Christstollen

Er zog den Christstollen aus dem Backofen. Der Kuchen duftete herrlich – Pierre machte sich an die dicke Zuckerkruste. Drei Nachmittage lang hatte er einen Backkurs besucht.

Pascal, sein Sohn, hatte ihn liebevoll in die Arme genommen: «Du stresst dich einfach zu viel, Pa – sie bekommt es nicht mehr mit. Lass los!» LOSLASSEN? – NIE! WIE KONNTE ER ETWAS LOSLASSEN, DAS MIT IHM ZUSAMMENGEWACHSEN WAR? Er konnte Annick jetzt nicht im Stich lassen – auch wenn sie nicht mehr die Annick war, mit der er 42 Ehejahre geteilt hatte.

Erschienen am: 
Freitag, 15. Dezember 2017

Johann Wanner: Engelshaar und Lametta, aber echt

Foto: www.johannwanner.ch

Die Jagd auf Weihnachtsnostalgie…
Engelshaar, Vögel mit Glasschwänzchen, schwere Biedermeierkugeln, Lametta aus Staniol und Metall – alles heute kaum mehr aufzutreiben. Johann Wanner hat schon vor einem halben Jahrhundert die Nase gehabt – und alle Restposten aufgekauft…

«Ist das Engelshaar?» – Die ältere Frau vor dem Weihnachtsladen am Spalenberg schaut verträumt zu einem Bäumchen, das in einem zarten Glasnebel verschwindet.

Erschienen am: 
Donnerstag, 14. Dezember 2017

Ein Missverständnis und keine Weihnachtsgeschichte

Illustration: Rebekka Heeb

«…und bittascheen – kaane Männerbesuche!» – Die verwitterte Alte mit den kupferrot gefärbten Haaren und den Lockenwicklern drin schaute Nicole streng an.

«Schon recht», flüsterte die kleine Frau mit dem kleinen Rollkoffer. «Mir ist eh nicht nach Männern – danke.»

Der abgeholzte Rumpelbesen mit dem slawischen Akzent musterte die neue B&B-Kundin argwöhnisch: «Dääs soogen sie immer…»

Erschienen am: 
Dienstag, 12. Dezember 2017

Hund im Advent

Hans stierte aus dem Fenster. Über die Scheiben kullerten graue Regentränen. Alles war dunkel. AUCH DER GEMÜTSZUSTAND VON HANS.

Er schaute vorwurfsvoll zum dünnen Bilderrahmen, aus dem ihm eine rundliche Frau entgegenlächelte. «Du hast mich einfach alleine gelassen, Margreth!», brummte er.

Erschienen am: 
Freitag, 8. Dezember 2017

Der Nigerianer

Max fluchte. Sein «verdammich!» passte nicht zu den Jingle-Bells-Melodien, mit denen die Menschen im Einkaufscenter berieselt wurde.

ABER ES WAR WIRKLICH DER GAU, HIER ETWAS ZU FINDEN! Immer wieder wechselten sie den Standort von Zucker… Geschirrspülmittel… oder Küchenpapier. Mal hier. Mal dort.

BINGO – DA WAR WENIGSTENS DIE ZAHNPASTA!

Max wollte heute noch verreisen. Er konnte mit dem Weihnachtszirkus nichts anfangen. Also buchte er sich über Internet ein Hotelzimmer: SIZILIEN… TAORMINA… ZUM SCHNÄPPCHENPREIS.

Erschienen am: 
Freitag, 1. Dezember 2017

Paul «Pöili» Burkhalter: «Man muss die guten Stunden nur erkennen»

Paul Burkhalter, Hansdampf. Foto zVg

Sein Talk im Atlantis hat Geschichte gemacht – die Runde bleibt Legende: Theatermann Werner Düggelin, Couturier und Enfant terrible Fred Spillmann sowie die grosse Basler EDEL-Hure Elke.

Paul Burkhalter hat das Gefäss der Talkshow damals aus München in die Schweiz gebracht – als junger Fernsehmoderator. Und als Medienmann, der viele Jahre später noch eine neue Karriere als Theaterdirektor starten sollte.

Erschienen am: 
Donnerstag, 30. November 2017

Von den grossen Rollen, die man nie bekommt

Illustration: Rebekka Heeb

«…das geht nicht. Du bist ein Eseli!»

ARSCHKARTE GEZOGEN! SCHON IM KINDERGARTEN.

Es war meine erste schauspielerische Erfahrung. Nun ja – abgesehen von «Schneewittchen», wo ich den Seppentoni spielen sollte. Fräulein Zürcher sah mich schon dort eher im burlesken Fach. Und dieser Zwerg war ja so was von schief. Da hatten sich die Grimm-Brüder nicht allzu stark ins Gehirn gebissen.

Beim Krippenspiel nun wollte ich mich aber endgültig für die Charakterrollen starkmachen.

Erschienen am: 
Dienstag, 28. November 2017

Punkte

Angefangen hatte es vor zwei Jahren.

Louise hatte im Restaurant ihr Handy gezückt. Und den Teller – Nüsslisalat mit Ei – fotografiert.

URS SCHAUTE GENIERT UM SICH:

«Lass den Quatsch. Das ist ja oberpeinlich!»

LOUISE LÄCHELTE GEHEIMNISVOLL: «Lass mich nur machen!».

Sie zog das Handy dann noch beim Vegi-Schnittchen. Und beim Tiramisù.

URS WÄRE VOR SCHAM GERNE UNTER DEN TISCH GEKROCHEN.

Einige Leute schauten schon neugierig zu ihnen.

Erschienen am: 
Freitag, 24. November 2017

Von der Oliven-Ernte und den Tricks

Illustration: Rebekka Heeb

«Nein. Kein Öl dieses Jahr!»

Innocents Nase ist spitz. Das ist sie immer, wenn er mir vorrechnet, dass SPARSAMKEIT grossgeschrieben werden muss.

KEIN ÖL! DA IST ER ABER TOTAL MIT DEM FALSCHEN FUSS AUFGESTANDEN! Wir leben hier in der Toscana von Olivenbäumen umgeben. Sie sind die einzigen Pflanzen, die unter der Hitze nicht gelitten haben.

UND SIE HÄNGEN VOLL VON DEN WUNDERBAREN KÜGELCHEN, DIE – SO UNSER GÄRTNER GIANNI – «DAS BESTE ÖL DER TOSKANA GEBEN, SIGNORE!».

Erschienen am: 
Dienstag, 21. November 2017

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