«SCHEISSMUSIK!» - die Stimme gellte schrill. Und Nora legte die Geige seufzend zur Seite. Seit sie Mittel gegen ihre Schmerzen nehmen musste, gehorchten ihr die Finger schlecht.
Glossen
«Alle Mütter backen!» - Mias Kinderaugen schauten entsetzt: «...ich kann nicht ohne Kuchen kommen, Lucie!»
Lucie ist Mias Mutter - eine emanzipierte Frau, die nie wollte, dass ihre Tochter sie so rübenweich «Mammausi» nannte. DESHALB: «ICH BIN LUCIE - DAS GENÜGT!»
Elsie sass im Café über dem Markt. Sie freute sich an ihrem Himbeereis.
Sie schrie. Sie tobte: «IHR WICHSER UND HURENSÖHNE!»
Keiner hörte hin. Jeder kannte die rote Lola. Die Leute im Quartier nahmen die Ausbrüche mit demselben Schulterzucken hin wie Schmierereien an den Häusern. Oder Hundekegel auf dem Trottoir.
Irmi sass bereits am Kuchen. Helga schüttelte missbilligend die Locken. Sagte aber nichts. Nur: «Du siehst prächtig aus...»
«Was soll das?» - Hans schob den Mittagsteller entsetzt von sich. «Du hast Spaghetti versprochen! Das hier ist Gemüseauflauf. Und von Gemüse bekomme ich Durchfall »
Dolly hockte da. Sie machte Sudoku. Und nervte sich, weil die Sache nicht aufging.
SIE BADETE IN SELBSTMITLEID:
Weshalb schenkt Werner mir immer nur einen Migros-Hasen! Weshalb bin ich dick? Weshalb kann Huldi, diese dünne Dreckschleuder alles problemlos in sich reinschaufeln? Huldi war Werners Schwester. Und eh ein giftig geiferndes Ärgernis.
Er spielte den «Donauwalzer. Auf dem Piano stand ein Glas mit Weisswein. «Er trinkt nur Riesling», sagten die Kellner, wenn die Gäste dem Pianisten ein Getränk spendierten. Die Menschen im Restaurant plauderten. Flüsterten Liebesworte. Keiner hatte ein Auge für den Klavierspieler.
«FÜR MICH?»
Der Ausläufer der Blumenboutique Flora grinste sie an: «Jawolle Madame… schönes Rose für schönes Signora…»
Rosa war überrumpelt. Sie streckte dem jungen Mann einen Fünfliber hin. Dann zupfte sie das Kärtchen vom Papier: «DU BIST MEINE SONNE!» – las sie.