Von türkischem Seifenschaum und Kälte

Emil sagt immer. «In März schön... März kalt!»
Emil ist mein türkischer Hausmeister. Und Emil ist einer der beliebtesten, türkischen Vornamen. So ungefähr Rang neun auf der Skala «Welchen-Namen-­geben-wir-dem-Buben?»
HASTEWORTE! Unser Emil. Nur sagt hier keiner «Mille». Und mit dem Schweizer Komiker haben sies auch nicht. Überhaupt nicht mit Komik. Der türkische Witz ist für unseren Kulturbegriff oft ein unfreiwilliger.
WIR KICHERN ETWA HEITER AUF, WENN EMIL EINEN FAHREN LÄSST.

Erschienen am: 
Dienstag, 12. März 2013

Von Traugottchen und den Heiligen, die nicht hören wollen

Donnerstag Den heiligen Leonidus habe ich angefleht. Und ihm 120 Kerzen angezündet.
Ich meine: die Kirche leuchtete nach meinem Erflehen, wie «Basel, die Weihnachtsstadt». ALLES UMSONST.
Die Heiligen machen jetzt umweltbewusst auch auf Solarstrom und verachten meine wächsernen Opfergaben. Vielleicht ist Leonidus auch nicht für österreichische Geierwallys zuständig.
ABER ZUMINDEST DAS MIT DEM HUND HÄTTE MIR SANTO LEONIDO ERSPAREN KÖNNEN.

Erschienen am: 
Donnerstag, 25. Juni 2009

Von Tina Hörner und dem Maschendrahtzaun

Donnerstag Als Tina mir ihren ersten Besuch abstattete, wusste ich noch nicht, dass es Tina war.
Sie stand ganz einfach im Garten, bückte sich nach meinen blauen Glockenblumen. Und «goooohts no...!», rief ich erbost.
Da schaute mich Tina mit braunen, grossen Augen treuherzig an. Sie leckte verspielt die Lippen. Beugte sich wieder zu den Blumen.
UND WEG WAREN SIE!
«Du elende Kuh...!», tobte ich.
WIEDER DIESE AUGEN. WIEDER DIESER BLICK. Jetzt ging Tina wortlos zu den Rosen über...

Erschienen am: 
Donnerstag, 30. Juli 2009

Kääsfötzel

Ein Fötzel ist in Basel ein abgerissenes Stück Papier. Oder dann eben ein leicht schräger Hallodri.

"Kääsfötzel" - so nannte unsere Grossmutter ein köstliches Resten-Essen, das aus altem Brot und Käseresten "gebraut" wurde. Zusammen mit Salat ergibt das Ganze ein herrliches Nachtessen.

Und so wird's gemacht:

Zutaten: altes Brot, Käsereste, 1 Ei, Weisswein, Paprika, 1 Zwiebel (grob gehackt), Peterli, 1 Knoblauchzehe, Butter, gekochte Birnen

Von teuren Rosen in Istanbul und «Dönerese»

Muhamer kommt zum Nachtessen. Er wünscht sich Pasta. Und zwar «Bolognese». Und dann bellt er Erinnerungen in den Telefonhörer: «So wie wir sie bei Mamma Arioli immer hatten!»
Ich habe Muhamer seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen. Damals aber waren wir in Rom. Haben zusammen Wörter gebüffelt, Verben konjugiert ? und abends die Via Veneto unsicher gemacht. Heute ist die «Veneto» tot. Zu «unserer» Zeit aber kochte sie wie Spaghettiwasser. Und wir waren das Salz darin.

Erschienen am: 
Dienstag, 19. März 2013

Von telefonischen Umfragen und «Sie haben gewonnen!»...

Donnerstag Immer schellt das Telefon. Und immer will irgend mal einer deine Meinung.
AUFGEMERKT? WIR WAREN NOCH NIE SO GEFRAGT WIE HEUTE!
Denn jeder fragt.
Etwa zum Thema: «Trinken Sie zum Frühstück Milch? Oder Magermilch? Oder Ganzmagermilch?»
Und wenn Ganzmagermilch? WESHALB GANZMAGERMILCH? Und keine Magermilch?
Eigentlich trinke ich Kaffee schwarz. Das ist aber nicht der Punkt. DER PUNKT IST, DASS ICH HÖRNLI IN DER PFANNE HABE UND DIE ZU EINER PASTA-RÖSCHTI PRÄGLE.

Erschienen am: 
Donnerstag, 5. Februar 2009

Von Tauben, Grillo und Berlusconi

Innocent wollte Colombe. Tauben. Es sind diese Oster-Backdinger, welche Zuckermeister Giolitti in Rom am schönsten dekoriert. Die Panetone-Tauben erhalten von ihm ein Kalorienkleid, das noch süsser ist als ein Sonntagsfilm von Luise Rinser.
Der Glasurmantel ist pink und mit allerlei Zuckerstreusel verglimmert? dann drückt ihm der Konditor als Gipfel des Glücks einen Hauch von rosa Tüll in den Schwanz. Und der Vogel sieht aus, als hätte er demnächst seinen Auftritt in einer Transvestitenshow...

Erschienen am: 
Dienstag, 9. April 2013

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