Hundeleben

Wulf gähnte.

«HUNDELEBEN!» – knurrte er dann.

Arne gab ihm einen leichten Kick. Ein knurrendes Tier war schlecht fürs Geschäft.

«Sei still, Hund!», knurrte er. UND WUSSTE NICHT, DASS DIE TROTTOIRMISCHUNG ZU ­SEINEN FÜSSEN WULF HIESS.

Der Hund hatte sich den Namen selber gegeben. Ein bisschen Hundewürde musste sein – und Wulf war ein Hund mit Charakter.

Seine Mutter war eine Pudeldame gewesen. Echte Lady. Mit zweimal Friseur im Monat. Dazu alter Adel: Lona von Kaiserberg.

Erschienen am: 
Montag, 18. Mai 2015

Von Mamsell Gruber und der Wiener Kaffee-Art

Illustration: Rebekka Heeb

Die kleine Frau bei «Demel» fällt auf. Wie eine Tortenschachtel im Leichenhaus. Oder ein ­blühender Kirschbaum in der Wüste. Ihr Kopf trägt ein ­grünes Hütchen. Darauf ­zittern ein Dutzend Federn in Regenbogenfarben. Die Vögel allerdings scheinen ausgeflogen zu sein.

DOCH DA SIND KIRSCHEN. VIELE KIRSCHEN. SCHWARZ WIE TEER. Immer wenn die dünnen Finger mit den blutroten Fingernägeln die Tasse zur Lippe führen, wackeln die Kirschen, als würde ein heftiger Wind durchs Hütchen ziehen.

Erschienen am: 
Dienstag, 12. Mai 2015

Muttertag

Er hatte nicht angerufen.

Den ganzen Sonntagmorgen hatte Herta auf sein Telefon gewartet.

Sie hatte den kleinen Apparat angestiert. Ihn ­hypnotisiert: «Lass Ralf daran denken … lass Ralf daran denken!»

Aber sie wusste: Es war umsonst.

Ralf dachte nur an sie, wenn er Geld brauchte.

Das Schlimmste war das Heim.

«Du hast es gut», hatte ihre Freundin Lore geseufzt: «Keine Geldsorgen. Alles wird erledigt. Null Probleme …»

Erschienen am: 
Montag, 11. Mai 2015

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