Fünf vor zwölf

Anni stierte in ihre Vitrine.

Es war ein altmodisches Buffet mit Glasfenster.

Es zeigte Momente ihrer letzten 80 Jahre.

Nun – Anni hatte ein einfaches Leben gelebt: Haushaltschule… Heirat… drei Töchter… der Höhepunkt war die goldene Hochzeit gewesen: vier Tage Venedig.

EINE PLASTIK-GONDEL ERINNERTE DARAN.

Hanni stierte noch immer auf den Platz neben der Gondel: Die Gold-Uhr von Max war weg.

Erschienen am: 
Freitag, 1. Februar 2019

Von Zahnarzt-Phobien und dem süssen Trost

Illustration: Rebekka Heeb

«Das ist bereits das dritte Mal!» Die Stimme am Telefon tönt leicht angekratzt. Und Frau Berger stinkig. «…beim ersten Mal wars eine Grippe. Dann starb ihre liebe Tante. Und jetzt haben Sie einen Küchenbrand?»

Okay. Tante Gertrude liegt seit 16 Jahren in der Gruft. Über die Grippe brauchen wir nicht lange zu diskutieren. UND BEIM KÜCHENBRAND HANDELT ES SICH UM VERKOKELTE LINSEN!

Erschienen am: 
Dienstag, 29. Januar 2019

Hypochonder

«Lore!»

Lore war in einem Traum.

Es war der Traum der Träume: Ein Diener brachte ihr einen Espresso ans Bett.

DER KAFFEE WAR ITALIENISCH UND HEISS.

DER DIENER AUCH.

Manchmal war Lore von dienstbeflissenen Geistern umgeben. Ihr grosszügiger Gatte weckte sie mit dieser kleinen blauledernen Geschenkbox, in der die Diva im Film von ihrem Liebhaber stets einen 18-Karäter überreicht bekam.

SO MACHTE ERWACHEN SPASS.

Aber eben: alles Träume!

Erschienen am: 
Freitag, 25. Januar 2019

Von Snoopy im Tumbler und Chanel N° 5

Illustration: Rebekka Heeb

Ganz fest drückte ich meinen Liebsten an mich.

Sein Kopf lag unter meinem Arm. Sein Bauch auf meiner Nase.

«ER STINKT GEWALTIG!», musste Innocent die Idylle stören. «ZEIT, DASS DU IHN WIEDER MAL WÄSCHST!»

Fünf Stunden später war mein Herzblatt im Tumbler eingeklemmt. NICHTS GING MEHR.

Noch habe ich dieses schreckliche, dumpfe «BLUMM… BLUMM» in den Ohren, wenn sein dicker Bauch an die Trommel knallte. Und danach: ALARMPIEPSER!

«Innocent!»

Er kommt herbeigeeilt.

Erschienen am: 
Dienstag, 22. Januar 2019

Helmut Hubacher: «Basel war Liebe auf den ersten Blick!»

Zu Tisch mit -minu: Helmut Hubacher

Er ist schwer zu erreichen. Auf dem Telefonapparat spricht der Beantworter. Auf der Faxmaschine pfeift es schrill.

Also lasse ich Tonnen von Papier durch: «KÖNNEN WIR ZUSAMMEN ESSEN?»

Dann endlich – seine Stimme am Hörer: «Klar. In der Kunsthalle. Ich esse aber mittags nur wenig. Gut frühstücken, ja. Und abends schlagen wir nochmals zu. Mit Apéro. Und allem Gemütlichen. Aber mittags: bescheiden!».

Erschienen am: 
Sonntag, 20. Januar 2019

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