Das Kostüm

«Huuugi - welches Kostüm nimmst du für dein Zyschtigs-Ziigli?»

Luggi stand stirnrunzelnd im Bügelzimmer - den Fasnachtskasten weit offen. Sie war sauer. Der Kasten überquoll an bunten Kostümen.

Gestern noch hatte sie zu ihrer Freundin Irma am Telefon gestänkert. «Bei mir dreht er jeden Rappen um. Aber für die Fasnacht werden die Räppli mit beiden Händen rausgeworfen. Jedes Jahr ein neues Kostüm. Dann noch eines für den Zyschtig - und mir vergällt er ein neues Gucci-Deuxpièces...»

Erschienen am: 
Freitag, 28. Februar 2020

Von einer türkischen Kostümschneiderin und den «Spatzehirni»

Illustration: Rebekka Heeb

Azra nahm einen Schluck vom dampfenden Tee. Sie hatte ihn mit drei Löffeln Honig gesüsst.

Dann schaute sie zum Foto auf dem Buffet: ihre Eltern. Fein gerahmt. Schmal. Aber Silber. Davor: eine getrocknete Rose. Und eine flackernde Kerze.

«Ich darf nicht krank werden, Ana - die Kleider müssen fertig sein. Es ist ihr grösstes Fest!»

DIE MUTTER LÄCHELTE VERSTÄNDNISVOLL. SO WIE SIE IMMER VERSTÄNDNISVOLL GELÄCHELT HATTE. DER VATER SCHAUTE GRIMMIG - ALS MACHTE IHM WIEDER DIE MILZ ZU SCHAFFEN.

Erschienen am: 
Dienstag, 25. Februar 2020

Die Mehlsuppen-Probe

schaute Martin lange an: «Ich bringe das nicht!»

Tiefer Seufzer: «Deine Mutter findet mich eh das Letzte. Keine, die nicht in ihren Kreisen schwimmt, kann diese Mehlsuppen-Probe bestehen...»

Vorgeschichte: Anke kam als deutsche Studentin aus Berlin nach Basel. Auf der Uni traf sie erstmals Martin - bei beiden Schlug der Blitz ein.

Aber eben - als der Sohn seine künftige Braut ankündigte, herrschte Stille im kühlen Esszimmer.

Dann: «Was ischs fir e Gebooreni?» (deutsch: AUS WELCHEM STALL KOMMT SIE?)

Erschienen am: 
Freitag, 21. Februar 2020

Vom ersten Morgestraich und von Eltern, die es nicht draufhatten...

Illustration: Rebekka Heeb

Mein erster Morgestraich verbrachte ich auf dem Rücken meines Vaters.

Ich war vier. Wir standen in der Aeschenvorstadt. Ernst, der Billeteur meines Vaters, war Pfeifer bei der Lälli. Und die marschierte beim Goldenen Sternen ab.

ERNST WAR DER EINZIGE AKTIVE PFEIFER, DEN VATER KANNTE. BEIM THEMA FASNACHT WAR DER SECHSER-TRÄMLER NÄMLICH STUR WIE DIE SCHIENEN, AUF DENEN ER FUHR: «Männer in Frauenfummeln? Ja, wo gibts denn so etwas?! SICHER NICHT BEI UNS!»

Wie so oft im Leben hatte sich der Vater getäuscht.

Erschienen am: 
Dienstag, 18. Februar 2020

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