Pussibär

Ulla rieb sich das Genick: In der Adventszeit schmerzte es am meisten. Da war Hochbetrieb. Und ihre Halssäule ertrug keinen Stress. Vor sieben Jahren hatte ihr ein Freier eine Szene gemacht. Er stellte Forderungen, die nicht einmal ein Schwein erfüllen konnte. Und irgendwo hatte sie ja auch ihre Grenzen. Also sagte sie «NEIN». Mit dem Handkantenschlag hätte er ihr beinahe das Genick gebrochen. Der Mann machte sich fluchend aus dem Staub. Ein halbes Jahr war sie damals ausser Gefecht gewesen.

Erschienen am: 
Montag, 3. Dezember 2012

Polterabend

Cédric hangelte nach dem nackten Busen.
«Nicht berühren!», zischte das Mädchen auf dem Tisch.
«Duuu... duuu... dumme Sau!», lallte Cédric.
«Wichser», gab die Blondine zurück. Alles war falsch an ihr. Grundfalsch. Das Blond. Die Brüste. Das schrille Lachen.
Cédric sah nun rot. «Du Schlampe!», grölte er.
Dann versuchte er, sich auf das Tischblatt zu stemmen. Die Gläser zerbarsten am Boden.
Krachend donnerte er hinterher.
«CEDRIC!!!», schrien seine Begleiter.

Erschienen am: 
Montag, 2. Juli 2012

Politisches Gipfeltreffen

Walti zog sich den dritten Gipfel rein. Geräuschvoll. Vorher wurde das Hörnchen in den Cappuccino eingetaucht: «SCHLLLRRRRSCHH».
«Walti!»? das war Hildi.
Sie schaute ihn strafend an: «Du sollst nicht schlürfen. Und Gipfeli taucht man eh nicht ein. Ist ja schade, um den Buttergeschmack? der geht so total baden. Das war übrigens das dritte!»
Walti schaute verträumt zum Fernseher: «Weisst du noch, als der Mann die Gipfeli in alle Tassen reintauchte. DAS WAR NOCH FERNSEHEN!»

Erschienen am: 
Montag, 4. Februar 2013

Politische Farben

Eigentlich wollte ich hier etwas zum nervenden Problem schreiben: «WESHALB BLINKT EINE ESPRESSOMASCHINE MORGENS IMMER DANN, WENN EH JEDER ZU SPÄT DRAN IST MIT DER AUFFORDERUNG WASSERTANKFÜLLEN
Das Thema wurde von der Kommission abgelehnt.
Auch die übrigen Redaktionen aus der ganzen Schweiz füllen mir meine E-Mail-Post: «Was sagst du zu Blocher?? Bitte alles in 3000 Anschlägen!»
ICH HATTE NIE VOR, AUF BLOCHER ANSCHLÄGE ZU VERÜBEN.

Erschienen am: 
Montag, 22. November 2010

Pfeifender Hansi

«Er wird alt», dachte Irma.
Hans war eingenickt. Und dies bei seinem Lieblingsessen: Kaiserschmarren.
Es passierte immer öfter, dass Hans jetzt mitten im Alltag einpennte.
Peinlich wars, als der Tramführer ihn damals an der Endstation wachrütteln musste. Und er im ersten Augenblick gar nicht wusste, wo er war. Er hatte so schön geträumt? von seiner Arbeitswelt, wo er einst 130 Verkäuferinnen unter sich hatte.

Erschienen am: 
Montag, 21. Oktober 2013

Pasta Norma und sizilianische Gastfreundschaft

Als Umberto mich auf dem Flughafen von Catania abholte, zeigte sich der Himmel über der Stadt in den ­Farben eines Kardinalrocks.
Der Ätna sah aus, als würde er Zuckerwatte speien.
Fasziniert schaute ich zu all den rosigen Viola-Himmels­tönen. Sie ergaben einen ­Hintergrund, wie es Vallérie Tata, die 82-jährige Mutter der Travestie-Show «Vally?s Variété», nicht besser hinbekommen hätte.

Erschienen am: 
Dienstag, 12. November 2013

Partnerkrise

Als ich kürzlich im Badezimmer diese Elektromaschine über meine Zähne surren liess, diese vibrierende Bürste, die alle Resten raus und das Weiss reinzwingt, als ich also vorne und hinten mit meinen Zähnen beschäftigt war, spürte ich etwas im Nacken.
ES WAR INNOCENTS BLICK.
Natürlich kann einer nach 40 Jahren Partnerschaft nicht erwarten, dass dieser feurig heiss oder gar geil wie Nachbars Lumpi ist.
Aber ich habe mir doch ein bisschen mehr Freude in den trüben Pupillen des Lebenspartners erhofft.
NICHTS DA.

Erschienen am: 
Montag, 17. November 2008

Panne

Früher war alles einfacher. Mehr Lebensqualität. Mehr Genuss. Mehr Freude.
Also ich wills mal so sagen: Wenn du ins Tram eingestiegen bist, sass dort der Billeteur und riss dir aus einer Auswahl von bunten Papierblöckchen ein Billett ab. Zur Sicherheit knipste er das Ticket mit einer Zange, die dem Billeteur stets etwas Kompetentes gab. Dann verrechnete er die Dienstleistung mit ein paar Rappen.
Heute aber stehst du ratlos vor einem grünen Apparat. Verstehst nur Bahnhof. Und der ist nicht immer dein Fahrziel...

Erschienen am: 
Montag, 2. August 2010

Packende Verpackungsprobleme...

Nicole seufzte. Immer diese beschissene Kocherei! Der Eiskasten bot einen etwas welken Kopfsalat. Vier Bio-Eier. Ein Tellerchen Oliven, die vom Apéro mit den Schmids übrig geblieben waren. Und zwei Tomaten.
Die Tomaten schmeckten trotz Gen-Manipulation nach einem Schluck abgestandenem Wasser? das Manko bestand in der fehlenden warmen Sonne. Oder in zu wenig Genen.
Sie hatte noch drei Büchsen Thon. Aktionskauf. Also die ideale Basis für eine Salade Niçoise.
«Ich mache uns eine Salade Niçoise»? rief sie in die Stube.

Erschienen am: 
Montag, 17. Juni 2013

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