Von der grossen Gala und heisser Unterwäsche…

Illustration: Rebekka Heeb

«Es kommen alle!» – sagt ­Arthur.

Als ich Arthur das erste Mal begegnete, dachte ich, er sei sein Chauffeur. Ein schlaksiger Kerl im etwas abgetragenen Anzug zottelte auf mich zu. «Und wo ist Herr Cohn?», fragte ich ihn. «Herr Cohn bin ich», lächelte er schüchtern.

ARTHUR PASSIEREN IMMER SOLCHE DINGE.

Als er an der Award-Party in Los Angeles teilnahm, winkte ihn Liv Ullmann herbei: «Für mich bitte ein Glas Mineral, danke!» Fünf Stunden später, als er an der grossen Verleihung die Bühne betrat, rief die grosse Schauspielerin mit weit aufgerissenen Augen: «ICH GLAUBS JA NICHT – MEIN KELLNER HAT EINEN OSCAR GEWONNEN!»

Erschienen am: 
Dienstag, 4. April 2017

Herr Fritz

Karl schüttelte den Kopf: «Dass es so etwas noch gibt!» Er sass in einem der unzähligen, alten Wiener Cafés. Alles zeigte sich ein bisschen verstaubt: ausgebleichter Viola-Plüsch. Aber der Apfelstrudel kam ofenfrisch auf dem Teller. Er war mit einer Vanillesauce umflort, welche die Engel jauchzen liess.

Karl genoss die Tage in Wien. Er liebte die KK-Zeit – die Kaffeehäuser und Kuchen-Epoche. Und er liebte diese Stille in den Kaffeestuben, wo selbst die Kellner flüsterten, wenn sie denn mal kamen.

Erschienen am: 
Montag, 3. April 2017

Von harten Zuckerstangen und keinem Bier zu Sant’Agata

Illustration: Rebekka Heeb

«Die Prozession geht an eurem Balkon vorbei…» Umberto ist ganz aufgeregt. Zum ersten Mal kann er seine heilige Agata von oben herab betrachten. «Sie verkaufen hier alles auf den Strassen – nur kein Bier», beschwert sich Innocent. Seit wir hier sind, lässt er keinen guten Faden an der heiligen Agata. Immer wieder behauptet er, ein Appenzeller Alp­abgang sei viel lustiger – und auch kulinarisch der grössere Wurf.

Erschienen am: 
Dienstag, 28. März 2017

Einkauf

Natürlich. Sie standen Schlange. Bei Kasse 4 hatte einer einen Kilosack mit Zucker aufs Fliessband gestellt. Leider war der Sack gerissen und das Fliessband nun auf zuckersüsse Art blockiert. Bei Kasse 6 funktionierte das Lasergerät nicht. Es machte «Piiieeep». Gab aber bei allen Code­strichen immer nur 7 Centimes ein. Und «HERR JUHASZ – KASSE 6» – rief eine Mikrofonstimme verzweifelt. Die Kassen 1, 2, 3 waren geschlossen. Man sparte Personal ein.

Erschienen am: 
Montag, 27. März 2017

Von den süssen Brüstchen, die Minuzze heissen

Illustration: Rebekka Heeb

Innocent muffelt. Ich habe ihn um fünf Uhr morgen aus dem catanischen Hotelschragen prügeln müssen. Und jetzt ist er schräg drauf: «UND DAFÜR HABE ICH FERIEN!»

Umberto (vulgo: Umbi) erwartet uns schon an der Réception, die eigentlich nur ein Tisch und eine alte Glocke ist. HEUTE IST UMBIS GROSSER TAG. IN ­WENIGEN STUNDEN WIRD DIE HEILIGE AGATA IN DIE LUFT GEHEN. UND DURCH DAS VOLK VON CATANIA GETRAGEN.

Ein tragender Moment – für Innocent in ­diesem Moment aber nur «tragisch».

Erschienen am: 
Dienstag, 21. März 2017

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