Von der Mühe des Fliegens und einer Ente in Prag

Illustration: Rebekka Heeb

Natürlich bin ich zu früh. Ich bin an Flughäfen stets zu früh. Klare Angst: Du verpasst den Flieger. DIE JAHRE HÄTTEN MICH EINES BESSERN BELEHREN SOLLEN: MAN VERPASST HEUTE KEINE FLUGZEUGE MEHR. MAN WARTET AUF SIE, WIE DIE VERLASSENE BRAUT AUF DAS JAWORT VOR DEM ALTAR. Am Schluss geht gar nichts mehr. Flugzeug und Bräutigam haben Motorschaden – ES MUSS NACH ERSATZTEILEN UND NOTLÖSUNGEN GESUCHT WERDEN!

Ich durfte nach Prag. Frohe Laune also. ­Erstens ist Prag eine wunderbare Kulisse, in der aus jeder Ecke Formans «Amadeus» winkt.

Erschienen am: 
Dienstag, 18. November 2014

Die Knollenblätter-Tragödie

«Ich erwürge sie», dachte Hans.

«Ich bringe ihn um!», dachte Lore.

Es war die gute Basis für eine frohe Ehe.

Sie waren nun 27 Jahre verheiratet. Das war lange. «Allzu lange», dachte er.

«Viel zu lange», dachte sie.

Gut. Es gab die Scheidung. Aber so etwas hätten sie beide als Versagen empfunden. Unsportlich. So, als ob man einen Marathon-Lauf auf halber Strecke abbricht (er). Oder den Italienisch-Kurs für Fortgeschrittene nicht bis zum Ende durchsteht (sie).

Erschienen am: 
Montag, 17. November 2014

Von Rompipalle und «das sagt man einfach nicht»

Illustration: Rebekka Heeb

Die Italiener haben für «Nervensäge» ein Wort, das sie stets verschämt durch die Nase flüstern: «ROMPIPALLE!»

Ausgedeutscht heisst es so viel wie: einer, der jemandem zünftig auf die Eier geht.

Da die Italiener punkto Sex zwar gerne Bunga Bunga machen, aber oral doch mehr dem Rosenkranz verbunden sind, werden Ausdrücke unter der Gürtellinie (und dann gar in der Unterhose) kaum laut angewendet.

Erschienen am: 
Dienstag, 11. November 2014

Salto mortale

Der Dom war menschenleer.

Nur einer der ehrenamtlichen Wächter sass in einer der hölzernen Kirchenbänke. Sein Kopf lag auf dem Gebetsbuch.

Der Mann schlief. Und zog manchmal geräuschvoll den Speichel durch den zahnlosen Mund.

Monica fröstelte.

Erschienen am: 
Montag, 10. November 2014

Luzius Sprüngli: Licht und Schatten der Schokoladenseite

Sprüngli? Dazu noch Zürich? Klar, dass man unwillkürlich an die Schokoladenseite der Limmatstadt denkt: Süssschaumige Luxemburgerli. Pralinés mit Paradiesfüllung. Quittenpästchen für den Weihnachtsteller.

Ich warte im «Baur au Lac» auf einen dieser Schokoladen-Nachkommen.

«Wir treffen uns im Garten. Der ist prächtig…» – hat Luzius Sprüngli gemailt. Und dann gleich mal einen Tisch gebongt.

Erschienen am: 
Samstag, 8. November 2014

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