch «Dreckschleuder» war nicht in ihrem Deutschrepertoire. Die türkische Abwartsfrau wusste nur eines: Die Näf war wieder mal stinkesauer.

Erschienen am: 
Montag, 7. Dezember 2009

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