Von Ladurées schrillen Macarons und Pariser Chic
Donnerstag An der Decke fliegen Engel. Sie sind so zartblass wie stehen gebliebene Rahmtörtchen. Die Himmlischen umschwirren eine Jugendstil-Madame mit Hochsteckfrisur und enggeschnürtem Mieder. Madame trägt lächelnd eine Kuchenplatte in den Händen. Darauf: allerlei Backwaren. Und knackfrische Trauben.
UND DIES ALLES AM PLAFOND!
Dazu noch üppig vergipste Stuckatur, als hätten die Zuckerbäcker mit dem Rahmbläser gewütet.
Einmal Queen sein...
Manchmal träume ich davon, die Queen zu sein.
Jeder hat seine Macke.
Die Queen hat's gut.
Sie liegt in ihrem Himmelbett. Und keiner löchert sie mit dummen Fragen "wo ist die Zahnpasta?"(Innocent). Oder "gibt's keine Eier zum Frühstück " (mein Vater).
Die Queen hat einen Butler, der die Vorhänge aufzieht, ihre lässig dahingeworfene Unterhose aufsammelt und eine frische bereit legt. Dann sagt er leise "Hello - what a wonderful day".
Von Kuppelversuchen und einem Kropf
Tante Finni war die mit dem Kropf.
An ihrem Hals hing eine fleischliche Kugel. Gross wie ein Kinderkopf.
«Das ist mein Bubu», sagte das Finneli, wenn Kinder erschrocken darauf zeigten. Sie liess Bubu dann auf und abtanzen ? eine Technik, die sie mittels Hyperventilation und Luftanhalten beherrschte. Den Bubu-Tanz führte sie auch an Familientreffen, Hochzeiten und runden Geburtstagen vor.
Gespräch beim Frühstück
Gestern waren sie erstmals da. Eine Grossfamilie grüsste aus der Zuckerbüchse.
Ein Geschwisterpaar hing betäubt vor Glück an der Grenadinesirupflasche. «Wir haben Ameisen im Haus», alarmiere ich Innocent, der mit den Toten beim Espresso sitzt. «Mmm», murmelt er, «den alten Müller hats nun doch erwischt. Am Freitag ist die Abdankung?»
«Wir müssen diese roten Döschen aufstellen. Und einen weissen Kreidestrich ums Haus ziehen. Das mit dem Kreidestrich funktioniert tatsächlich?»
Von Kopfsalat mit Seele und der Vergesslichkeit
Walter sitzt im Esssaal.
«Hallo, Herr Humbel», ruft der Pfleger fröhlich. Und streichelt den Arm des Mannes, der da im Rollstuhl sitzt.
Walter lächelt.
Er schaut den Pfleger nicht an. Er fixiert eines der grossen Fenster. Und lächelt ins Leere.
Draussen regnet es. Nun hebt Walter den Kopf zum Pfleger: «Zeit für mein Mittagessen.»
«Das Mittagessen war vor einer Stunde. Sie haben die Pouletbrust sehr genossen, Herr Humbel.»
Reizender Besuch von ihr?
Sie machte mich verrückt. WAHNSINNIG. Ich sass an meinem Computer. Die Glosse soll in einer Stunde auf der Redaktion sein. Und dann kam SIE. War da. Einfach so. Weiss der Teufel, wer sie reingelassen hatte. «Hau ab!», brüllte ich. Eben hatte ich noch ein wundervolles Wortspiel: «Fitter Vetter und fetter Fitter»? UND SCHON MACHT DIESES BIEST ALLES ZUR SAU. Aus. Fertig. Die genialen Gedanken verflogen.
Carroll
Es ist am besten, ich sage es Ihnen gleich: also Carroll kann's mir nicht.
Jede andere. Aber nicht Carroll. (Gut. Erika ist das allerallerletzte. Aber Erika legen wir hier gleich mal ad acta. Erika ist kein Wort der Erwähnung wert. Vergessen. Und ab auf den Kompost).
Von knetenden Händen und Resthasen auf dem Kasten
Donnerstag - Die ersten umkreisen bereits die Zuckerbüchse.
Ein sich etwas individueller fühlendes Grüppchen aber hat sich über meine Resthasen hergemacht.
MEINE RESTHASEN!
Da meinst du zu halluzinieren?
Besondere Männer haben wieder Saison
Nun haben diese Gigolos wieder Saison. Kaum dass die Tage grauer und die Herzen dunkler werden, da tauchen diese besonderen Männer auf: strahlend braungebrannt. Mit dem süssesten Lächeln der Welt. Na ja? zum Anbeissen.
Und nicht nur für die Frauenwelt. Ihre Glatzen leuchten in der letzten Herbstsonne wie frisch poliertes Parkett. Am süssesten sind die Augen. Südliche Augen (die an spanische Nächte erinnern). Meistens braun? aber stets mit diesem verschmitzten Grinsen drin, dass jeder und jedem das Herz höher schlägt.