Von der Erbschaft und einem stinkigen Notarzimmer

Illustration: Rebekka Heeb

Der Anwalt war klein.

Schmuddelig.

Und er hatte gelbe Raucherzähne.

ICH HASSE GELBE RAUCHERZÄHNE.

O.k. – nichts gegen das Zigarrenpaffen.

DAS GILBT ARG.

Aber immerhin hat uns die Putzmittelindustrie Pasten entwickelt, die das Gelb rauszwingen. Und der Schaufel wieder das Blütenweiss einer unschuldigen Schneeanemone reinzwingen.

NICHTS VON ALLEDEM BEI DIESEM NOTAR MIT SEINEM LÄCHELN, DAS SO TRÜB WAR WIE UNGEPUTZTE KLOSCHEIBEN IM UNTERSUCHUNGSGEFÄNGNIS.

Erschienen am: 
Dienstag, 23. Oktober 2018

Speisesaal

Sergio beobachtete das alte Paar unauffällig.

Die beiden rührten ihn. Jeden Morgen begleitete die Frau ihren Gatten in den Speisesaal.

Wollte sie ihm den Arm geben, wurde er ungehalten: «Das kann ich gut alleine…»

SERGIO KAM AN IHREN TISCH: «GUTEN MORGEN – WIE IMMER?».

Beide schauten freundlich. Nickten synchron: «Wie immer, Herr Sergio – danke!».

Sie tauchten im Herbst auf. Und sie blieben bis zum ersten Schnee.

Erschienen am: 
Freitag, 19. Oktober 2018

Vom falschen Chauffeur in Meran und Anmache…

Illustration: Rebekka Heeb

«ACH, D E R? DER IST NUR DER CHAUFFEUR…»

Aber hallo! Ich glaube, ich träume!

Innocent lümmelt in der vornehmen Bar unseres noch vornehmeren Hotels in Meran. Er hat den Gehstock hinter dem Brokatvorhang versteckt und macht auf lässig:

«Was macht so eine schöne Frau wie Sie alleine an diesem Ort der abgewrackten Geister?»

Die «schöne Frau» ist satt gestrafft. Üppig gekleistert. Und mit Frau Ardens Abdeckfarben übermalt.

Erschienen am: 
Dienstag, 16. Oktober 2018

Regenbogen

Erna betrachtete die Frau.

Dann schloss sie ihr die Augen. Und strich nochmals die welken Wangen von Frau Matter.

Schliesslich ging sie in die Stube des grossen Hauses.

Die Tochter sprang nervös vom Stuhl auf: «Und?»

Erna nickte müde: «Sie ist über den Regenbogen...».

Die Tochter weinte ein bisschen: «...Irgendwie ist es eine Erleichterung!»

Erschienen am: 
Freitag, 12. Oktober 2018

Von dicken Lippen und Wespenstichen

Illustration: Rebekka Heeb

«SCHNAUSILEIN – KAFFEE FERTIG!»

Das bin ich auch.

Besonders wenn er das Süsswort «Schnausilein» ins Vokabular nimmt.

«SCHNAUSILEIN» IST MITTLERWEILE NÄMLICH 72, STARK ÜBERGEWICHTIG. UND SCHNAUST SCHON LÄNGST NICHT MEHR.

Es frisst wie zehn Milchkühe!

Geschnaust hat es vor 50 Jahren. Und so getan, als könnte es kein Küchlein anrühren …

HEUTE: REIN IN DIE FRESSE! UND AB AUF DIE HÜFTEN!

Deshalb: «Gibts keine frischen Gipfel?»

Erschienen am: 
Dienstag, 9. Oktober 2018

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