Elsie sass im Café über dem Markt. Sie freute sich an ihrem Himbeereis.
Die beiden Glacekugeln lagen in einem hohen Kristallbecher. «Die gute alte Zeit...», seufzte Elsie zu Madi. «Es gibt nur noch gefrorene Lutschstengel am Plastikstiel - oder Softice im Kunststoffbecher... aber hier: alles umweltfroh. KEIN ABFALL!».
Madi löffelte an ihrem Eiskaffee: «Die Preise sind auch sechsmal höher wie für einen Eislolly aus der Migros-Kühlkiste.»
«DAS IST ES DOCH - MADI! Alles schreit nach einer sauberen Umwelt - aber keiner will dafür berappen. Jetzt stell dir einmal diesen Glacebecher im «Kassensturz» vor. Man vergleicht ihn mit dem konfektionierten Eiskaffee von Denner. Natürlich schneidet unsrer hier schräg ab denn was die Fritzen nie benoten: Service... Ambiance... und die Umwelt!»
Elsie knurrte: «WIE LANGE MUSS ICH IM CENTER AN DER KASSE WARTEN, WEIL DER SCANNER WIEDER EINMAL SPINNT? BIS ER ENDLICH FUNKTIONIERT, IST MEIN GELATO LÄNGST SAUCE GEWORDEN...»
Elsie hält erhitzt inne.
«...dennoch holt jeder sein Eis im grossen Supermarkt. Keiner denkt an die Umwelt. Immer nur an den Preis. Rechne mal aus, wie viel Energie diese Kühltruhen in der Migros an einem Regentag unnötig verbrauchen . Bei Regenwetter will eh keiner Gelato. Sondern heisse Schokolade...»
Madi rümpft die Nase.
«Was ist nur in dich gefahren, Elsie? Machst du jetzt plötzlich auf Umweltfuzzi...?»
«NEIN!» - tobt die Freundin.
Sie hätte sich beinahe an der Waffel verschluckt: «ABER ICH HASSE ES, WENN ALLES SCHLECHTE DIESER WELT UNSEREN JAHRGÄNGEN IN DIE LATSCHEN GESCHOBEN WIRD Apropos Latschen. Hast du den neusten Modeschrei gesehen? Zum Partykleid tragen die Schönmenschen jetzt schweineteure Plastik-Badeschlurben von Gucci. Dazu halbhohe weisse Söckchen - ich bitte dich, Madi!»
«Mit deinem Hallux kannst du so etwas eh nicht tragen...», brummte Madi. «WILL ICH AUCH NICHT. Aber genauso wenig mag ich eine Welt retten, die an ihren Partys in Plastikschlurben mit Labelaufdruck abtanzt...»
«Fräulein - bezahlen!», rief Madi. Dann mit schrägem Blick zu ihrer Freundin: «Mit dir ist heute eh nicht zu reden, Elsie...»
Die Serviertochter kam an den Tisch: «Das Fräulein ist tot, Oma», bemerkte sie eisig.
Das Mädchen war kaum 20. Eine Studentin der Kunstgeschichte.
Es jobbte für ein Paar Gucci-Badeschlurben...