Erquickende Badekur

Vielleicht ist es ein Anachronismus? Ich meine: wer geht schon noch in die Bäder? Das war mal im alten Rom. Und zu Opis Zeiten, als der sich schröpfen liess. Heute schröpfen uns die Steuern. Und dazu muss keiner extra nach Abano.

Erschienen am: 
Montag, 28. Februar 2005

Erdbeercoupe

Als Kinder mussten wir stets in die Berge. Sie waren hoch. Ungemütlich. Und sie drohten.
Vater sah das anders: «Dort oben ist die Freiheit. Spürst du, wie es dich raufzieht?»
Ich spürte gar nichts. Ich spürte nur Lust auf einen Himbeercoupe im Café Schmid.

Erschienen am: 
Montag, 18. Juli 2005

Emanzipation

Seit Tagen überlege ich: ob. Oder ob nicht.
Die Gedanken gehen in Richtung SILIKON. Bis anhin war Silikon das Vorrecht der Frau. Denn obwohl immer wieder behauptet wird, Frauen seien gegenüber Männern im Hintertreffen (?!? - die Red.) - im Silikon sind sie's nicht.

Erschienen am: 
Montag, 14. März 2005

Eine runde Sache

Es war vor 28 Jahren, als Vally den ersten Kreis zeichnete. Sie war damals Hausfrau. Gustav, ihr Mann, leitete ein Unternehmen. Vally den Haushalt.
Ihre Hausaufgabe war «zu repräsentieren»? wie Gustav es nannte.
Er hatte sie vom Bürostuhl weggeheiratet. Vally war seine Sekretärin gewesen. Und die dritte Ehefrau. Nun präsentierte sie also. Bat zu Tisch. Steckte Blumenmilieus. Und kochte Kalbsbäckchen mit der Niedergarmethode.

Erschienen am: 
Montag, 20. August 2012

Ein Spiel für Beschränkte

O.k. Der Tag ist verschissen.
ES ist nicht aufgegangen. Nun läuft ER rum wie ein unausgegossenes Gewitter.
NICHT ZU REDEN MIT IHM!
Ständig murmelt er unverständliche Worte und Sätze wie «algorithmisch stimmt das nicht». Oder «die 3 ist doch der richtige Kandidat!».
SO ETWAS BEUNRUHIGT DOCH SEHR.

Erschienen am: 
Montag, 7. August 2006

Ein Papst und ein Waggis gehen eh nicht zusammen

über den Friedhof fegt eine Bise. Und wir fegen mit Mimosen über die Gräber. Die Mimosen sollen für unsere alten Fasnachtsfreunde blühen. Und natürlich tun wir das alles für Eigenbedarf. Will sagen: Wir baden in Erinnerungen und Gefühlen. Jedes Grab ist ein Stück «Ach weisst du noch?». Seit wir vor drei Jahren Pauls Mutter umsonst gesucht haben und uns schliesslich der Beamte auf dem Friedhofamt erklären musste: «Aber, aber meine Herrschaften - die 25 Jahre sind um.

Erschienen am: 
Dienstag, 15. Februar 2005

Ein bisschen Weihnachtsglück für Rosa

Die alte Frau betrachtete den Weihnachtsmann auf dem Schlitten. Als Kind hatte sie eine solche Kugel am Baum gehabt.
Rosa seufzte. «Lange her.»
«Heute ist der letzte Tag», lachte der Stand­verkäufer. «Ich gebe ihn für die Hälfte.»
«Danke», flüsterte Rosa. Und: «Das ist für mich immer noch viel zu teuer.» Etwas geniert fügte sie hinzu: «Ich habe nur die AHV, da macht man keine grossen Sprünge!» Rosa hatte ein Leben lang gearbeitet. Schneiderin. Sie besserte Blusen aus, setzte Reissverschlüsse ein, änderte Hosen.

Erschienen am: 
Sonntag, 23. Dezember 2012

Dünne Lippen

Sie hasste ihre Lippen.
Lisa schaute in den Spiegel. UND WAS SIE SAH, MACHTE SIE WÜTEND.
Weshalb hatten andere Weiber diese herrlichen Schmusemündchen? Oder ein paar weiche, stets leicht schmollende Kusslippen?
Und weshalb? HERRGOTTNOCHMAL!? hatte ER ihr nichts gegeben? BUCHSTÄBLICH NICHTS.
SEINE Beigabe waren zwei fadendünne Strichlein, die ihr energisches Vorstehkinn betonten. Und die leicht hakenförmige Nase noch grösser erscheinen liessen.
Von wegen Kussmündchen! Oder Herumschmuserei.

Erschienen am: 
Montag, 19. März 2012

Dschungel-Plausch

Es gibt doch diese Dschungel-Sendung.
Horror pur.
Halbseidene Promis verharren in einer Grube mit Riesenameisen.
Eine alte Dame muss junge Engerlinge schlucken. Und Spinnen spinnen mit spinnendünnen Spinnenbeinchen die Sesamstrassen-Omi ein. Kurz: Die Menschheit spinnt. Und fragt mich nicht, wie die Sendung heisst. Dschungel-Plausch oder so.
Jedenfalls scheiden die Weicheier mit Heulkrämpfen am Ende jeder Sendung aus? nur der Horror-Hero überlebt. Er bekommt eine halbe Million.

Erschienen am: 
Montag, 14. Februar 2011

Dreizehn gestohlene Trommeln und eine Mimose

Im Büro war es stickig.
Ernst, der jüngste Polizist in der Runde, riss die Fenster auf: «Lasst den Frühling rein! Gestern war letzter Bummelsonntag? der Winter ist endgültig vorbei!»
Max, der Chef und von allen nur als Meckerer-Max betitelt, schaute kurz ins Posten-Zimmer: «Herrgott? es zieht. Wollt ihr euch alle die Grippe an den Ranzen holen. Schliesst die Fenster!? Irgendwelche Vorkommnisse am Bummelsonntag?»

Erschienen am: 
Samstag, 12. März 2011

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