Von Albträumen und einer Klassenzusammenkunft

Illustration: Rebekka Heeb

Der Absender war «Heinrich Meier». Ich drehte den Brief in den Händen herum. «Meier? Meier? – Heinrich?»

Und plötzlich sah ich ihn vor meinen Augen: klein, mit Schnauzer und mit diesem ewigen Optimismus, mit dem er auch die Lateinarbeiten anging!

«D Meise!» – durchzuckte es mich. Und: «Was will denn der? Das ist doch jetzt auch schon ein halbes Jahrhundert her. Und …

Die 50 Jahre gaben den Anlass zum Brief.

«Vor genau 50 Jahren haben wir das Maturzeugnis in die Hände gedrückt bekommen…»

HABEN SIE.

Erschienen am: 
Dienstag, 8. August 2017

Cümülüs

Annick schaute von der Kasse hoch: «Cümülüs?»

Sie war Elsässerin. Gab sich französisch. Aber weil sie bei der Schweizer Kundschaft auf Elsässisch Super-Sympathiepunkte sammeln konnte, «babbelte» sie bei der Arbeit gerne Dialekt.

«Bongschuur» – automatisch liess sie verpackte Kartoffeln über den Scanner schweben.

Erschienen am: 
Montag, 7. August 2017

Lächelnde Resi

Sie hiess Resi. Und Resi war eine Kuh. Daran gab es nichts zu rütteln.

Deshalb: «Diese Kuh kommt mir nicht ins Haus!», sagte Walter und zog empört an seiner Tabakpfeife.

Er stand auf dem Balkon des Chalets. Und schaute zu, wie seine Elsie den gefleckten Fladenscheisser mit Salzstangen fütterte.

Resi mochte Salzstangen – und Elsie rief giftig zum Pfeifenrauch: «Die Resi frisst mir aus der Hand... das ist bei dir schon lange her, Walti!»

Erschienen am: 
Montag, 31. Juli 2017

Von versiegelten Lippen und Plateau-Schuhen

Illustration: Rebekka Heeb

Natürlich war es nicht die königliche Kutsche.

Es war meine Insel-Karre. Sie hat 220 000 Kilometer am Arsch. Ist mit Möwenkacke zugekleistert. Und die Klimaanlage funktioniert nicht.

«Mach einfach die Fenster runter», sage ich zu Karl. «Dann ist es wie Lüftung!»

Karl schaut mich mit diesem eisigen Blick an, den die Engländer sonst nur für ihre neue Mutter Theresa haben, seit sie bekannt gab, dass der Eierpreis erhöht wird.

Erschienen am: 
Dienstag, 25. Juli 2017

Verblasstes Tattoo

«HIMMEL – BIST DU SPIESSIG!» – Ellen schaute ihre Mutter wütend an.

«ALLE HABEN EIN TATTOO ALS LIEBESBEWEIS!»

Annick schrie genervt : «ABER DOCH NICHT AN DIESER INTIMEN STELLE! WAS WILLST DU DEINEM NÄCHSTEN KERL SAGEN, WENN ER DA PLÖTZLICH EINEN FROSCH VOR DEM SCHUSS HAT…?!»

«Es gibt keinen nächsten Kerl. Ich liebe mein ‹Fröschli›!»

Erschienen am: 
Montag, 24. Juli 2017

Seiten

-minu RSS abonnieren