Jedes Jahr dieselbe Frage: WIE KOMME ICH AN DIE KRONE?
Natürlich ist dies eine Frage, die sich jeder Politiker und jeder Klatsch-Kolumnist täglich stellt. Denn die Krone ist noch immer das Highlight im grauen Würstchenleben. Und highlighten wollen wir schliesslich alle.
Ich bin immer wieder erstaunt, welche Faszination so ein Krönchen ausstrahlt.
Selbst Hallodris der Sonderklasse, Anarchisten oder Kultur-Fuzzis, die Sissi als «Brechmittel mit Himbeergeschmack» abtun, kommen ins Stottern, wenn sie es mit Majestät zu tun bekommen.
Aus den Memoiren der Beatles wissen wir, dass sich die Herren bei den Buckinghams vor Aufregung fast in die engen Jeans machten, als die Queen sie zu sehen wünschte. Erst Königin-Mutter konnte der Bande mit einer «bottle of gin» spirituell wieder zum Gleichgewicht verhelfen.
Herr Heesters, der älteste Operettenmann des Universums, hat alle Ehrungen der Theater- und Operettengeschichte erhalten.
Nur das holländische Königspaar hat ihn auf die Out-Liste gesetzt. DAS HAT DER «BESTE DANILO DER WELT» (so Hitler) NIE VERKRAFTET. Er hätte alle goldenen Bambis gegen ein gütiges Lächeln seiner holländischen Beatrix eingetauscht.
«Die Fürstin ist da». Ich erinnere mich an eine «Persönlich»-Talk-Show von Radio DRS im «Atlantis». Zu Gast war Gina von Liechtenstein. Die Sekretärin des Studios Basel rief mich an: «Du musst für ein Interview kommen... die Fürstin ist da!»
Sie musste keine lange Überzeugungsarbeit leisten: Ich warf die Krawatte mit den Zirkuselefäntchen an. Und jagte an den Klosterberg. Im Innern des -tis waren die Techniker beim Aufbau. Die Radioleute standen in kleinen Grüppchen herum. Ich wandte mich an eine der diskutierenden Damen: «Wo steckt denn diese Hoheit?»
Die Frau lachte hell auf: «Ach, Sie sehen auch aus, als hätten Sie mich mit einem Krönchen erwartet...»
Weiss der Himmel, weshalb in unsern Köpfen die Kronenmenschen immer mit Zepter, Gala-Uniform oder Diadem herumspuken.
Schon die Kembserweg-Omi hat sie alle auf einen kommunen Nenner gesetzt: «Wenn sie müssen, stinken sie alle gleich...»
Das mag ja sein. Dennoch umweht die Aristokratie eben doch dieser ganz spezielle Wind, der Fernsehsendungen heisslaufen und Illu-Seiten hochglänzen lässt.
Wenn ich da an meinen kleinen Liebling aus England denke? also da kann man sagen, was man will, aber verglichen mit den Wetterfeen oder Miss-Weibern macht das alte Mädchen einen verdammt guten Job.
PS: Natürlich liegt es mir fern, mit dieser Kolumne die kritische linke Leserschaft oder gar die 68er-Jünger des guten alten Ches und seines Kumpels Fidel zu verärgern (hier ist das Zepter übrigens immer die Zigarre). Nein. Ich wollte einfach nur sagen: WENN IHR MAL MUMM AUF SO EINEN KRONENTAG HABT? ÜBERMORGEN IST ES SO WEIT!
Das Krönchen ist zwar nur Goldkarton. Und die Chance, den richtigen Griff zu tun? wie in allen Monarchien? gering.
Dennoch: Es winkt ein herrlicher Kuchen.
Und schon Marie-Antoinette hat gesagt: «UNS die Macht? und dem Volk den Kuchen!» Oder so ähnlich.
Königskuchen
Montag, 4. Januar 2010