«In der Wachau hots an gonz feiner Tropfen...»
Mimpfeli
Die Mimpfeli erscheinen immer am Dienstag im Kulturmagazin der BaZ.
«Ach Buaberln? saans herzlich willkommen im Karajan Domäng»? das ist Liesel. Und ihre etwas seltsame Ausdrucksart.
Also echt: In München komme ich mir immer wie ein angedätschtes Landei mit verlorenem Dotter vor. Ich meine: Die Menschen hier sind alle so rundum schick. Mit Vuitton-Täschlein am Arm. Herrn Gucci um den Ranzen. Frau Chanel hinter dem Ohr? und einem Mercedes unterm Arsch.
Ein neues Auto muss her! Das alte kurvt noch auf drei Schrauben. Und mit offenem Boden.
DER REST IST ROST. UND DIE BARMHEZRIGE FÜHRUNG DES HERRN!
Wenn meine Grossmutter, die vornehme mit dem Ypsilon in Meyer wie auch in Lydia, wenn die schicke Oma also von ihrer Schwester Elly erzählte, war ihr Ton stets säuerlich.
In Adelboden schüttets. JAWOHL? ES SCHÜTTET NOCH IMMER!
Die Bergwelt hängt waschküchengrau vernebelt herum. Und man muss sich doch fast wundern, dass die Kühe noch nicht quaken.
NUN GUT. ES IST EIN VERSCHÜTTETER SHIT-SOMMER!
ÜBERALL.
Der Wildstrubel ist ein Adelbodner Berg. DAS STRUBBELIGE WAHRZEICHEN DES TOURISTENDORFS. Er sieht aus wie Omis Haarkamm, auf dem eine Koksprise Schnee liegt. Immer weniger Schnee. Klimaveränderung und so.
Das Haus steht im Regen. Und dieser schüttet durchs offene Dach. Auf der Wiese liegen Badewannen herum. In den Badewannen verkriechen sich verkohlte Puppenköpfe.
Walter sitzt im Esssaal.
«Hallo, Herr Humbel», ruft der Pfleger fröhlich. Und streichelt den Arm des Mannes, der da im Rollstuhl sitzt.
Walter lächelt.
Er schaut den Pfleger nicht an. Er fixiert eines der grossen Fenster. Und lächelt ins Leere.
Meine Grossmutter liebte das Vornehme? das Noble an und für sich. VOR ALLEM: AN SICH.
Ich schreibe da nicht von der Kembserweg-Omi. Die war Vaterseite. Schrubbte dreckige Böden für sauberes Geld. Und hatte zwei Knie, so breit wie Pfannkuchen aus der XXL-Bratpfanne.