Die Katze

Ernst schaute aus dem Fenster. «SHIT!» – bruddelte er. «BIG SHIT!» Draussen nieselte es fein. Die Tannenäste weinten Regentropfentränen.

ERNST FÜHLTE SICH BESCHISSEN. EINSAM. UND VERLASSEN – IM WAHRSTEN SINNE DES WORTES! Silva hatte ihm den Rücken gekehrt – nach 45 guten Ehejahren (wie er glaubte).

Nie hatte es gross Streit gegeben. (Na ja – einmal kam Silva hinter das Techtelmechtel mit Bruna, der Sekretärin. Er hatte die Beziehung aber sofort gestoppt.)

Erschienen am: 
Montag, 16. Oktober 2017

Der Alte

Elke schüttelte den Kopf. War das noch ihr Vater?

Der alte Mann hatte eben den Kellner so laut zusammengestaucht, dass an allen Plätzen die Unterhaltung augenblicklich verstummte.

«…dem habe ichs aber gehustet!», knurrte Wolfgang nun mit einem zufriedenen Blick. «MAN MUSS SICH NICHT ALLES GEFALLEN LASSEN – NUR WEIL MAN BEREITS MIT EINEM BEIN IN DER GRUBE STEHT!»

Erschienen am: 
Montag, 9. Oktober 2017

Von «Bad Sissi» und dem beinlosen General…

Illustration: Rebekka Heeb

«Da saans ja die feschen Burschen!» – Die Baronin drückt Innocent mit einem dramatischen Ruck an sich, sodass dessen Ohren aufgeregt sphärisch piepsen – als wären sie vom Mars neben Innocents Grauhaar-Toupet gelandet.

«Fesche Burschen» ist natürlich der totale Zucker.

Ich meine: Innocent und ich bringen zusammen mehr als anderthalb Jahrhunderte auf die Platte. Dazu: Knieprothesen, Zahnimplantate, Kunststoff-Gelenke, Arthrose und stets die Aufregung «machts mein Bypass noch?».

Erschienen am: 
Dienstag, 3. Oktober 2017

Die Joggerin

Hilde schüttelte den Kopf: «Verrücktes Huhn!»

Langsam fuhr sie an ihrer Nachbarin vorbei. Winkte. ABER LARA SAH HILDE NICHT.

Die Joggerin stierte auf ihr Telefon. Kapseln steckten in den Ohren.

PULS, HERZKLOPFEN, BLUTDRUCK – ALLE WERTE BLINKTEN AUF DEM HANDY AUF.

Erschienen am: 
Montag, 2. Oktober 2017

Vom chinesischen Hallstatt und Liesels Gebeinhaus

Illustration: Rebekka Heeb

«MOGST E FESCHS WAIBSBILDERL KENNENLERN?»

Liesel knallt mir den Ellbogen in den Bauch. Und kichert anzüglich. «Das Babserl is a haisse Nummer.»

WESHALB KAPIERT DIESER AUSGEGEILTE SCHLUTZKRAPFEN NICHT, DASS MICH WEIBER NUR SELTEN HEISS MACHEN?!

Sie denkt, jedes Mannsbild vibriere auf 100 Umdrehungen, wenn es Möpse vor dem Schnauzer hat. Und jedes Hosenbein versteife sich beim Anblick aufgeblasener Lippen,über die eine rosige Zunge flattert.

Erschienen am: 
Dienstag, 26. September 2017

Herz in Stein

Ilse blieb stehen. Ihr Herz klopfte wild. «Da habe ich mir zu viel zugemutet...» schimpfte sie mit sich selber. Es war niemand da, mit dem sie sonst hätte schimpfen können. Gottlob gabs eine Bank. Sie spürte, wie ihre Füsse schmerzten. Und sie lächelte leise: wenn Kurt sie so sehen könnte... sie, die um jeden Berg einen Bogen gemacht hatte.

Erschienen am: 
Montag, 25. September 2017

Vom Salzburger Abend und schäumenden Haar

Illustration: Rebekka Heeb

«Oh mei orms Haaserl.» Liesel, diese versaute Schleimkeule, schreit beim Anblick von Innocent in der Schlossauffahrt auf, als hätte sie noch nie einen Alten am Stock gesehen.

«Hott-er dy gschloogen, dieser brutoole Drecksock… mai orms Vanille-Schneggerl!»

« DA WIRD EINEM JA SCHLECHT OB SO VIEL ZUCKER», wehre ich weiteres Süssgesülze ab, bevor mir Innocent ins Diabetes-Koma kippt.

«Mai orms Buaberl, hotts di ummhi ghaun?! Oder bisch über sa bööse Goschan gschtoupert?»

Erschienen am: 
Dienstag, 19. September 2017

Brezn-Gretel

«Ach, Hans...» Sie steckten im Stau. Kurz vor Zürich. RUND UM ZÜRICH IST IMMER DIE GROSSE SAUEREI-STAUEREI.

«Ach, Hans...» – Trude nahm einen neuen Anlauf. Der kam nicht gut an.

Sie hatten Hans eben auf Herz, Augen und Demenz geprüft und ihm brummend den Führerschein auch mit biblischen 70 Jahren noch zugestanden – deshalb nun mehr als gereizt: «Trude, hier kann ich nicht halten! Du hättest halt zu Hause sollen und...»

Erschienen am: 
Montag, 18. September 2017

Andreas Beck: «Basel ist für mich kein Zwischenstopp»

Photo: www.theater-basel.ch ©Simon Hallström

Er will in die «Mägd».

MÄGD?

Weshalb?

«Ich mag die Küche hier – kleine Karte. Aber alles stets perfekt. Und der Ort liegt für mich bequem. Da schlendere ich nur über die Brücke und...»

Er – ein Kleinbasler. Andreas Beck hat seine Zelte «ääne am Rhy» (wie die Eingeborenen hier sagen) aufgeschlagen. Doch davon später.

Ich sitze in dem idyllischen Garten. Blättere meine Recherchen durch – es sind Notizen über eine Bilderbuchkarriere.

Erschienen am: 
Freitag, 15. September 2017

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