Von Parma-Veilchen und der Drachenseite der Familie

Illustration: Rebekka Heeb

Als Kind wollte ich ein Schloss. Ich schaute mich in Kembserweg-Omis Dreizimmer­wohnung um. Und wusste: DAS IST ES NICHT!

Ein Château also. Dazu das ganze Pimporium: Diener, die vor mir auf halbmast knicksen würden. Und eine Kutsche, aus der ich dem ­huldigenden Volk lässig zuwinkte – ähnlich wie es der lustige Bub schon auf dem Kindersitzsattel des Velosolex seines Vaters tat. Aber natürlich nicht mit derselben Wirkung wie aus dem Sechsspänner in Gold.

Erschienen am: 
Dienstag, 8. März 2016

Das quadratische Ei

S i e war der Theatergänger.

E r nicht.

Er pflegte lieber einen gemütlichen Jass. Dazu ein Bierchen. Mit Schaum bis zum Rand.

«Du musst dein Niveau heben, Walti!» – hatte Hildi ihn vorwurfsvoll angeschaut. «Dein Geist ist einbetoniert in Sonntags-‹Tatort›, Jassrunde und Herrenwitze. DAS KANN DOCH NICHT DEIN GEISTIGES LEBEN SEIN!»

Erschienen am: 
Montag, 7. März 2016

Von Spiegeleiern – und wer zuerst da war

Illustration: Rebekka Heeb

Spiegeleier sind das Gelbe vom Ei. Zumindest kulinarisch betrachtet.

Ich meine: Zwei Eier hat jeder.

Sie gehören in den ­Eisschrank wie «Milch­schokolade mit Nuss». Oder Rollmöpse.

DIES ALLES FÜR DEN GROSSEN NOTFALL.

Der Notfall beginnt damit, dass die Bande in der «Big Bang Theory» in ihrer neunten Staffel Fast-Food-Reis vom Indian-Shop reinhoovert. SIE REDEN MIT VOLLEM MUND! Und schon regt sich in uns der Appetit.

Erschienen am: 
Dienstag, 1. März 2016

Zigarren

Walter leckte an ihrem Bauch.

«WALTER!»

Natürlich. Hildi machte gleich auf lautstark.

«Ich machs doch immer so…»

Machte er. Schon ein halbes Leben lag.

Zuerst schnupperte er einige Sekunden an ihrem Bauch. Ihr einzigartiger Duft machte Walter irgendwie glücklich. Das Parfum trug ihn weg in eine andere Welt – die Welt des Luxus: mokka- braune Frauen (heiss). Ein Cocktail (kalt). Und Sex. Sex. Sex.

Erschienen am: 
Montag, 29. Februar 2016

Vom Problem mit Servietten und «essen wie eine Sau»

Illustration: Rebekka Heeb

«Du isst wie eine Sau!» – ­Innocent stiert angewidert auf meine Krawatte. Auf dem seidigen Untergrund von lustig galoppierenden Hermès-­Pferdchen hat sich ein Stück Ei abgesetzt. Das flüssige Gelb klebt zwei Finger höher: auf dem Hemdkragen. Innocent schliesst gepeinigt die Augen: «Meine Mutter hat recht gehabt… nicht salon­fähig!» SEINE MUTTER HATTE EINEN PFERDEFUSS. SIE VERSPRÜHTE PECH UND SCHWEFEL. WENN SIE EINE KATHOLISCHE KIRCHE BETRAT, BEGANN DAS WEIHWASSER ZU KOCHEN.

Erschienen am: 
Dienstag, 23. Februar 2016

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